Digitale Ausgabe – Übersetzung

Geographische und politische Tabellen des Königreichs Neu-Spanien

mit Angaben zu Fläche, Bevölkerung, Landwirtschaft, Fabriken, Handel, Bergwerken, Staatseinkünften und Militärmacht

Seiner Exzellenz dem Vizekönig Don José de Iturrigaray vorgelegt vom Baron von Humboldt

Oberfläche und Bevölkerung Neu-Spanien mit den Provincias Internas [Inneren Provinzen] hat 5.764.700 Einwohner auf einer Fläche von 81.144 Quadratmeilen, was einer Einwohnerzahl von 71 und drei Achtel pro Quadratmeile entspricht. Dieses Reich ist fünfmal so groß wie die Spanische Halbinsel (die 15.700 Quadratmeilen mit 10.062.000 Einwohnern umfaßt, das sind 641 pro Meile) und erstreckt sich vom 16. bis zum 38. Breitengrad; es mißt in seiner größten Ausdehnung von Südsüdost bis Nordnordwest 490 Seemeilen bei 20 auf einen Grad und in seiner größten Breite von O nach W auf dem 30. Breitengrad vom Río Colorado in Texas bis zur Isla del Tiburon 292 Meilen. Seine schmalste Stelle an der Landenge von Teguantepec (wo die Flüsse Guazacualco und Chimalapa durch einen 5 bis 6 Meilen langen Kanal die beiden Ozeane miteinander verbinden) hat 36 Meilen. Die Entfernung von Veracruz nach Acapulco beträgt 87 Meilen: die von México nach Veracruz 59 und von México nach Acapulco 54 Meilen. Mehr als die Hälfte der oben genannten Fläche, das sind etwa 42.000 Quadratmeilen, befindet sich innerhalb der heißen Zone, drei Fünftel davon haben aber eher ein kaltes als gemäßigtes Klima, was an der großen Höhe der Region liegt, die zwischen México und Durango 900 bis 1.300 Toisen über dem Meeresspiegel beträgt: das ist doppelt so hoch wie der Vesuv, hier wachsen jedoch alle europäischen Pflanzen. Die genannte Fläche wurde von D. Juan José Oteiza und von mir berechnet. Dazu haben wir uns einer Karte dieses Königreiches bedient, die ich aufgrund meiner eigenen astronomischen Beobachtungen zwischen dem 17. und 21. Breitengrad und mit Hilfe allen Materials, das es in dieser Stadt gibt, selbst konstruiert habe. Die höchsten Erhebungen der Kordillere von Neu-Spanien (die durch die Vulkane in Guatemala und die Landenge von Panama und Cupique mit den Anden von Santa Fé und Quito verbunden ist) befinden sich alle zwischen den Parallelkreisen von 19 und 19 ein Viertel. Der Pico de Orizaba ist 470 Toisen niedriger als der Gipfel des Chimborazo, aber doppelt so hoch wie der Canigou in den Pyrenäen. Der Vulkan Puebla oder der Popocatepec ist 2.760 Toisen hoch, die Sierra Nevada oder der Itzazihual 2.460 und der Nevado de Toluca 2.364. Dies sind die einzigen Erhebungen in dem Reich, die an die untere Grenze des ewigen Schnees heranreichen, die im Januar bei 1.930 Toisen anfängt, im September bei 2.290 und in der Nähe des Äquators bei 2.470 liegt. Der Cofre de Perote und der Vulkan Colima, die auf der gleichen Breite wie die höchsten Erhebungen liegen, sind die meiste Zeit des Jahres schneefrei. Es schneit in diesem Reich am 20. Breitengrad im allgemeinen bis zu einer Höhe von 1.550 Toisen und manchmal bis auf 1.163, wo sich diese Stadt befindet, und auch noch weiter unten, auf 959, was die Höhe von Valladolid ist. In Quito hört es bei einer Höhe von 2.000 Toisen auf zu schneien. Diese Abweichungen sind so groß, daß man sie eher örtlichen Gegebenheiten zuschreiben muß als dem Unterschied der Breitengrade. Die mittlere Höhe dieser Kordillere ist so gering, daß sie nicht in die Region des ewigen Schnees vorstößt, doch sie genügt, um starke Verdunstung hervorzurufen: Die seit der C onquista zunehmende Entwaldung, die künstliche Entwässerung, die starke Sonneneinstrahlung auf den weiten Ebenen und die große Menge von Soda zusammen mit anderen Salzen scheinen die Hauptursachen für den Wassermangel zu sein, dem man im Zentrum dieses Reiches begegnet und der in vielen Teilen ein Hemmnis für die Landwirtschaft darstellt. An den Küsten ist es feuchter, außer an der von Yucatan. Doch die Ausdünstungen, die durch die Fäulnis so vieler organischer Teilchen auf dem von Sonnenstrahlen erwärmten Boden und durch andere, noch wenig untersuchte chemische Prozesse entstehen, verursachen Krankheiten, die an der Ostküste noch vermehrt werden durch das Zusammentreffen mit Europäern und anderen Völkern der gemäßigten Zone. In den südlichen Provinzen können die Flüsse Goazacoalco, Alvarado und Moctezuma, die in den Panuco münden, sowie die Flüsse Zacatula und Santiago, die dem Río de Lerma entspringen, in Zukunft nützlich für den Verkehr im Landesinneren sein. In den nördlichen Provinzen, in der Sierra Verde östlich der Sierra de Timpanagos am 41. Breitengrad entspringen zwei wasserreiche Flüsse: der Río Brabo del Norte und der Río Colorado. Der erste hat eine Länge von 410 Meilen, der zweite ist 200 Meilen lang. Die Bevölkerungszahl dieses Reiches in der Zeit vor seiner Eroberung kann nicht genau ermittelt werden; obwohl sie sicher sehr hoch war, haben Historiker sie übertrieben, wie in jedem erst kürzlich entdeckten Land. Der Insel Otahiti in der Südsee gab Cook 100.000 Einwohner, die englischen Missionare schätzten die Zahl auf 49.000, und Kapitän Wilson stellte fest, daß es kaum mehr als 16.000 waren. Das Land Anahuac, das Moctezuma II. unterworfen war, umfaßte nicht mehr als 10 bis 12.000 Quadratmeilen. Das ist etwa ein Achtel der Fläche des Vizekönigreichs Neu-Spanien. Die Könige von Acoulucan, Tlacotalpan und Michoacan waren unabhängig. Die großen Ebenen im höher gelegenen Teil dieses Königreiches, von denen einige 470 Toisen und andere, wie das Tal von Toluca, 1.340 Toisen über dem Meeresspiegel liegen, zeugen von einer lang vergangenen Epoche, in der alles von riesigen Seen bedeckt war. Überreste davon sind der Chapala-See, mit fast 160 Quadratmeilen, die Seen des Tals von México, 54 Quadratmeilen groß, die damit mehr als ein Viertel der Gesamtfläche des Tals bedecken, und die Seen von Pazcuaro, Mestitlan und Xarras. Bevölkerung Neu-Spaniens Entsprechend der Zählung, durchgeführt auf Befehl des Vizekönigs, des Conde de Revillagigedo, betrug die Bevölkerungszahl 1793: 4.483.680. Man erhöhe diese Zahl um zwei Siebtel, das eine für eine Dunkelziffer bei der Zählung, die aber ausgeglichen wird durch die Verdoppelung, die in einigen Orten verzeichnet wurde, und das andere Siebtel für den Anstieg der Bevölkerung, den man für die seither vergangenen Jahre annimmt. 1.281.051 1803 insgesamt 5.764.731 Aufgrund der ermittelten Zahlen von Geburten und Sterbefällen in den verschiedensten Dörfern des Erzbistums von México scheint es auf den ersten Blick, daß trotz der großen Armut des gemeinen Volkes (das den größten Anteil an der Bevölkerung ausmacht) und trotz der steigenden Zahl von Kindern, die wegen Vernachlässigung durch ihre Eltern jährlich sterben, die Bevölkerung in diesem Königreich anwachsen müßte, jährlich um mehr als 60.000 Personen beziehungsweise um mehr als 1 Prozent. Und obwohl sich diese Berechnung nicht auf das anwenden läßt, was man in den großen Städten sieht, wo, wie es scheint, lokale Gründe das Wachsen der Bevölkerung verhindern, stelle ich hier folgendes fest: Geburten _ Sterbefälle In Guanajuato innerhalb von 5 Jahren .....12.666 6.294 In Santa Ana, einem Stadtteil davon 3.629 1.857 In Marfil, einem anderen Stadtteil 3.702 1.904 Jahresdurchschnitt..... 3.999 2.011 Die Bevölkerung dieser Gegend liegt zwischen 55 und 60.000 Personen, das bedeutet, daß ein Zuwachs von 1.980 in 5 Jahren, fast 400 pro Jahr, nicht einmal sieben Zehntel Prozent ausmacht; doch man darf nicht vergessen, daß die Bergwerke viele alleinstehende Männer anziehen, weshalb die tatsächliche Geburtenrate niedriger sein muß. In México lag der Mittelwert aus 8 Jahren bei 5.930 Geburten pro Jahr und 5.050 Todesfällen, das bedeutet einen Zuwachs von 880 bei einer Bevölkerung, die 130.000 Einwohner nicht übersteigt, also sechs Zehntel [Prozent] pro Jahr. In einigen Jahren war der Geburtenüberschuß höher, er stieg auf sieben Zehntel [Prozent] der Bevölkerung pro Jahr an, wie 1802, als 6.155 Geburten gegenüber 5.166 Sterbefällen gezählt wurden, was einen Überschuß von 989 Geburten bedeutet. Die Zahl der Sterbefälle ist in dieser Stadt so groß, weil viele Kranke von außerhalb in die Krankenhäuser kommen. In der Jurisdicción [Gerichtsbezirk] von Querétaro ist der Geburtenüberschuß viel größer gewesen. 1793 wurden 5.064 Menschen geboren, 2.678 starben, ein Anstieg von 2.380, der die geringe Bevölkerung von 68 auf 70.000 Einwohner wachsen ließ, was 3 zwei Fünftel Prozent entspricht. Das Verhältnis von Sterbefällen zu Geburten war wie folgt: In Guanajuato............. _ _ 1:1,9 In Querétaro............... _ _ 1:1,9 In Calimaya, kalte Zone 1:2,0 In Iguala, heiße Zone 1:1,4 In Pánuco, heiß wie Veracruz, aber ohne Schwarzes Erbrechen 1: 1,2 Die drei letzten Beispiele sind Ergebnisse der laufenden Jahre von 1793 bis 1803. Der Durchschnittswert für das gesamte Königreich scheint bei 1:1,65 zu liegen. In Europa entspricht der Wert, dem großen Werk von Herrn Nicander über politische Arithmetik und dem neueren Werk von Sir Frederick Morton zufolge, einem Verhältnis von 1:1,26. In Schweden gibt es eine Geburt je 30 und einen Sterbefall je 39 Personen. In anderen, südlicheren Teilen Europas kommt eine Geburt auf 28 Einwohner und ein Sterbefall auf 33. In Neu-Spanien läßt sich durchschnittlich eine Geburt je 21 Einwohner und ein Todesfall je 34 feststellen. Wahrscheinlich werden im ganzen Königreich in guten Jahren 374.000 Menschen geboren und 169.000 sterben, ein Wachstum von 105.000, etwa 1 und vier Fünftel Prozent. Die Fruchtbarkeit der Menschen auf dem neuen Kontinent, und besonders unter den Tropen, wie sie sich in der Provinz Caracas zeigt, ist, verglichen mit Schweden, so: Die Bevölkerung Schwedens, das 1795 halb so viele Einwohner hatte wie Neu-Spanien, also 3.045.000, müßte im Verhältnis dazu jedes Jahr um 55.000 wachsen. Das Bevölkerungswachstum in Schweden hat jedoch in den 23 Jahren der Zählung im Mittel nie 39.000 überschritten, sondern sich auf jährlich 22.700 verringert. Trotz dieser gründlichen Berechnungen unter Auswertung der Kirchenbücher und trotz der Fortschritte der Bevölkerung, auf die der Zuwachs der Zentabgabe und verschiedener Zweige der Real Hacienda [Finanzverwaltung] hinweisen, scheint es doch die Klugheit zu gebieten, den jährlichen Anstieg der Geburten auf nur ein Prozent oder etwa 60.000 zu schätzen. Die Jahre von Pockenepidemien, wie 1779, als allein in México über 9.000 Personen starben, von Matlazahuac oder Pest wie 1736, die Maisknappheit von 1785 und andere Gründe reduzieren regelmäßig die Bevölkerung in diesem Reich; in verschiedenen Provinzen, wenn auch nicht überall, schrumpft zweifellos die produktive Kaste, das heißt, die Kaste der Indianer, und es bleibt nicht einmal der philanthropische Trost mit dem Gedanken, dieser Rückgang rühre von der Vermischung mit anderen Rassen her. Diese Überlegungen zeigen, mit welcher unglaublichen Geschwindigkeit die Bevölkerung im Königreich Neu-Spanien wachsen wird, wenn man die Ursachen, die das Wachstum behindern, beseitigt oder verringert und wenn sich das Leben für die untersten Klassen in Bezug auf Güter, Gewerbe und Lebensumstände verbessert. Der Überschuß an Geburten in der heißen Zone im Vergleich zu dem in der kalten beträgt ein und fünf Zehntel [Prozent]. In Iguala gab es innerhalb von zehn Jahren 3.373 Geburten und 2.395 Sterbefälle. Im gleichen Zeitraum wurden in Panuco 1.224 Geburten und 988 Todesfälle verzeichnet, während zur selben Zeit in Calimaya in der kalten Zone 5.275 Menschen geboren wurden und 2.602 starben; in México gab es 57.000 Geburten und 36.700 Todesfälle. Diese höhere Sterberate in den heißen Klimazonen, im Gegensatz zur Situation in Neu-Andalusien, an der Costa del Oro und in der Ebene von Caracas, ist nicht so sehr auf den Einfluß der Luft zurückzuführen, sondern auf die große Gleichgültigkeit des gemeinen Volkes gegenüber dem Tertianfieber. Die unmittelbare Arbeit in den Bergwerken steht in diesem Reich der Bevölkerungsentwicklung nicht entgegen, wenn man den Berechnungen folgt, die in Guanajuato und Zacatecas angestellt wurden, wo die Sterberate gering ist. In diesen Gebieten ist die Mita1 von Peru unbekannt, durch welche die Indianer von einer Klimazone in die andere versetzt werden: eine Veränderung, die für ihren wenig anpassungsfähigen Organismus schädlich ist; und es gibt keine Art der Arbeit, bei der das einfache Volk die Früchte seiner Mühe freier genießen kann, als in den Bergwerken Neu-Spaniens. Die technischen Kenntnisse, die sich, wenn auch nur sehr langsam, verbreiten, verbessern den Gewinn aus den Metallen und machen ihre Förderung weniger ungesund, indem die Hitze in den Schächten des Bergwerkes Valenciana reduziert wird, die in einer senkrechten Tiefe von 615 Ellen auf 93 Grad auf dem Thermometer von Fahrenheit steigt, entsprechend 27 Grad auf dem von Réaumur, was 11 Grad mehr sind als die mittlere Temperatur von Veracruz; und indem die Reinheit der Luft erhöht wird, die in diesen Schächten nicht mehr als 24 Hundertstel Sauerstoff, aber 4 Hundertstel Kohlensäuregas enthält. Die Zahl der Bergarbeiter im gesamten Reich, aller Bohrer, Träger und Hauer etc., erreicht knapp 30.000, was 2 Drittel Prozent der gesamten Bevölkerung ausmacht. Abgabepflichtig sind im gesamten Reich nicht mehr als 480.000 bzw. 8 Prozent. In der Intendencia [Verwaltungsbezirk] von Durango, mit 121.000 Einwohnern, gibt es keine Abgabepflichtigen. In der Provinz Sonora, die von 38.000 Individuen bewohnt wird, gibt es nur 250 Abgabepflichtige. In Cisaloa sind es es bei 55.000 etwa 1.850. In Guanajuato mit 398.000 Einwohnern finden sich 51.207 Abgabepflichtige. Die Zahl der Indianer in ganz Neu-Spanien beträgt nicht weniger als 2.300.000, was zwei Fünftel der gesamten Bevölkerung ausmacht. In den Intendencias von Guanajuato, Puebla, Valladolid und Oaxaca sind es mehr als drei Fünftel. Bevölkerung _ _ Indianer Intendencia de Puebla 1793. _ _ 638.000 _ _ 416.000 De Oaxaca .......... ....... _ _ 411.000 _ _ 363.000 De Guanajuato ....... ....... _ _ 398.000 _ _ 175.000 De Valladolid ....... ....... _ _ 290.000 _ _ 119.000 In allen vier.. _ _ _ _ 1.737.000 _ _ 1.073.000 Dies entspricht einer Zahl von 61 Indianern auf 100 Einwohner und in Oaxaca 88 Prozent. In den nördlichen Provinzen, die außerhalb der tropischen Zone liegen, mit Ausnahme von Kalifornien und Sonora, leben kaum Indianer, und dieses Fehlen ist der Grund für den dortigen Bevölkerungsmangel, denn es gibt dort nicht einmal dreißig Einwohner pro Quadratmeile, während in der Intendencia von Puebla, wo die Bevölkerung zu 65 von hundert aus Indianern besteht, 521 Einwohner auf einer Quadratmeile leben. Die andauernden Emigrationen nördlicher Völker nach Süden, vielleicht auch schon vor den Wanderungen der Tolteken im Jahre 648, der Chichimeken und Nahuatlaken 1170, der Akolhua und der Mexicanos oder Azteken Ende des 12. Jahrhunderts, sowie der Zustand der Barbarei, in dem sich der ganze nördliche Teil von Anahuac befand, verhinderten, daß die Europäer in den besagten Provinzen mehr als ein paar verstreute Stämme vorfanden, die sich in den Bolson de Mapini, zum Río Gila und nach Nabajoa zurückzogen – und zwar um so schneller, als die Behandlung, die sie trotz der Befehle des Königs durch die Eroberer erfuhren, sie nicht zum Zusammenleben mit ihnen einlud. Die Spanier oder die Kaste der Weißen, die hier geboren wurden und von Europäern abstammen, zählen wahrscheinlich etwa eine Million, was weniger als ein Fünftel der gesamten Bevölkerung ist. Bevölkerung Spanier In der Intendencia de Guanajuato im Jahr 1793 398.000 103.000 De Valladolid 290.000 80.000 De Puebla 638.000 63.000 De Oaxaca 411.000 26.000 In allen vier 1.737.000 272.000 Betrachtet man die Zahl der reinen Indianer, 1.073.000, in diesen Intendencias, ergibt sich daraus, daß auf hundert Einwohner 15 Spanier und 61 Indianer kommen. In den Provincias Internas macht die Zahl der Spanier den größten Teil der Bevölkerung aus; aber der Einfluß dieser Provinzen, deren Bevölkerung 442.000 Personen nicht übersteigt, ist in ganz Neu-Spanien sehr gering. In der Stadt México kommen auf hundert Personen 6 Mulatten, 2 Europäer, 49 Spanier, 24 Indianer und 19 anderer Kasten. Die Zahl der Europäer kann im gesamten Königreich 70 oder 80.000 nicht übersteigen, einschließlich 700 Frauen. Neger gibt es nicht mehr als 6.000, und nicht mehr als 9 bis 10.000 Sklaven. Möglicherweise liegt zwischen den Wendekreisen kein anderes Land, das zu seinem Glück so wenige Sklaven hat, bei einer so zahlreichen Bevölkerung. Die Bevölkerung von Neu-Spanien umfaßt vermutlich: 75.000 _ _ Europäer 1.000.000 _ _ Spanier oder weiße Amerikaner 2.300.000 _ _ Indianer 2.385.000 _ _ aus anderen Kasten 5.760.000 _ _ insgesamt Dies bedeutet: zwei Fünftel reine Indianer, ein Fünftel weiße Amerikaner und zwei Fünftel gemischte Kasten aus Indianern, Amerikanern, Europäern, Asiaten, Afrikanern etc., ein Resultat, das deutlich von der bisherigen Annahme abweicht, nämlich 3 Zehntel reine Indianer, 1 Zehntel weiße Amerikaner und 6 Zehntel Mischlinge. Die herrschende Meinung in Westindien besagt, daß hier die Natur bei der Verteilung der Geschlechter nicht dem Gesetz des Gleichgewichtes folge wie in Europa und daß in den Tropen die Zahl der Frauen überwiege; aber eine sorgfältige Untersuchung hat ergeben, daß diese Meinung jeder Grundlage entbehrt, und daß in Neu-Spanien, sowohl in den Intendencias der kalten als auch der heißen Zone die Bevölkerung durch alle Schichten eher einen Überschuß an Männern aufweist. _ _ Männer _ _ Frauen Intendencia de Guanajuato Spanier .......... _ _ 53.983 _ _ 49.316 Ebd. verschiedene Kasten ..... _ _ 59.659 _ _ 59. 604 Ebd. Indianer .......... _ _ 89.753 _ _ 85.429 Intendencia de Durango Gesamt .......... _ _ 60.727 _ _ 59.586 De Valladolid Spanier ..... _ _ 40.399 _ _ 39.381 Ebd. Indianer ..... _ _ 61.352 _ _ 58.016 Ebd. verschiedene Kasten .. _ _ 44.704 _ _ 43.705 Provincia de Sonora ..... _ _ 20.473 _ _ 17.832 De Sinaloa .......... _ _ 27.772 _ _ 27.290 Neu-Mexiko ..... _ _ 15.915 _ _ 14.910 Kalifornien ..... _ _ 6.770 _ _ 5.940 Intendencia de Oaxaca .. _ _ 206.981 _ _ 204.355 _ _ 688.488 _ _ 665.373 In der Indendencia von Puebla dagegen gibt es unter den Spaniern mehr Frauen, während bei den Indianern die Männer überwiegen. In den Städten überwiegt in allen Kasten die Zahl der Frauen. In México stehen Frauen und Männer in einem Verhältnis von 1,3:1 oder fast 5:4. 1793 lebten in dieser Stadt 2.118 Europäer und 217 Europäerinnen; 21.338 Spanier und 29.013 Spanierinnen; 11.232 Indianer und 14.371 Indianerinnen; 2.958 Mulatten und 4.136 Mulattinnen; 7.832 Männer und 11.256 Frauen aus allen Kasten. In Querétaro und in Valladolid überwiegen ebenfalls die Frauen, außer bei den Indianern in letzterer Stadt. In Querétaro gibt es 4.040 Spanier und 5.748 Spanierinnen; 5.394 Indianer und 6.910 Indianerinnen; bei den anderen Kasten sind es 4.639 Männer und 5.450 Frauen. In Valladolid sind es 2.207 Spanier und 2.920 Spanierinnen; 1.445 Mulatten und 1.924 Mulattinnen; 1.419 Indianer und 2.276 Indianerinnen. Trotz dieses Frauenüberschusses in den Städten werden dort mehr Männer geboren und sterben weniger Männer. In der Parroquía [Pfarrbezirk] von Santa Cruz in Mexico wurden in einem Jahrzehnt 2.550 Jungen und 2.335 Mädchen geboren. In der Parroquía von Sagrario kamen innerhalb von fünf Jahren 3.705 Jungen und 3.602 Mädchen zur Welt, davon starben 1.951 Männer und 2.393 Frauen. Der Überschuß an Frauen in den Städten läßt sich vielleicht damit erklären, daß Frauen sich dort eher sammeln als Männer, die in größeren Zahlen die Städte verlassen, um sich auf dem Land zu verdingen. In dem heißen Klima von Panuco, in dem häufig Fieber auftritt, wurden zwischen 1793 und 1802 ungefähr 124 Jungen mehr geboren als Mädchen, und es starben 30 Frauen mehr als Männer: dies wären also gleich zwei Gründe für einen Überschuß an Männern. Dieses Naturgesetz war in Panuco so konstant, daß innerhalb von zehn Jahren nur einziges Mal die Zahl der weiblichen Geburten die Zahl der männlichen überwog und daß im selben Zeitraum nur in zwei Jahren mehr Männer starben als Frauen. Die relative Lebenserwartung der einzelnen Rassen oder Varietäten der menschlichen Spezies hat ebenso unbekannte Ursachen wie die Geschlechterverteilung bei den Geburten. In México steht die Wahrscheinlichkeit, daß ein Europäer ein Lebensalter von fünfzig Jahren erreicht, gegenüber den weißen Amerikanern in einem Verhältnis von neun zu vier. 1793 lebten in dieser Stadt an Menschen, die älter als fünfzig Jahre waren: Von 2.335 Europäern .......... _ _ 442 Von 50.371 Spaniern .......... _ _ 4.128 Von 7.094 Mulatten .......... _ _ 539 Von 25.603 Indianern .......... _ _ 1.789 Von 19.357 der weiteren Kasten .......... _ _ 1.278 Nach den oben aufgeführten Zahlen waren also älter als fünfzig Jahre: Von 100 Europäern .......... _ _ 18 Von 100 Spaniern .......... _ _ 8 Von 100 Mulatten .......... _ _ 7 Von 100 Indianern .......... _ _ 6 4/5 Von 100 anderer Kasten .......... _ _ 6.5 Das Beispiel der weißen Amerikaner beweist, daß die Ursache für dieses Phänomen in der Armut des einfachen Volkes zu suchen ist. Es scheint, daß sich das Leben des Menschen desto eher verkürzt, je früher er in die Pubertät eintritt. Der Klerus Neu-Spaniens besteht aus neun- bis zehntausend Personen, die Laien, Laienbrüder und Bediensteten der Klöster nicht mitgerechnet, mit denen die Zahl auf 15.000 ansteigen würde; von den 9.000 sind 5.000 Mönche und Nonnen. _ _ Kleriker _ _ Mönche und Nonnen Die Stadt México, die mitLaienbrüdern und Kirchenbedienstetenauf 2.500 Personen kommt, hat .._ 550 _ _ 1.636 Die Intendencia de Puebla ...... _ _ 667 _ _ 881 De Valladolid ... .. _ _ 293 _ _ 292 De Oaxaca .. .... _ _ 200 _ _ 342 De Guanajuato ..... _ _ 225 _ _ 197 Der gesamte Klerus Neu-Spaniens erreicht nicht die Zahl der Angehörigen des Franziskanerordens in Spanien, die 15.600 beträgt. In Spanien gibt es 228.000 Kleriker, das entspricht einer Zahl von 20 Geistlichen auf tausend Einwohner. In diesem Reich hier kommt man kaum auf 1 und drei Fünftel pro tausend. Die Fläche des gegenwärtigen Königreichs Peru (von dem die Gobiernos Quito, Jaen, Chile und Potosí getrennt sind) beträgt ein Viertel der Fläche von Neu-Spanien, und da es kaum 3.000 Quadratmeilen umfaßt, ist seine Ausdehnung noch geringer als die der Intendencia von San Luis Potosí. Im Jahr 1803 hatte Peru ungefähr 1.200.000 Einwohner, etwa 60 pro Quadratmeile: seine Bevölkerung steht zu der von Neu-Spanien in einem Verhältnis von 6 zu 7. In Peru leben 700.000 Indianer, das sind 58 von 100 Einwohnern in Neu-Spanien. Es sind 40 Prozent der Einwohner. In Peru gibt es 150.000 Spanier, das sind 12 Prozent der gesamten Bevölkerung, während die Spanier in Neu-Spanien 17 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Der Klerus ist in Peru sehr viel zahlreicher als in Neu-Spanien: er erreicht 5.000 Personen, das entspricht 4 1/10 pro tausend Einwohner. In Neu-Spanien sind es nicht mehr als 1 3/5 pro tausend. In Peru gibt es 40.000 Sklaven, also 30 pro tausend. In Neu-Spanien sind es nicht einmal 1 7/40 pro tausend. Die Fläche von Europa beträgt 307.200 Quadratmeilen, es ist also viermal so groß wie Neu-Spanien mit den Provincias Internas. Der europäische Teil Rußlands hat 130.000 Quadratmeilen und ist damit um ein Territorium, dreimal so groß wie die Spanische Halbinsel, größer als Neu-Spanien. Die Intendencia von San Luis Potosí hat die gleiche Fläche wie Frankreich. Die Intendencia von Sonora entspricht in ihrer Größe dem Territorium von Norwegen. Die von Zacatecas ist so groß wie die Schweiz. Die von Guadalajara ist etwas größer als England. Die Intendencia von Guanajuato ist so groß wie das Herzogtum Kurland und die von Veracruz etwas kleiner als Irland. Die Vereinigten Staaten hatten 1790 die enorme Fläche von 640 Millionen Acres, von denen 1/10 mit Wasser bedeckt ist, und annähernd 40 Millionen Einwohner, was eine geringere Bevölkerung ist als in Neu-Spanien. Doch das Bevölkerungswachstum der letzten 13 Jahre war in den Vereinigten Staaten viel größer. Im oben genannten Jahr lebten in denNordstaaten ...... .... _ _ 1.009.492 In den Mittleren einschließlich 65.800Individuen ........ ...... _ _ 1.090.546 In den Südstaaten einschließlich 606.000 Neger ........ .... _ _ 1.943.649 _ _ 4.043.687 _ _ Flächen in Quadratmeilen _ _ Bevölkerung _ _ Pro Quadratmeile Provincias Internas _ _ 43.999 _ _ 442.847 _ _ 10 1/10 Vom Vizekönigreich abhängig ... _ _ 5.454 _ _ 64.000 _ _ 11 7/10 Königreich Neu-Leon _ _ 1.623 _ _ 26.000 _ _ 16 Id. Neu-Santander ... _ _ 3.831 _ _ 38.000 _ _ 10 Von der Comandancia General abhängig _ _ 38.545 _ _ 378.847 _ _ 10 Neu-Biskaya ... _ _ 10.787 _ _ 157.970 _ _ 14 7/10 Sonora .......... _ _ 12.862 _ _ 120.080 _ _ 9 1/3 Coahuila .......... _ _ 4.280 _ _ 40.000 _ _ 9 ¼ Texas,Bevölkerung zweifelhaft ....... _ _ 7.006 _ _ 21.000 _ _ 3 Neu-Mexiko, id. _ _ 3.616_ _ 39.797 _ _ 11 2/3