Digitale Ausgabe – Übersetzung

Neue Nachrichten von Herrn de Bompland, aus einem Brief von Herrn von Humboldt an Herrn Arago, den ständigen Sekretär der Académie des Sciences

„Berlin, den 26. August 1832 Das aufrichtige Interesse, welches das Institut stets bekundet hat, wenn in seinen Sitzungen der Name meines Freundes und Reisegefährten Herrn de Bompland fiel, das tätige Wohlwollen, mit dem die Académie des Sciences versucht hat, die fruchtlosen Bemühungen um die rasche Befreiung des Gelehrten zu unterstützen, machen es mir zur Pflicht, diese Zeilen an Sie zu richten. Mehr als ein Jahr war seit den ersten Nachrichten über Herrn de Bomplands Ankunft in der Provincia de Misiones verstrichen. Keiner seiner Briefe war nach Europa gelangt, und die Eltern des Herrn de Bompland, die in La Rochelle wohnen, teilten meine Besorgnis. Endlich war mir dank den Bemühungen des Herrn Baron Delessert das Glück beschieden, direkte Nachrichten zu erhalten. Aus dem Brief von Herrn de Bompland, datiert in Buenos Aires am 7. Mai 1832, erfahre ich, daß einige Zeilen, die ich ihm Ende Juli vergangenen Jahres aus Paris gesandt hatte, ihn im Januar 1832 während seines Aufenthaltes in Corrientes, nicht weit vom Zusammenfluß des Paraná und des Paraguay, erreicht haben. „Ich bin“, schreibt er, „in all meinen Arbeitsvorhaben, mit denen ich aus Frankreich hierher gekommen war, behindert worden. Ein Unstern hat mich seit fünfzehn Jahren verfolgt; ich möchte glauben und hoffen, daß mir, nachdem ich Paraguay verlassen habe, ein glücklicheres Geschick beschieden ist. Seit ich wieder unter meinen Freunden bin und von neuem mit der Zivilisation und mit Europa in Verbindung stehe, habe ich meine früheren Arbeiten zur Naturgeschichte mit größtem Eifer wieder aufgenommen, um so bald wie möglich in mein Vaterland zurückkehren zu können. Meine Sammlungen aus Paraguay und den portugiesischen Missionen sollten seit März in Buenos Aires eingetroffen sein. Ich erwarte sie mit heftiger Unruhe und werde sie gleich nach ihrer Ankunft (die unmittelbar bevorstehen muß) an den Herrn Minister für auswärtige Angelegenheiten in Paris senden mit der Bitte, er möge die Kisten dem Museum für Naturgeschichte übergeben lassen. Der Jardin des Plantes wird nicht nur meine Sammlungen aus jüngster Zeit erhalten, sondern auch jene Herbarien, die ich in Corrientes und in Buenos Aires gerettet habe, vor allem mein allgemeines Herbarium und die geologischen Ergebnisse von unserer Reise. Dieser Sammlung werde ich die Gebirgsarten beifügen, die ich zuletzt zusammengetragen habe, sowie jene, die ich mir in wenigen Tagen auf meinen Exkursionen nach Montevideo, Maldonado und zum Cabo Santa Maria werde verschaffen können. Ich befinde mich hier im Haus des Ritters de Angelis, eines Neapolitaners, der mich mit größter Gastfreundschaft aufgenommen hat; Du hast ihn einst in Paris in der Gesellschaft der Gräfin Orloff gesehen. Ich finde hier jegliche Unterstützung bei der Versendung meiner Sammlungen nach Frankreich. In den portugiesischen Missionen ist der Boden so fruchtbar und die Vegetation so reich, daß ich mich verpflichtet fühle, noch einmal dorthin zu reisen. Ich denke, daß jene, die ihr freundliches Interesse an meiner sofortigen Rückkehr nach Europa bekunden, diese Reise nicht mißbilligen werden. Es wäre grausam, abzureisen, ohne die Botanik mit so vielen bemerkenswerten Gewächsen zu bereichern. Meine Sammlungen werden zwei neue Arten von Convolvulus enthalten, deren Wurzeln alle wohltätigen Eigenschaften des Salep besitzen. Ich hoffe auch, daß die École de Médecine einige Versuche zur Anwendung dreier sehr bitterer Rinden durchführen lassen wird, welche von drei neuen Arten einer Gattung stammen, die zur Familie der Simarubeae gehört. Diese Rinden haben den Geschmack von Chinin-Sulfat und wirken äußerst heilsam bei Dysenterien und anderen gastrischen Störungen. Könnte ich nach ihrer Anwendung in Paris hier noch Auskünfte über die Wirksamkeit dieser Rinden erhalten, so würde ich vor meiner Abreise versuchen zu veranlassen, daß unsere Krankenhäuser damit beliefert werden.“ Diese Miteilungen meinte ich aus dem Brief des Herrn de Bompland zitieren zu sollen, mit dem Bedauern darüber, daß andere, früher geschriebene Briefe wahrscheinlich verlorengegangen sind. Empfangen Sie, usw.“