Verhandeling over de inlandsche Plantgevvassen, omtrent vvelker nuttige eigenschappen men met grond vervvagten kan, dat, ten nutte van het vaderland, verdere nasporingen kunnen vvorden gedaan, aan vvelke de Hollandsche maatschappy der Weetenschappen de goude medaille heest toegevvezen; door Steven Jan van Geuns, Matth. Z. Haarlem 1789. 8. Wenn man einen aufmerksamen Blick auf die allmäligen Fortschritte der Pflanzenkunde wirft, so ist es auffallend, das verschiedene Interesse zu beobachten, mit welchem die einzelnen Theile dieser vielumfassenden Wissenschaft bearbeitet werden. Die Lehre von den äusseren Kennzeichen der Gewächse, die Botanik im engeren Sinne des Worts, hat schon in diesem Jahrhundert einen Grad der Genauigkeit erlangt, welche sie nur durch das Bestreben und den glücklichen Wetteifer so vieler thätiger Männer gewinnen konnte. Ueberall geschehen mühsame Nachforschungen, Entdeckungen. Mit wie vielen neuen Arten werden nicht jährlich unsere künstlichen Systeme bereichert? Wie viel ältere, schon bekannte Arten werden nicht richtiger bestimmt, genauer geprüft? Aber während der Zeit, daß so Viele die Natur in ihren äusseren Formen zu beobachten suchen, bleiben Physiologie der Pflanzen und die Lehre von ihrem Nutzen fast völlig vernachlässigt. Köhlreuter, Hedwig, Medicus und Gärtner drangen freylich mit glücklichem Erfolg in den organischen Bau der Gewächse ein. Jeder Deutsche wird ihre Namen mit Dankbarkeit nennen. Aber wie wenige sind dem schwierigen Wege dieser vortreflichen Männer gefolgt, und bey wie vielen Streitfragen stehen wir nicht noch eben da, wo schon ein Grew oder Hales nicht weiter dringen konnten. Die Lehre von dem Nutzen der Pflanzen schien sich, dem allgemeinen Bedürfniß der Menschen gemäß, mehrere Liebhaber versprechen zu dürfen. Die zunehmende Volksmenge, das politische Verhältniß der Staaten, alles reizt uns an, die natürlichen Schätze unseres Bodens zu benutzen. Dennoch sind nur wenige Politiker, die den Werth dieser Schätze erkennen, die sich träumen liessen, daß unter den elenden Flechten manches kostbare Farbematerial versteckt ist, daß es ausser der Eiche noch manche Gerbepflanzen giebt, daß man durch inländische Pflanzenvollen den Import der asiatischen und westindischen vermindern könne, u. s. f. Desto ruhmvoller ist es für die Harlemische Societät der Wissenschaften, daß sie durch eine Preisfrage Untersuchungen über den Nutzen der einheimischen Gewächsen veranlaßt hat, und noch dazu in einem Lande, dessen fleissige Bewohner sich weniger mit der Erzeugung natürlicher Produkte, als mit Manufakturen und Handel beschäftigen können. Holland ist, seiner Lage und seines vortreflichen Anbaus wegen an wildwachsenden Pflanzen nur arm. Wie viele Vortheile es dennoch aus dem Gewächsreiche ziehen könnte, wird in vorliegender Schrift sehr einleuchtend gezeigt. Die Natur, und scheint sie auch noch so kärglich ihre Güter ausgespendet zu haben, ist immer unerschöpflich; die Werke des menschlichen Kunstfleisses vergehen, aber die organische Schöpfung entwickelt immerdar aus sich selbst neues Leben, neue nutzbare Kräfte! Der Verfasser vorliegender Preisschrift liefert nicht etwa ein trocknes Verzeichniß von Farbe-Gerber-Salz- und Weberpflanzen, die in seinem Vaterlande wachsen. Er hat vielmehr das Ganze mit so viel Geschmack bearbeitet, so viel physikalische und botanische Bemerkungen eingestreut, daß seine Schrift eine sehr angenehme Lectüre gewährt. Die besten deutschen und französischen Schriftsteller sind überall benutzt, und Hr. van Geuns zeigt sich hier wieder als ein gelehrter Naturforscher , von dem wir in der Folge noch manches nützliche Werk zu erwarten haben. Möchte doch bey unserer deutschen Unkunde in der holländischen Litteratur vorliegende, auch für unser Vaterland interessante Abhandlung bald übersetzt erscheinen! G.