Digitale Ausgabe – Übersetzung

Ein Originalbrief von Humboldt –

Hübsche Empfehlung an einen amerikanischen Offizier

(Korrespondenz des Pennsylvania Inquirer) Washington, 7. Februar 1857 Da es sonst nichts gibt, das in der politischen Welt besonders interessant oder wichtig wäre, werden Sie und Ihre Leser sich über den Schatz freuen, das weiß ich, den ich Ihnen in Form eines Originalbriefes des ehrwürdigen und hochbetagten Humboldt schicke. Er wurde noch nie zuvor veröffentlicht, und ich freue mich, das Medium zu sein, das ihn der Welt in den Spalten des Inquirer zuerst mitteilt. Aufgrund der ausnehmenden Bescheidenheit seines Empfängers erhielt ich ihn nur mit einiger Schwierigkeit, aber mir wurde eine im Besitz des parlamentarischen Komitees für Kartendrucke befindliche Übersetzung anvertraut, ich schicke sie Ihnen ganz, zum einen weil es sich um eine großartige Empfehlung für einen herausragenden und verdienten Mann handelt, dessen edle Dienste von seiner Regierung schlecht vergolten wurden, und weil sie Passagen über seinen Verfasser enthält, die überall von allgemeinem Interesse sein werden. Das handschriftliche Dokument ist äußerst interessant und charakteristisch und wird zweifellos von seinem gegenwärtigen Besitzer als ein Erbstück in Ehren gehalten werden. Sofern Stolz überhaupt zu rechtfertigen ist, hat er gewiß das Recht, sich seiner zu erfreuen, nachdem er solch ein Zeugnis aus solch einer Quelle empfangen hat. Was folgt, ist eine wörtliche Übersetzung des Briefes. „Ich suche nach Worten, um Ihnen zum Ausdruck zu bringen, wie sehr mich der edle Beweis Ihres Andenkens berührt hat, den Sie mir geschickt haben – die bewunderungswürdigen Bände, die Sie über Chile und über die herrlichen Kordilleren, die es begrenzen, veröffentlicht haben. In gewisser Hinsicht charakterisiert Ihr Werk eine Epoche, denn in den Zeiten von Bouguer und La Condamine waren die Wissenschaft weniger fortgeschritten und die Instrumente und Methoden weniger vervollkommnet. Sie haben zugleich die Astronomie, die Geographie, die Geologie und in gewissem Maß die beschreibende Naturgeschichte bereichert. Ein Werk, das in so prächtiger Manier herausgebracht wurde, verdient wohl den Titel einer „Astronomischen Expedition der Vereinigten Staaten zur See“. Nächst Ihnen ehrt es die Regierung, die es unternahm und förderte. Ich las es in der Nacht Seite für Seite mit ständig steigendem Interesse; und obwohl mich Ihr großzügiges Geschenk in der beschwerlichsten Zeit meines Lebens erreichte, da meine Gesundheit kein geringes Leiden bedeutet, konnte ich es genießen und Ihnen meine Bewunderung für ein Werk aussprechen, das alles, was seit den Zeiten von Bouguer und La Condamine über Südamerika veröffentlicht wurde, bei weitem übertrifft. Abwechslungsreich in seinen Darstellungen, reich an himmlischen, magnetischen, geographischen und historischen Fakten, für das alles bedarf ich einer Ruhe, die mir nicht vergönnt ist. Ich sollte mich darauf beschränken, Gewinn aus Ihren Beobachtungen zu ziehen, und indem ich Ihnen hierfür die herzlichste Dankbarkeit zum Ausdruck bringe, hoffe ich, daß ich den nächsten Band noch erleben werde. Sagen Sie mir, ob er die umfassenden astronomischen Beobachtungen der Parallaxe enthalten wird – des unmittelbaren Gegenstands Ihrer wichtigen Expedition; Ihre magnetischen Beobachtungen (die Intensität interessiert mich aufgrund meiner eigenen Forschungen vor langer Zeit in Peru außerordentlich); der Anblick des südlichen Himmels; und Ihr Bericht über die Lichtstärke von Eta Argus, den Sie so hell sahen wie Canopus? Obwohl ich einen Teil meines Lebens damit verbracht habe, sie zu vermessen, erachte ich das Phänomen der absoluten Höhe von Bergen als keines von großer Wichtigkeit; werde ich um eine Antwort auf die Frage gebeten, ‚Welches ist der höchste Berg Amerikas?‘, sollte ich jedoch die Zahlen angeben können, die als die genauesten gelten. Ist der höchste Berg also der Aconcagua, der Sahama oder Ihr Tupungato, auf einer südlichen Breite von 33° 8’? In der Tabelle auf Seite 13 stellen Sie fest, daß er 22.458 Fuß habe, und auf der Karte nach der Vermessung von Herrn Pissis, gegenüber Seite 48, lediglich 22.016 Fuß. Welche dieser Zahlen erscheint Ihnen wahrscheinlicher? Die trigonometrischen Messungen scheinen gleichermaßen abzuhängen von den barometrischen Abschätzungen der Basis. Halten Sie das Ergebnis des Herrn Pissis für Aconcagua von 22.301 Fuß für verläßlicher als das, welches uns Fitzroy gab, der es mit 21.766 Pariser Fuß ansetzte? Obwohl wir nach der Korrektur durch Pentland 22.431 Pariser Fuß annehmen sollten. Kellet zufolge hat der Aconcagua eine Höhe von 21.567 Pariser Fuß oder 23.004 Englischen Fuß. Welchen dieser Messungen geben Sie den Vorzug? Der Chimborazo sollte ebenfalls neu vermessen werden. Nach meinen Beobachtungen, die in Riobamba Nuevo gemacht wurden, glaube ich, daß seine Höhe 20.100 Pariser Fuß beträgt. Der Kunchingunga hat 4.406 Toisen. Die Gebrüder Schlagintweit waren an den Hängen des Ibi-Gamin in Tibet und fanden sibirische Muscheln in einer Höhe von 20.886 Französischen Fuß!  Empfangen Sie, verehrter Freund, meine freundlichen Grüße, A. v. Humboldt, Berlin, 8. September 1856.“