Digitale Ausgabe – Übersetzung

Brief von Humboldt

Den folgenden Tribut an den Geist, der in Angelegenheiten wissenschaftlicher Forschung von Amerika ausgeht, enthält ein Brief des angesehenen Reisenden und Philosophen Baron Alexander von Humboldt an J. G. Flügel in Leipzig.  Unsere wissenschaftlichen Landsleute werden wohl stolz sein auf ein solches Zeugnis: „Mein verehrter Doktor, ich beeile mich, Ihnen in nur wenigen Zeilen meinen besten Dank auszudrücken (da ich seit gestern in allen Schrecken eines Umzugs von Potsdam nach Berlin begriffen bin) für Emorys sehr interessante Reise und für Gilliß’ Berichte über die Messung der Parallaxe in Chile sowie über die astronomische Länge von Washington. Ich hatte wegen Emorys Bericht bereits eigens nach New York geschrieben. Für einen Vorsintflutler wie mich, der, aufgrund der Färbung seiner Ansichten und seines Wissens um die Schönheit des Landes, mit ganzer Seele an dem Neuen Kontinent hängt, … ist es erfrischend und erfreulich, die rasche, großartige Entwicklung des wissenschaftlichen Geistes in den Vereinigten Staaten zu verfolgen und die Beteiligung der Regierung an einer dreijährigen Expedition nach Chile anerkennen zu können, die unternommen wurde, weil ein Professor in Marburg es wünscht, und dabei hört in Europa niemand auf ihn. Wir verdanken Frémont, Emory, Wislizenus, den Leutenants Abert und Bache, durch ihre sehr gute Vermessung der Küste, ausgezeichnete Arbeiten in Hypsometrie, Astronomie, Botanik und Geognosie, ebenso wie der Umsegelung unter Charles Wilkes. In meinen Ansichten der Natur, Band II, S. 388–392, sprach ich mit allem Ernst von der Möglichkeit eines ozeanischen Kanals durch den Isthmus von Panama. Mögen diese Worte endlich ein Echo in Nordamerika finden und durch die Zeitungen verbreitet werden. Auf Englisch können sie in Fräulein Sabines Übersetzung von Humboldts Ansichten der Natur, Band II, S. 319 nachgelesen werden: ‚Punkte, in welchen die Untersuchung vernachlässigt wurde.‘“ Mit großer Hochachtung bin ich Ihr untertänigster A. Humboldt Berlin, 22. Dezember 1849