Digitale Ausgabe – Übersetzung

Madame Ida Pfeiffer

Diese kluge und mutige Dame, die zu ihrer eigenen und zur öffentlichen Unterhaltung mehr als einmal die Welt umrundet hat, befindet sich nun in London und geht unverzüglich nach Madagaskar. In letzter Zeit erfuhr sie viel Ehre unter kontinentalen Gelehrten. Die naturkundlichen Gesellschaften von Berlin und Amsterdam wählten sie zum Ehrenmitglied. Sie wurde vom preußischen König nach Potsdam eingeladen, empfing die Humboldt-Goldmedaille für Künste und Wissenschaften sowie als Zeichen einer nicht weniger befriedigenden Wertschätzung einen Brief von Alexander von Humboldt selbst, von dem wir hier eine Übersetzung wiedergeben: „All diejenigen, die in verschiedenen Gegenden der Erde ein Andenken an meinen Namen bewahren und eine Zuneigung für meine Werke, bitte ich nachdrücklich, die Überbringerin dieser Zeilen mit freundlicher Anteilnahme zu empfangen und mit ihrem Rat zu unterstützen. Fräulein Ida Pfeiffer, die nicht nur wegen ihrer edlen Beständigkeit gefeiert wird, welche sie unter so vielen Gefahren und Entbehrungen zweimal um den Erdkreis geführt hat, sondern vor allem für die liebenswürdige Einfachheit und Bescheidenheit, die ihre Werke durchdringen, für ihre Wahrhaftigkeit und Menschenliebe, für die Richtigkeit ihrer Urteile sowie für die Unabhängigkeit und zugleich die Sanftheit ihrer Empfindungen. Da ich das Vertrauen und die Freundschaft dieser schätzenswerten Dame genieße, tadele ich sie lediglich – obwohl ich nicht umhin kann, sie dafür zu bewundern – für diese unbändige Energie des Charakters, die sie überall gezeigt hat, wohin sie gerufen wurde, oder ich sollte wohl eher sagen, getrieben, von einer unbezwingbaren Leidenschaft für die Erforschung der Natur und der Bräuche der verschiedenen Menschenrassen. Als ältester lebender Reisender verspürte ich das Bedürfnis, Fräulein Ida Pfeiffer diesen schmalen Beweis meiner hohen und respektvollen Wertschätzung darzubieten. (Unterzeichnet) ALEXANDER VON HUMBOLDT. Potsdam, 8. Juni 1856.“