Digitale Ausgabe – Übersetzung

Brief an die Zeitschrift Cosmos

Wir haben vom Freiherrn Alexander von Humboldt einen Brief erhalten, aus dem wir einige Zeilen veröffentlichen zu dürfen glauben. „Mein lieber Herr Abbé… Ich war, ich gebe es zu, und Sie mögen meine germanische Freimütigkeit bitte entschuldigen, ein wenig erschrocken über die Verwandtschaft mit der Familie der Hekabe, in die Sie mich, ohne mich mit ein paar Zeilen vorzuwarnen, einreihen. Die Freundschaft hat auch mythische Tendenzen. Zu überschwenglich gehaltene Lobreden auf Greise reizen zur strengen Prüfung dessen, was sie hervorgebracht haben. In Rücksicht auf die wohlwollende Absicht, die Sie geleitet hat, bitte ich Sie, Herr Abbé, den erneuten Ausdruck meiner Gefühle hoher und herzlicher Achtung entgegenzunehmen, die ich Ihren Arbeiten seit so vielen Jahren entgegenbringe. Ihr ergebenster und gehorsamster Diener Berlin, 7. Oktober 1858 Alexander Humboldt P.S.: Bitte bringen Sie mich auch dem Gedächtnis von Herrn Goldschmidt in Erinnerung, dessen seltener Scharfsinn und bewundernswerter Eifer mit so vielen Erfolgen gekrönt worden sind, die den Annalen der Geschichte der Astronomie des XIX. Jahrhunderts eingeschrieben sind.“ Wie können wir dem erhabenen Greis unsere Dankbarkeit und unsere Bewunderung ausdrücken für diese so feinfühligen, von noch so fester Hand verfaßten Zeilen? Wir haben erfahren, daß Herr Humboldt in einem zweiten Brief, am selben Tag an den ständigen Sekretär, Herrn Élie de Beaumont, geschrieben und im geheimen Ausschuß der letzten Sitzung der Akademie verlesen, seine edle Bescheidenheit auf angenehme Weise gegenüber dem verteidigt hat, was er die kompromittierende Indiskretion seiner überschwenglichen Freunde nannte. Er hatte gerade gleichzeitig erfahren, daß wir sowohl seinen Namen dem astronomischen Himmel einschreiben, als auch daß der Fürst Demidoff der Akademie seine Marmorbüste vermacht hatte. Die Verwandtschaft mit Hekabe und der akademische Sockel erschreckten ihn ein wenig; er mußte sich mit Gewalt zurückhalten, um sich nicht gegen die doppelte Ehre zu versteifen, die ihn aus Frankreich und Italien erreichte. Vielleicht fürchtete der ehrwürdige und kosmopolitische Altmeister der Wissenschaften auch, daß der Name Alexandra auf dieselbe Ablehnung treffen würde, die den Namen Victoria unter Bann gestellt hatte; dem wird nicht so sein, und wir freuen uns, es zu beweisen; unsere Initiative hat im Gegenteil überall nur Unterstützung erfahren; dies ist ein Beleg mehr, daß die Hoheit der Wissenschaft eine mindestens ebenso universelle Macht besitzt wie die Hoheit des Diadems. Wir lesen im wöchentlichen wissenschaftlichen Journal der Ewigen Stadt: „Der Direktor der Corrispondenza scientifica zu Rom übersendet dem vortrefflichen Herrn Abbé Moigno seine Glückwünsche zu dem entwickelten und ausgeführten schönen Gedanken, bei dieser Gelegenheit den Namen des erhabenen Humboldt auch in der Unermeßlichkeit des Weltraums zu verewigen.“1 Seinerseits hat das Journal der königlichen astronomischen Gesellschaft zu London sich festzustellen beeilt, daß der durch Herrn Goldschmidt entdeckte Planet Alexandra genannt worden ist.