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Alexander von Humboldt: „Abhandlung vom Wasser im Basalt“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1790-Abhandlung_vom_Wasser-1> [abgerufen am 29.03.2024].

URL und Versionierung
Permalink:
https://humboldt.unibe.ch/text/1790-Abhandlung_vom_Wasser-1
Die Versionsgeschichte zu diesem Text finden Sie auf github.
Titel Abhandlung vom Wasser im Basalt
Jahr 1790
Ort Helmstedt; Leipzig
Nachweis
in: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunst und Manufacturen 7:1:5 (1790), S. 414–418.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Fraktur (mit rund-r, Umlaute mit superscript-e); Antiqua (mit lang-s) für Fremdsprachiges; Auszeichnung: Schriftgradvergrößerung; Fußnoten mit Asterisken.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: I.2
Dateiname: 1790-Abhandlung_vom_Wasser-1
Statistiken
Seitenanzahl: 5
Zeichenanzahl: 4613

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Abhandlung vom Waſſer im Baſalt.

Der lebhafte Streit, welcher ſeit zwanzig Jah-ren uͤber den vulkaniſchen oder neptuniſchen |415| Urſprung des Baſalts gefuͤhrt wird, hat eineMenge vorzuͤglicher Mineralogen veranlaſt, diegenaueſten Unterſuchungen uͤber die Natur dieſesMinerals anzuſtellen. Dennoch iſt es auffallend,daß bey ſo vielen ſorgfaͤltigen Bemuͤhungen einUmſtand bisher uͤberſehen worden iſt, der fuͤr dieLithogeneſie ſehr wichtig zu ſeyn ſcheint. Hr. de Luc, Collini, und andere deutſche, hollaͤndiſcheja ſelbſt brittiſche Gelehrte haben den UnkelerSteinbruch, an der weſtlichen Seite des Rheins,zwiſchen Andernach und Bonn, beſucht. DieHoͤhe ſeiner gegliederten Saͤulen, ihre ſonderbareZuſammenfuͤgung und ihre faſt ſeigere Lage gegenden Horizont, erregten immer allgemeine Bewun-derung. Man zaͤhlte die Seitenflaͤchen der Ba-ſalte, man maaß ihre Laͤnge und Dicke, manglaubte aufgeſchuͤttete Laven zu ſehen, fuͤr dieman verwitterten Mandelſtein hielt, — aber manvergaß die Stalaktiten zwiſchen den Prismen, denWaſſerkies im Baſalt, die oft 3 Zoll breiten Oli-viten, und, was das wichtigſte iſt, die mit Waſ-ſer gefuͤllten Hoͤhlungen. Die Unkeler Baſaltſaͤulen, welche gewiß zuden haͤrteſten Mineralien unſers Vaterlandes ge-hoͤren, enthalten in ihrem Innern Hoͤhlungen, vondenen die groͤſten 3-4 Zoll tief ſind. Ihre Ober-flaͤche iſt voͤllig eben, ſo daß an kein Durchſinternzu gedenken iſt *). Sie ſind ganz mit reinem Waſſer
*) Sollte es wohl nicht auf aͤhnliche Art geſchehenkoͤnnen, als ſolches in die bekannten euhydriſchen
|416| gefuͤllt, welches beym Zerſchlagen der Prismen,dem Steinhauer oft entgegen ſpruͤtzt. Als ich imHerbſte 1789 und im Fruͤhjahr 1790 die UnkelerBaſalte unterſuchte, fand ich ſelbſt die Hoͤlung,aus denen das Waſſer ausgelaufen war. AlleSteinhauer, bey denen ich nachfragte, verſicher-ten das Waſſer vielmahl geſehen zu haben. Eswaͤre ein beſonderer Skeptizismus an dem Daſeyndeſſelben zu zweifeln.
An beyden Ufern des Rheins, ſoweit die Ba-ſalte ſich erſtrecken, ſah’ ich nichts, was einenvulkaniſchen Urſprung voraus ſetzt. Die Bims-ſteinlager bey Neuwied und Andernach allein koͤn-nen den Mineralogen irre machen. Selbſt Dolo-mieu, der auf den Liparen ſo vortrefliche Ent-deckungen machte, geſteht, daß der Bimsſteineins der raͤthſelhafteſten Produkte ſey. Nicht alleVulkane werfen Bimsſtein aus, weil ſie nicht alleden Grundſtoff dazu enthalten. Aber alle Bims-ſteine ſetzen auch nicht die Naͤhe von Vulkanen
Chalcedonkieſel (ſ. Ferbers Briefe aus Waͤlſch-land. S. 21. und 61.) eindrang, welche ſich in denLaven der vicentiniſchen Gebirge finden. In dieHoͤhlungen und Blaſen der erkalteten Laven, ſchwitztenemlich das Waſſer durch unmerkliche feine Riſſe,bildete darinn ſtalaktitiſch die Chalcedon-Kugelnund verſchloß ſich zuletzt ſelbſt auf dieſe Weiſe denAusgang. Man ſehe auch uͤber das in vulkaniſchenSteinen befindliche Waſſer Rome de l’Isle Cry-ſtollogr. (Par. 1783. T. II. p. 37. 142.) C.
|417| voraus. Die Bimsſteine bey Andernach liegenin wagerechten Schichten, die mit Schichten vonThonerde abwechſeln. Beyde ſtreichen parallelluͤber einander her. Gleiche Lage laͤſt gleiche Ent-ſtehung vermuthen. Eben die Fluthen, welcheTerebrateln, Pektiniten, Chamiten u. ſ. w. her-beyfuͤhrten, konnten dieſe nicht auch den leichtenBimsſtein aus entfernten Gegenden *) weg-ſchwemmen, und ihn in unſern unvulkaniſchen Ge-genden abſetzen?
Die Erſcheinung des Waſſers im Baſalte ſcheintein neuer Grund fuͤr den neptuniſchen Urſprungderſelben zu ſeyn. Als die Baſaltmaſſe noch weichwar, trockneten wahrſcheinlich die aͤußeren Theileder Maſſe geſchwinder ab, und die Waſſer bliebenin der erhaͤrteten Rinde eingeſchloſſen. Die An-haͤnger der vulkaniſchen Hypotheſe, werden diesPhaͤnomen auf eine andere Weiſe erklaͤren. —Ich begnuͤge mich, den Mineralogen ein ſonder-bares, und wenig bekanntes Faktum vorgelegtzu haben, unbekuͤmmert, ob das Waſſer in den Unkeler Baſalten durch Abtrocknung und Verdik-kung erkaͤlteter Daͤmpfe entſtanden ſey. Soviel, als vorlaͤufige Anzeige deſſen, wasich an den Baſalten neues zu bemerken glaubte.Mehrere phyſikaliſche und mineralogiſche Nach-
*) Z. B. in Island. Man ſtaune nicht uͤber die Weite,ſondern erinnere ſich des nordiſchen Treibholzes.
|418| richten uͤber Linz, Linzhauſen und Unkel, miteiner philologiſchen Unterſuchung uͤber die baſalt-aͤhnlichen Steine der Alten u. ſ. f. findet man ineiner kleinen Schrift, — (Mineralogiſche Beob-achtungen uͤber einige Baſalte am Rhein ꝛc.) —welche in der Schulbuchhandlung in Braunſchweigerſcheint.

v. H — t.