Einfluß des Willens auf den Elektromagnetismus
Herr von Humboldt hat einen Brief an Herrn Arago gerichtet, aus welchem der
illustre Sekretär folgenden Auszug mitteilt:
„Weder die Scherze der Redakteure gewisser Zeitungen über die deutsche Leichtgläubigkeit noch die bisher von zwei Physikern und geschickten Experimentatoren erhaltenen Resultate konnten meine Überzeugungen, den willentlichen Einfluß der Muskeltätigkeit auf Bewegung und Richtung der astatischen Nadel des Galvanometers betreffend, erschüttern. Wir haben vor kurzem eine weitere Erprobung in den Räumen von Herrn Emil du Bois Reymond durchgeführt. Ich habe zu dieser Sitzung Herrn Mitscherlich eingeladen, unseren gemeinsamen Freund, dessen große Erfahrung im Umgang mit optischen Instrumenten und mit Instrumenten der Physik im allgemeinen Dir bekannt ist. Herr Mitscherlich hat bestätigen können, was Herr du Bois entdeckt hat und was seit Jahren mehr als dreißig Personen, die sich mit physikalischen oder physiologischen Forschungen befassen, hier an sich selbst versucht haben. Spannte Herr Mitscherlich die Muskeln des linken Armes an, versetzte er die Nadel augenblicklich in Bewegung, und zwar in der von Herrn du Bois vorausgesagten Richtung, so daß sie einen Strom von der Hand zur Schulter des kontrahierten Armes anzeigte. Als er seinen rechten Arm anspannte, sah Herr Mitscherlich die Nadel sich in die entgegengesetzte Richtung bewegen, aber in einer geringeren Zahl von Graden, weil die Intensität des Stroms, den die Muskelbewegung entwickelt, nicht immer in beiden Armen gleich ist. Herr Mitscherlich hat den Versuch einige Tage später noch einmal allein mit Herrn du Bois wiederholt. Er hat mir erlaubt, sein Zeugnis davon in diesen Zeilen zu zitieren. Da ich mich selbst seit mehr als einem halben Jahrhundert dieser Art von physiologischen Forschungen widme, ist diese Entdeckung für mich von größter Bedeutung; es ist ein Phänomen des Lebens, wahrnehmbar gemacht durch ein Instrument der Physik.“