Antwort auf den vorangegangenen Brief
In einem offiziellen Schreiben vom 21. Juli haben Eure Exzellenz mir die Gefühle der Zuneigung und Wertschätzung übermittelt, mit welchen das mexikanische Volk und Seine Höchste Regierung meine bescheidenen Studien zu würdigen geruhten. Bei einer Laufbahn, die ganz und gar der Förderung der Wissenschaften gewidmet ist und der Achtung der ewigen Prinzipien, von denen der Fortschritt der Vernunft und die Verbesserung der öffentlichen Institutionen abhängen, hätte nichts meiner Selbstliebe so sehr schmeicheln können wie diese großzügigen Worte, so edel und anregend formuliert: ich möchte meine Bitte an Eure Exzellenz hinzufügen, diesen Ausdruck meines tiefen Respekts und meiner ewigen Dankbarkeit an Seine Hoheit zu übermitteln. – Wenn die Werke, die ich veröffentlicht habe, irgend etwas Gutes bewirken konnten, dann ist das nur meiner Liebe zur Wahrheit zuzuschreiben, der Reinheit meiner Gefühle und der Bewunderung für ein Land, das von der Natur so glücklich bedacht wurde. Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, zurückzukehren (die Erlaubnis meines Königs vorausgesetzt), um noch einmal die majestätischen Kordilleren von Anáhuac zu sehen; noch einmal ihre Naturschätze zu erkunden und den Anblick des wachsenden Glücks zu genießen, das die freien Institutionen und die Künste der Friedenszeit ganz sicher im Schoß der Republik Mexiko hervorbringen werden. – Mit meiner inständigen Bitte an Eure Exzellenz, der Höchsten Regierung meine Dankbarkeit zu übermitteln, beeile ich mich noch einmal, meinen Gefühlen tiefster und aufrichtigster Hochachtung Ausdruck zu verleihen, und verbleibe, Euer Exzellenz, Ihr demütiger und gehorsamer Diener –
Alexander von Humboldt. –
Paris, den 6. November 1824. –
An seine Exzellenz Herrn Minister der Republik Mexiko, Don Lucas Alamán.
Brief des Herrn Baron an seine Exzellenz den Herrn Präsidenten dieser Republik
Eure Exzellenz, Herr Präsident – mit respektvollster Zuversicht wende ich mich an den obersten Sachwalter der Republik Mexiko, den die Nation in freier Wahl kürzlich in eine so herausragende Position berufen hat, diesen Garanten der Milde und der Linderung der Leiden der Benachteiligten. Wie befriedigend ist es für mich, mir vorzustellen, daß ich mit meiner ersten Eingabe an die Höchste Regierung eines Landes, dessen Schätze und nationale Reichtümer ich in Europa bekannt gemacht habe, durch mein inständiges Bitten einer Familie in Not Trost verschaffen könnte! Ich habe heute erfahren, daß Oberst Karl Benesky, den ich selbst nicht kenne, obwohl er aus Preußen stammt und ein Landsmann von mir ist, der in den jüngsten Kriegen meiner Heimat große Dienste geleistet hat, durch einen Irrweg in seiner politischen Meinung dem Schicksal von Don Agustín de Iturbe gefolgt ist.
Ein greiser Vater und zwei Schwestern, die ehrbaren Familien angehören, fürchten, daß er sein Leben verlieren könnte. Sie haben sich an mich gewandt in der Hoffnung, meine Stimme werde mit Freundlichkeit gehört und meine Bitten könnten die Freilassung eines Sohnes und Bruders erwirken, dessen Aufenthalt in Amerika an den Ufern des Rheins bisher nicht bekannt war.
Die alte Welt hat die Großherzigkeit bewundert, welche die mexikanische Nation der Familie des ehemaligen Kaisers hat zuteil werden lassen. Mögen Eure Exzellenz mir diesen besonderen Wunsch erfüllen, auch zugunsten von Oberst Benesky diese große Milde walten zu lassen und, zum Trost für seinen unglücklichen Vater, die Todesstrafe in eine Ausweisung aus dem Staatsgebiet der Republik Mexiko umzuwandeln. In meinem Stolz auf meine Verbindung zu einem Land, für das Sie, Eure Exzellenz, so große und edle Opfer gebracht haben, wende ich mich mit diesem Bittgesuch in vollstem Vertrauen an Sie. Ich verbleibe mit tiefster Ehrerbietung, Eure Exzellenz, Herr Präsident, Ihr untertänigster und gehorsamster Diener: –
Alexander von Humboldt. –
Paris, den 10. Dezember 1824. –
An Seine Exzellenz den Herrn Präsidenten der Republik Mexiko, General Don Guadalupe Victoria.