Digitale Ausgabe – Transversalkommentar

Transversalkommentar 16

Politik und Engagement

Was bedeutet es, Alexander von Humboldt auch als homo politicus bzw. als homme engagé zu begreifen? Inwiefern sind seine Aktivitäten und Interventionen als politisch zu verstehen – im engeren und im weiteren Sinne, im nationalen und im internationalen Rahmen? In welchem Sinne sind seine Schriften – auch die naturwissenschaftlichen – politisch, und wie verhalten sich dabei die selbständigen zu den unselbständigen? Wie ist schließlich Humboldts politische Wirkung zu beurteilen – in der Wertung seiner Zeitgenossen und im Kontext späterer Rezeptionen? Dieser Kommentar versucht zum einen Beispiele expliziter politischer Stellungnahmen zu identifizieren und Grundzüge politischer Kontextualisierung bereitzustellen, zum anderen beispielhaft Formen und Kategorien von Humboldts Engagement sowie der politisch-ideologischen Indienstnahme des Namens ‚Humboldt‘ zu benennen. Insgesamt zeigen Humboldts politische Orientierungen und Handlungen eine nachhaltige Beeinflussung durch die universalistischen Ideen der Aufklärung (worin sich auch eine Parallele zu seinem Bruder Wilhelm sehen lässt), zugleich sind Humboldts politische Handlungen oft auch durch konkrete, pragmatische Konstellationen motiviert. Humboldts im weitesten Sinne politisches Engagement war entscheidend geprägt durch die Erfahrung seines kurzen Aufenthaltes 1790 im revolutionären Frankreich gemeinsam mit Georg Forster (1754–1794); am Jahrestag des Sturms auf die Bastille (14. Juli 1790) brachten die beiden mit einer Schubkarre Sand zum Freiheitstempel in Paris.1 Doch im Gegensatz zu Forster, der führenden Figur der republikanischen Revolutionäre in Mainz, hielt Humboldt Distanz zu den politischen Ereignissen. Rund fünfzehn Jahre später, im Dezember 1805, wird er als Kammerherr in den Dienst der preußischen Monarchie treten. Bei der Beurteilung von Humboldts politischen Einschätzungen sollte zunächst bedacht werden, dass er als studierter Kameralist und staatswissenschaftlich geprägter Beamter Preußens auch dieses Wissen mit auf seine Reisen nahm. Seine einschlägige Ausbildung umfasste „Privatunterricht bei dem Nationalökonomen Dohm in Berlin, kameralistische Kollegs und Lektüren während seiner Studienzeit in Frankfurt/Oder und Göttingen sowie ein Studienjahr an Büschs Handelsakademie in Hamburg“.2 Auch nachdem Humboldt 1827 wieder seinen Wohnsitz in Berlin genommen hatte, erfüllte er diplomatische Aufträge in Paris auf Anordnung des preußischen Königs. Nachdem er mit Reisen und Publikationen sein Familienerbe aufgebraucht hatte, war er nicht länger finanziell ungebunden, und es blieb ihm nichts Anderes übrig als der Dienst am preußischen Hof. Zwischen 1835 und 1847 verfasste Humboldt 56 Memoranden (in französischer Sprache) für den preußischen König Friedrich Wilhelm IV., in denen er über die innen- und außenpolitischen Geschehnisse, aber auch über die kolonialen Ambitionen und die sozialpolitischen Umstände Frankreichs (z. B. Arbeiteraufstände, Regierungskrise der 1840er Jahre) Bericht erstattete und die revolutionäre Situation von 1848 vorausahnte. Einer der Hintergründe hierfür war in der Tat, dass Frankreich seit dem Einsetzen der Restauration mit Blick auf mögliche revolutionäre Impulse in Preußen kritisch beäugt wurde.3 Humboldts Dienste gegenüber sowohl Friedrich Wilhelm IV. als auch Louis-Philippe sind sprechendes Beispiel einer zeittypischen, informellen Diplomatie zwischen Preußen und Frankreich.4 So wie Humboldt zwischen Paris und Berlin pendelte, lässt auch seine politische Haltung eine Spannung zwischen republikanischer Überzeugung und realpolitischem, ‚monarchischem‘ Pragmatismus erkennen. Ambivalent ist auch Humboldts Beziehung zu Fürst Klemens von Metternich (1773–1859). Der österreichische Außenminister, unter dessen Führung der Deutsche Bund während des Wiener Kongresses (1815) instauriert worden war, war bekanntlich ein erklärter Feind demokratischer Reformen. Humboldt und Metternich hatten sich verschiedentlich in Wien und Paris getroffen, stimmten in der grundsätzlichen Frage der Wissenschaftsförderung überein und unterhielten einen 35 Jahre währenden Briefwechsel.5 Nach einer Begegnung während des Kongresses von Verona (1822) kam es zunehmend zum Austausch von Empfehlungsbriefen und forschungspolitischen Informationen. Politisch jedoch waren sie einander weiterhin abgeneigt. Für Metternich war Humboldt „ein politisch schiefer Kopf“, während dieser in Metternich „den letzten Mumienkasten von festem Sykomorholze“ erblickte.6 Dementsprechend umschifft der Briefwechsel etwaige kontroverse politische Fragen. Nach der Ernennung von Humboldt zum Kanzler der Friedensklasse des von Friedrich Wilhelm IV. im Jahr 1842 gegründeten Ordens Pour le mérite (und der Ernennung von Metternich zum Ritter des Ordens) wurde aus der gegenseitigen Wertschätzung auf Distanz gar eine beinahe freundschaftliche Beziehung.7 Während der Revolution von 1848 nahm Humboldt eine vermittelnde Rolle ein. 1850 war es für ihn patriotisch geboten, sich an einem Trauermarsch für die Märzgefallenen zu beteiligen und sich in ein entsprechendes Kondolenz-Buch einzutragen. Friedrich Wilhelm IV. (seit 1840 auf dem Thron) nahm Humboldt jedoch trotz dessen republikanischer Sympathien noch stärker für den Hofdienst in Anspruch und ernannte ihn gar zum Mitglied des Preußischen Staatsrats. Anlässlich der Verleihung der Ehrenbürgerschaft durch die Stadt Berlin (1856) verbindet Humboldt eine Monarchen-Eloge mit einer explizit sozial inklusiven Stellungnahme; er dankt den „Väter[n] der Stadt“ für die Bereitstellung von Mitteln, durch die eine „Erhöhung der Intelligenz und veredelnde Sittlichkeit auch in die ärmeren, arbeitenden und schon deshalb um so beachtungswertheren Schichten“ der Bevölkerung ausstrahlen würden.8

Gesellschafts- und wissenschaftspolitisches Engagement

Im Jahr 1856 engagierte sich Humboldt während des US-Wahlkampfs für den Präsidentschaftskandidaten John C. Frémont (1813–1890). Frémont war ein Forschungsreisender und Protegé Humboldts, der in den 1840er Jahren drei Expeditionen in den amerikanischen Westen unternommen hatte. 1850 hatte Humboldt für Frémont eine Auszeichnung durch den preußischen König, die „Große goldene Preismedaille für Wissenschaft“, arrangiert. Der Ausgezeichnete revanchierte sich, indem er viele Gebiete Nevadas nach Humboldt benannte, wie überhaupt der von vielen Deutschen bevölkerte Mittlere Westen der USA zahlreiche Humboldt-Ortsbezeichnungen erhielt.9 Die Auseinandersetzung über das zensierte Kapitel aus der Übersetzung von Humboldts Buch über Kuba fiel mit der Präsidentschaftskampagne des Abolitionisten Frémont zusammen, für den die Republikaner mit Humboldts Hilfe Reklame machten. Trotz überwältigender Unterstützung durch die deutsch-amerikanische Bevölkerungsgruppe unterlag Frémont, zu Humboldts Bedauern, gegen James Buchanan, der von 1857 bis 1861 als 15. Präsident der Vereinigten Staaten amtierte. Bemerkenswert ist Humboldts konsequentes Eintreten für die gesellschaftliche Gleichstellung der preußischen Juden. Er war bereits in jungen Jahren den frühromantischen Salons von Henriette Herz (1764–1847) und Rahel Varnhagen (1771–1833) verbunden, mit seinem Freund Karl Varnhagen von Ense (1785–1858) unterhielt er einen bedeutenden (und wiederum für Kontroversen sorgenden) Briefwechsel. Humboldt engagierte sich für die Aufnahme des Mathematikers und Physikers Peter Theophil Rieß (1804–1883), eines nicht-konvertierten Juden, in die Preußische Akademie der Wissenschaften, als ihres ersten jüdischen Mitglieds.10 Auch dem jüdischen Mediziner Robert Remak (1815–1865) verhalf Humboldt 1847 zu einer Privatdozentur an der Berliner Universität, was ebenfalls als Präzedenzfall gilt. Für den Orden „Pour le mérite“ schlug Humboldt als Preisträger sowohl Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847; christlich getauft) als auch den nicht konvertierten Giacomo Meyerbeer (1791–1864) vor. Als Friedrich Wilhelm IV. 1842 Pläne zur Wiederherstellung der Ständeordnung unternahm, bekundete Humboldt sein Missfallen und warnte vor einer neuerlichen Ausschließung der Juden.11 Dieses Engagement wurde im Jahr 1940 von dem ‚rasendem Reporter‘ Egon Erwin Kisch (1885–1949) als „philosemitisch“ gewürdigt, der sich zu dieser Zeit als jüdisch-kommunistischer Emigrant in Mexiko befand und dort für die Exilgemeinde diverse Vorträge über Alexander von Humboldt hielt.12 Wie daraus deutlich wird, war der preußische Gelehrte eine wichtige Identifikationsfigur für die Gemeinschaft der jüdischen Emigranten. Über Humboldts Beziehung zum Judentum schreibt Kisch: „Die gleichen Triebkräfte, die ihn zum europäischen Benjamin Franklin machen, zum europäischen Vorkämpfer der Sklavenbefreiung, bewegen jedes öffentliche Auftreten Humboldts für die Juden“.13 Mittels eines Zitats aus dem Essai politique sur le Royaume de la Nouvelle Espagne will Kisch belegen, dass Humboldts Engagement für die Juden sich aus einem universalistischen Impuls, der im Kosmos beschworenen „Einheit des Menschengeschlechts“,14 speist und keineswegs vor der Kritik der Ausbeutung von Juden durch Juden haltmacht: „Die Kaziken drücken sehr schwer auf die tributären Indianer, gerade wie in verschiedenen Teilen von Europa, wo die Juden noch kein Bürgerrecht genießen, die Rabbiner den Gemeinden, welche ihnen anvertraut sind, zur Last werden“.15 Humboldts Eintreten für die Emanzipation der Juden ist auch ersichtlich in seiner ins Hebräische übersetzten Solidaritätserklärung für das verfolgte jüdische Volk, die der kurzen Humboldt-Biographie (1858) des polnisch-hebräischen Mathematikers Chaim Selig Slonimski (1810–1904) beigegeben war.16 Darüber hinaus hat sich Humboldt kraft seiner Stellung als unabhängiger Gelehrter und preußischer Hofmann aber auch ganz allgemein wissenschaftspolitisch engagiert, vor allem im Sinne der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und des Austausches zwischen preußischen und französischen Institutionen ab den 1820er Jahren. Neben der Zusammenarbeit mit seinem Freund, dem Physiker François Arago, dem ‚ständigen Sekretär‘ an der Académie, förderte Humboldt beispielweise junge Botaniker wie Karl Sigismund Kunth (1788–1850), Achilles Valenciennes (1794–1865) und Christian Gottfried Ehrenberg (1795–1876). Dabei nutzte er geschickt die wissenschaftliche Reputation, die diese Forscher durch ihre Auslandsaufenthalte erworben hatten, sowie seine eigene Position als kulturpolitischer Mittler zwischen den beiden Akademien und Nationen.17 In seinen zahlreichen Bittschreiben an französische Minister findet sich stets das Lob der französischen Wissenschaftsnation im Sinne einer captatio benevolentiae. Gemeinsam mit Arago engagierte Humboldt sich dafür, dass der aufgrund seiner liberalen Gesinnung aus dem Königreich Neapel nach Frankreich verbannte italienische Physiker Macedonio Melloni 1839 wieder in seine Heimat zurückkehren durfte. Dem französischen idealistischen Philosophen Victor Cousin wiederum (der ihn in der Causa Melloni unterstützt hatte) half Humboldt bei seinen vergleichenden Recherchen zum deutschen Bildungssystem.18 In seiner „Rede zur Eröffnung des Berliner Naturforscher-Kongresses“ (1828) hält Humboldt ein Plädoyer für Deutschland als eine lebendige Nation der Wissenschaft. Nach seiner Rückkehr aus den Tropen beschwört er hier die Gemeinschaft der Wissenschaftler in einem „gemeinsamen Vaterland“. Die Gesellschaft der Naturforscher verkörpere zugleich ein kosmopolitisches Ideal: „Jede Entfernung, welche Verschiedenheit der Religion und bürgerlicher Verfassung erzeugen könnten, ist hier aufgehoben. Deutschland offenbart sich gleichsam in seiner geistigen Einheit; […]“. In der Eloge der Berliner Sammlungen und Institute werden diese explizit als „Werk des erhabenen Monarchen“ apostrophiert. Hier lässt sich eine gewisse Ambivalenz zwischen universalistischem Kosmopolitismus und der Identität des „preußischen Volkes“ ausmachen.19

Politische Implikationen in Humboldts Schriften

Humboldts Reisen im kolonialen Amerika (1799–1804) fanden zu einer Zeit statt, als sich die ersten Unabhängigkeitsbestrebungen artikulierten, die schließlich in einen Sieg über die spanische Herrschaft mündeten (1810–1825). Humboldt begleitete diese Entwicklungen, u. a. in seiner Relation historique, mit zahlreichen (moderaten) Sympathiekundgebungen für die jungen Republiken. In den Jahren 1804 und 1805 kam es wahrscheinlich zu zwei kurzen Begegnungen mit dem späteren südamerikanischen Unabhängigkeitskämpfer Simón Bolívar (1783–1830), bei denen Humboldt offenbar mäßigend auf ihn einwirkte und sich (mit Blick auf die Genehmigung seiner Reise durch die spanische Krone) mit Kritik an der Kolonialmacht zurückhielt.20 Womöglich hatte Bolívar Humboldt (und Bonpland) im Pariser Salon von Fanny du Villars, Bolívars freiheitsliebender Cousine, kennengelernt. Bolívar war jedenfalls durch die Lektüre von Humboldts Schriften zur nationalistischen Wahrnehmung seiner Heimat Venezuela inspiriert worden und studierte Humboldts geographische Karten mit Blick auf militärische Manöver.21 Hieraus entstand ein regelrechter Humboldt-Bolívar-Mythos, der sowohl in Deutschland als auch in Lateinamerika immer wieder neue literarische Bearbeitungen erfuhr.22 In diese Zeit fällt auch die Veröffentlichung des Essai politique sur le royaume de la Nouvelle-Espagne (1808–1811). Hier benennt Humboldt klar die politische Unfreiheit („Le Mexique est le pays de l’inégalité“).23 Der Essai politique sur l'île de Cuba (1826) handelt von der zu diesem Zeitpunkt letzten spanischen Besitzung in Amerika. Dieser Text erörtert ausführlich die ökonomisch-politischen Umstände der Plantagenwirtschaft in der Karibik, insbesondere mit Blick auf das System der Sklavenhaltung. Hierin äußert sich Humboldt kritisch gegenüber der Praxis des Sklavenhandels und beschreibt seine Vision der Aufnahme der Sklaven in die „Klasse der freien Menschen“.24 Zu diesem Zeitpunkt war die Insel ganz auf die Zucker- und Plantagenwirtschaft eingestellt. Neben humanistisch-aufklärerischen Argumenten, der Berufung auf allgemeine Menschenrechte, führte Humboldt dabei auch das Menetekel des Sklavenaufstands auf Haiti ins Feld, der 1804 zur Proklamation einer unabhängigen Republik geführt hatte. Obwohl Humboldt also gerade die von der Sklaverei ausgehende Gefahr für die spanische Regierung im Auge hatte, wurden seine Äußerungen teilweise als schädlich für die spanischen und kubanischen Interessen aufgenommen.25 Ein Jahr nach der Veröffentlichung in Paris wurde die Verbreitung der spanischen Version des Ensayo político sobre la isla de Cuba am 29. November 1827 vom Gemeinderat Kubas (Ayuntamiento de La Havana) verboten.26 Als bei einer amerikanischen Übersetzung von Humboldts Kuba-Essay alle kritischen Kommentare gegenüber der Sklaverei getilgt wurden (verantwortet durch den Herausgeber, den Südstaatenbewohner John S. Thrasher), legte der Autor im Juli 1856 mit einer öffentlichen Stellungnahme Beschwerde ein, die zunächst in den Berlinischen Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen (und alsbald auch in englischer Übersetzung u. a. in der New York Daily Times) erschien: „Auf diesen Teil meiner Schrift lege ich eine weit größere Wichtigkeit als auf die mühevollen Arbeiten astronomischer Ortsbestimmungen, magnetischer Intensitäts-Versuche oder statistischer Angaben“.27 1857 erwirkte Humboldt, dass Friedrich Wilhelm IV. ein Gesetz unterzeichnete, das Sklaven auf preußischem Boden die Freiheit garantierte.28 Generell befassen sich Humboldts Analysen von Mexiko und Kuba mit den Zusammenhängen zwischen natürlicher Umwelt, Bevölkerungsstruktur und Fragen der staatlichen Verwaltung. Aus nationalökonomischer Sicht und mit Blick auf den Bevölkerungszuwachs plädierte Humboldt für eine Stärkung des wirtschaftlichen Binnenverkehrs zwischen den lateinamerikanischen Ländern. Entsprechende Argumente zur Wirtschaftsförderung zielten also nicht auf den Profit der spanischen Kolonialmacht. Dabei analysierte Humboldt auch, wie Zwangsarbeit und Sklaverei der Entwicklung einer bürgerlichen und an aufklärerischen Idealen orientierten Arbeitsgesellschaft, wie sie die kreolische Oberklasse verfolgte (und die sich ihrerseits von Spanien zu emanzipieren suchte), entgegenstanden. Über die Vermittlung des russischen, deutschstämmigen Finanzministers Graf Georg von Cancrin (1774–1845) erlaubte und ermöglichte Zar Nikolaus I. (1796–1855, Zar seit 1825) Humboldts russische Expedition im Jahr 1829, wobei er durch die Abordnung von Assistenten und Beamten Humboldts Reiseroute nahezu lückenlos überwachen konnte. Dem aus der Expedition resultierenden Buch Asie centrale (1843) hat Humboldt eine Widmung an die „Kaiserliche Majestät“ vorangestellt, in der er die gewonnenen geologischen und geomagnetischen Erkenntnisse direkt mit der „Freigebigkeit“ des Zaren und den „liebenswürdigen Vorkehrungen“ der russischen Regierung verbindet.29 Die Tatsache, dass Humboldt hier ganz offensichtlich einen Kompromiss mit der Macht eingegangen war, lässt sich bereits an einer gewissen ironischen Widersprüchlichkeit des Widmungstextes erkennen. Auf der einen Seite assoziiert er den Zaren mit der gewährten „freie[n] Entwicklung der geistigen Fähigkeiten“, auf der anderen Seite vermerkt er, der russische Herrscher habe von ihm ausdrücklich gewünscht, „es möge alles, was materielle und örtliche Interessen beträfe, in meinen Forschungen lediglich eine Nebenrolle spielen“.30 Humboldt hat an anderer Stelle selbst das Problematische dieser Widmung hervorgehoben: „Es hat mir viel gekostet, die 3 Bände meiner Asie centrale dem Russ[ischen] Kaiser zu dediciren. Es musste geschehen, da die Expedition auf seine Kosten geschehen war. Mein Verhältnis zu dem Monarchen ist mannichfaltig seit 1829 zerrüttet worden wegen meiner politischen Sendungen nach Paris. Die Dedication, mit Arago selbst verabredet und durchgesprochen, ist meiner würdig und geschickt. Der Kaiser hat mir sein Portrait geschickt: es würde mich gereizt haben, wäre gar keine oder eine kältliche Antwort erfolgt“ (Brief an Heinrich Christian Schumacher vom 22. Mai 1843).31 In einer Passage der Asie centrale erwähnt Humboldt den Umstand, dass der Philosoph und Geometer Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) in Diensten von Peter dem Großen (1672–1725) stand – dies darf wohl als eine bewusst inszenierte Parallele zu seiner eigenen Situation verstanden werden.32 In der Tat fand diese zweite große Forschungsexpedition Humboldts, nun unter Gegebenheiten der europäischen Restauration, unter schwierigen politischen Rahmenbedingungen statt. In auffälligem Gegensatz zu seinem amerikanischen Reisebericht ist hier ein politischer Subtext nur mehr oder weniger indirekt zu erkennen. Diese Expedition hatte klar utilitaristische Gründe im Sinne der imperialistischen Raum- und Rohstofferfassung, und die Finanzierung durch den russischen Staat zwang Humboldt de facto zum Verzicht auf politische Kommentare. So musste die Situation der verarmten russischen Landbevölkerung ausgeklammert werden, und auch die Begegnung mit nach Sibirien Verbannten fand nur in seinen Tagebuchaufzeichnungen oder in vertraulichen Mitteilungen an den Bruder Wilhelm Niederschlag.33 Im Kosmos (1845–1862) fragt Humboldt schließlich in historischer Perspektive nach dem Zusammenhang von politischer Ordnung und der Ermöglichung von wissenschaftlicher Tätigkeit. Die differenzierte Beurteilung des Römischen Weltreiches beispielsweise erfolgt vor dem Hintergrund eines impliziten aufklärerischen Ideals: „Bei der Mannigfaltigkeit der Bodengestaltung und Verschiedenartigkeit der organischen Erzeugnisse, bei den fernen Expeditionen nach den Bernsteinküsten und unter Aelius Gallus nach Arabien, bei dem Genusse eines langen Friedens hatte die Monarchie der Cäsaren in fast vier Jahrhunderten das Naturwissen lebhafter fördern können; aber mit dem römischen Nationalgeiste erlosch die volksthümliche Beweglichkeit der Einzelnen, es verschwanden Oeffentlichkeit und Bewahrung der Individualität, die zwei Hauptstützen freier, das Geistige belebender Verfassungen.“34 Nicht zufällig heißt es im Kosmos an anderer Stelle: „Die Natur aber ist das Reich der Freiheit.“35 Eine der interessantesten Dimensionen von Humboldts Politik ist sicherlich, wie sich politische Bedeutungen und Assoziationen auch und gerade unter der Oberfläche naturwissenschaftlicher Diskurse und reiseliterarischer Formen verbergen. Man denke hier an die revolutionäre Semantik von Humboldts vulkanologischen Ausführungen oder an die Berichte „Ueber zwei Versuche den Chimborazo zu besteigen“ (1837) und „Ueber einen Versuch den Gipfel des Chimborazo zu ersteigen“ (1854) – Texte, die in komplexer Weise Freiheitspathos und Eroberungsstreben verhandeln.36 In der Vorrede zur Erstausgabe der Ansichten der Natur (1808) findet sich gleichfalls eine symbolische Deutung der Bergsemantik in einem Zitat aus Schillers Braut von Messina: „Auf den Bergen ist Freiheit! Der Hauch der Grüfte / Steigt nicht hinauf in die reinen Lüfte; / Die Welt ist vollkommen überall, / Wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qual“.37 Nach dem Sieg Napoleons über Preußen 1806 war Schillers Freiheitspathos zweifellos von neuer Aktualität. Die in Europa bedrohte Freiheit wird durch das Schiller-Zitat nun gewissermaßen in der Neuen Welt verortet, die Natur, sozusagen unter Ausklammerung des Menschen, erscheint dadurch als das eigentliche Reich der Freiheit, was womöglich eine gewisse Skepsis gegenüber dem kulturellen Fortschritt erkennen lässt.38

Politik der Kleinen Schriften

Humboldts verstreute publizistische Arbeiten belegen sein politisches Engagement nicht nur in Fragen der Kritik an Kolonialismus und Sklaverei, sondern auch im Bereich der Judenemanzipation und einer demokratischen Öffnung der Wissenschaften. Humboldts Briefe und Interventionen mit politischem Inhalt wurden insbesondere ab den 1840er Jahren verstärkt international in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht, wie etwa in der Allgemeinen Zeitung (Augsburg), der Neuen Zürcher Zeitung, der Wiener Zeitung, dem Economist, der London Times, der New York Times, der Bombay Times oder dem Journal des débats (Paris).39 In den unselbständigen Schriften Humboldts mit Positionierungen, die im Zusammenhang mit seinem politischen Engagement stehen, lassen sich insbesondere drei größere Gruppen unterscheiden: 1. Landeskundliche Texte zu Südamerika; 2. Texte zum Projekt des Panama-Kanals; 3. Programmatische Texte bzw. Texte zum gesellschaftlichen und wissenschaftspolitischen Engagement.

1. Landeskundliche Texte (Südamerika)

– „Ueber die Urvölker von Amerika, und die Denkmäler welche von ihnen übrig geblieben sind“ (1806) Ueber die Urvölker von Amerika, und die Denkmähler welche von ihnen übrig geblieben sind. Vorgelesen in der Philomathischen Gesellschaft. Erstes Fragment, 1806. – „Tablas geográfico-políticas del Reino de N.[ueva] E.[spaña]“ (1807) Tablas geográfico-politicas del Reyno de N. E. que manifiestan su superficie, poblacion, agricultura, fábricas, Comercio, minas, rentas, y fuerza militar, 1807. – „Estatística de Mexíco“ (1810) Estatística de Mexíco. Extractada del Español, y anotado por Don Francisco Josef de Caldas, Director del Observatorio astronómico de Santafé de Bogotá, Individuo de la Expedicion botánica, y Catedrático de Matemáticas en el Colegio R. M. de N. S. del Rosario de esta Capital, 1810. – [Briefe aus Paraguay] (1825) [Briefe aus Paraguay], 1825. – „Ueber die künftigen Verhältnisse von Europa und Amerika“ (1826) Ueber die künftigen Verhältnisse von Europa und Amerika, 1826. – „Ueber den neuesten Zustand des Freistaats von Centro-Amerika oder Guatemala“ (1826) Ueber den neuesten Zustand des Freistaats von Centro-Amerika oder Guatemala, 1826. – „Neueste Beschlüsse der mexiko’schen Regierung über einen Handelsweg in der Landenge von Goazacoalco und Tehuantepec“ (1827) Neueste Beschlüsse der mexiko’schen Regierung über einen Handelsweg in der Landenge von Goazacoalco und Tehuantepec, 1827. – „Ueber die Schwankungen der Goldproduktion mit Rücksicht auf staatswirthschaftliche Probleme“ (1838) Ueber die Schwankungen der Goldproduktion mit Rücksicht auf staatswirthschaftliche Probleme, 1838. Humboldts große Reiseberichte und Essais politiques über Lateinamerika werden durch zahlreiche, mit ihnen oft in enger Verbindung stehende Einzelveröffentlichungen ergänzt. So beschäftigt sich zum Beispiel der Bericht „Estatística de Mexíco“ (1810/11) mit Statistik und Geographie im Vizekönigreich Neuspanien (Mexiko). Der Text „Ueber die künftigen Verhältnisse von Europa und Amerika“ (1826, aufgenommen in die Relation historique) reflektiert auf die nach Humboldts Rückkehr nach Europa in Lateinamerika entstandenen politischen und demographischen Umwälzungen. In fortschrittsoptimistischem Geist blickt Humboldt auf die befreiten Afrikaner auf Haiti und findet unter den europäischen Kolonialmächten lobende Worte für die spanischen Amerikaner, da sie „fast keine dem afrikanischen Gebiet entrissene Sklaven“ mehr hätten. Vor allem aber möchte der Essay Sorgen vor den neuerstarkten Nationen entkräften, indem er einen engen Zusammenhang zwischen politischer und ökonomischer Freiheit postuliert: „Der Handelsverkehr strebt dasjenige zu vereinbaren, was eine eifersüchtige Staatskunst lange Zeit getrennt hielt“.40 Der Text „Ueber den neuesten Zustand des Freistaats von Centro-Amerika oder Guatemala“ (1826) ist eine landeskundliche Übersicht zur 1823 gegründeten Republik von Guatemala. Humboldt diskutiert Grenzstreitigkeiten mit Mexiko, demographische Statistiken, geologische Besonderheiten usw. sowie die politischen Besonderheiten des neuen Föderativstaates „Centro-Amerika“ (Guatemala, San Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica). Betont werden auch hier nationalökonomische und handelsbegünstigende Gesichtspunkte, wie etwa Schiffbarkeit, ein mildes Klima, landwirtschaftliche Produkte (zum Beispiel Kakao, Indigo, Tabak) und „politische Freiheit“. Zentrales Anliegen des Textes ist das Politikum der Kanalschiffahrt: „Die Männer, welche an der Spitze der Republik Guatemala stehen, kennen die Vortheile und die politische Wichtigkeit einer Meeresverbindung in ihrem Lande“.41 Der Essay „Neueste Beschlüsse der mexiko’schen Regierung über einen Handelsweg in der Landenge von Goazacoalco und Tehuantepec“ (1827) knüpft an Überlegungen aus dem Essai politique sur le Royaume de la Nouvelle-Espagne (1811) an, bezüglich einer Flussverbindung durch den mexikanischen Isthmus. Im Vordergrund stehen die Ermöglichung der Öffnung der Handelsstraße für europäische Güter sowie die Kommunikationswege, mittels deren Humboldt über dieses Projekt auf dem Laufenden gehalten wird. In diesen Schriften wird deutlich, wie Humboldt nach seiner frühen kameralistischen Prägung sich dem Ideal des ökonomischen Liberalismus verschrieben hat.42

2. Texte zum Projekt des Panama-Kanals und zu Nordamerika

– „Facsimile eines Briefes von Alexander von Humboldt an Simon Moritz von Bethmann über einen Panama-Canal“ (1824) Facsimile eines Briefes von Alexander von Humboldt an Simon Moritz von Bethmann über einen Panama-Canal, 1824. – „Copie d’une lettre de M. le baron de Humboldt à M. Salomon“ (1843) Copie d’une lettre de M. le baron de Humboldt à M. Salomon, 1843. – „The Isthmus of Darien Ship Canal“ (1853) The Isthmus of Darien Ship Canal, 1853. – „Colonel Fremont“ (1856) Colonel Fremont, 1851. – „The Darien Canal“ (1856) The Darien Canal, 1856. Nach seiner Lateinamerika-Reise fuhr Humboldt am 20. Mai 1804 gemeinsam mit Bonpland nach Philadelphia, vom 1. bis zum 13. Juni hielten sie sich in Washington auf, wo es zu mehreren Treffen mit dem US-amerikanischen Präsidenten Thomas Jefferson kam, mit dem er auch eine Korrespondenz unterhielt.43 Daran anschließend engagiert sich Humboldt für das visionäre transatlantische Projekt eines Panama-Kanals, der durch eine Durchquerung der Meerenge den Handelsverkehr zwischen der amerikanischen Pazifikküste und Europa sowie Nordamerika beflügeln würde – und somit konkretes Beispiel für Humboldts Vorstellung des freien Handels ist.44 Dieses Projekt, für das er prominente Unterstützer in Nord- und Südamerika zu gewinnen suchte (James Madison, Simón Bolívar), hat Humboldt über viele Jahre weiterverfolgt.

3. Programmatische Texte; gesellschaftliches und wissenschaftspolitisches Engagement

– „Die Lebenskraft oder der Rhodische Genius“ (1795) Die Lebenskraft oder der Rhodische Genius. Eine Erzählung, 1795. – „A Monsieur le Rédacteur du Moniteur universel“ (1828) A Monsieur le Rédacteur du Moniteur universel, 1828. – „[Rede, gehalten bei der Eröffnung der Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Berlin, am 18ten September 1828]“ (1828) [Rede, gehalten bei der Eröffnung der Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Berlin, am 18ten September 1828], 1828. – „Discours“ (1829) Discours, 1829. In seiner allegorisch-antikisierenden Erzählung „Die Lebenskraft oder der Rhodische Genius“, zunächst in Schillers Zeitschrift Die Horen (1795) erschienen, berichtet Humboldt von Epicharmus, einem (Natur-)Philosophen aus der Schule des Pythagoras, der sich vom Hofe fernhält, „weil solche Fürstennähe auch den geistreichsten Männern von ihrem Geiste raubt“; andererseits ist er jedoch selbst durchaus „von dem Tyrannen geehrt“. Bezeichnenderweise wird genau dieser Passus in der russischen Übersetzung des Textes unterschlagen.45 Der Text steht emblematisch für Humboldts ambivalentes Verhältnis zur politischen Macht. In einem Artikel von 1828 tritt Humboldt der fälschlichen Behauptung entgegen, er habe Eintritt für seine Vorlesungen an der Berliner Sing-Akademie verlangt. Das hierin über die bloße Richtigstellung hinaus zum Ausdruck kommende demokratische Bildungsverständnis befindet sich im Einklang mit den von seinem Bruder Wilhelm von Humboldt ab 1806 umgesetzten Stein-Hardenberg’schen Reformen. Den programmatischen Charakter dieser „Richtigstellung“ belegen Übersetzungen und Nachdrucke des Beitrags, zum Beispiel in Paris und London.46 Nach Abschluss seiner Russland-Reise erstattete Humboldt bei einer außerordentlichen Sitzung der Petersburger Akademie der Wissenschaften Bericht, in der „Sankt-Petersburger Akademie-Rede“ (1829). Die Rede spart nicht mit entsprechender Panegyrik und Verweisen auf den zu erwartenden nationalökonomischen Nutzen. Humboldt dankt dem „aufgeklärten“ Minister Cancrin und entwirft ein wissenschaftspolitisches Panorama, bei dem sich die „westlichen Völker“ und Russland gemeinsamer Messstationen bedienen und als „eine einzige Familie“ wiederfinden, wenn es um „menschlichen Fortschritt“ und den „Nutzen der Wissenschaften“ geht.47

Rezeption

Eine breite Wirkung erzielte Humboldt mit seinen öffentlichen Vorträgen um 1830, wodurch er zu einem Vorreiter der Volksbildungsbewegung wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts bzw. im Fahrwasser der 1848er Revolution hat vor allem Emil Adolf Rossmässler (1806–1867), der 1848 in die Deutsche Nationalversammlung gewählt wurde und Vorsitzender der Deutsch-Katholischen Gemeinschaft in Leipzig während der 1850er Jahre war, eine Popularisierung Humboldtscher Ideen im Sinne einer „öffentlichen“ Wissenschaft betrieben, die in Form von sogenannten „Humboldt-Vereinen“ und jährlichen Humboldt-Festen eine zivilbürgerliche, politische Funktion hatten, um Angehörige der Arbeiterklasse in die bürgerliche Gesellschaft zu integrieren und ein harmonisches, freiheitliches, auf Naturgesetzen basierendes Gesellschaftsmodell zu befördern. Aus heutiger Sicht kommt Rossmässler eine gewisse Pionierrolle bei der Etablierung eines populären Wissenschaftsjournalismus zu. Alexander von Humboldt hat in seiner Korrespondenz mit Rossmässler ausdrücklich seine Bemühungen um eine Demokratisierung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse gewürdigt.48 In Deutschland wurden im Zeitalter des Wilhelminismus verschiedene Bilder von Humboldt geprägt, die während des Ersten Weltkriegs auch für nationalistische Ziele herhalten mussten. Als Beispiel für die Aneignung Humboldts durch den Nationalsozialismus mag hier der Name von Alfred Rosenberg (1893–1946), dem Chefideologen des Dritten Reiches, genannt werden. In einer Rede von 1937 vor dem zentralen Büro für die Förderung der deutschen Literatur versuchte er, Humboldt, zu dem man eine „innere Nähe“ verspüre, neben dem Jenaer Evolutionsbiologen Ernst Haeckel im Sinne des Nationalsozialismus zu vereinnahmen.49 Während der NS-Zeit wurde vor allem im Rahmen einer Indienstnahme des deutschen Idealismus der Universalismus des Kosmos als „Totalität“ gelesen und im Sinne eines deutschen Vormachtanspruchs interpretiert (z. B. von Baldur von Schirach in Wille und Macht, 1941).50 Gerade auch die zahlreichen literarischen Aneignungen und Repräsentationen Humboldts aktualisieren unterschiedliche Aspekte seiner politischen Bedeutung. Bereits zur Zeit der Frühromantik wurde das Werk Humboldts mit politischen Assoziationen belegt. Ein Beispiel hierfür ist Achim von Arnims Novellensammlung Der Wintergarten (1809), in welcher der einbrechende Berliner Winter unmissverständlich mit der napoleonischen Besatzungspolitik assoziiert wird, wobei Humboldts Name und die warme, tropische Natur hierzu als implizites Gegenprogramm aufgerufen werden.51 Für den politischen Einfluss besonders aufschlussreich ist vor allem auch die lateinamerikanische Literatur, aus der wir hier nur zwei signifikante Beispiele nennen wollen. In seinem romantischen Prosagedicht „Mi delirio sobre el Chimborazo“ (1822) hat der Freiheitskämpfer Simón Bolívar sich am Vorabend der Befreiung der südamerikanischen Staaten ausdrücklich in die Tradition der Forschungsreisenden Humboldt und Charles-Marie de La Condamine (1701–1774) gestellt. Damit wurde eine Tradition in der lateinamerikanischen Literatur begründet, welche die Andengipfel mit politischer und nationaler Befreiung in Verbindung brachte. Die Assoziation von Humboldt mit Bolívar wurde vor allem bekannt durch die literarische Inszenierung in Gabriel García Márquez’ ‚postmodernem‘ historischen Roman El general en su laberinto (1989), in dem Humboldts politische Klarsichtigkeit Bolívar die Augen öffnet („Humboldt me abrió los ojos“).52 Autoren der ehemaligen DDR haben Humboldts Figur mitunter im Sinne einer indirekten Regimekritik mobilisiert. So hat Christoph Hein in Die russischen Briefe des Jägers Johann Seifert (1980) anhand von Humboldts Russland-Reise das Thema von Bespitzelung und Geheimpolizei aus der ‚subalternen‘ Perspektive eines mitreisenden Dieners geschildert.53 Umgekehrt ist gerade auch der Fall der ideologischen Instrumentalisierung Humboldts durch die Regierung der DDR aufschlussreich. So galt für das SED-Regime Humboldt (neben z. B. Heinrich Heine und Georg Forster) als Kronzeuge für eine „wissenschaftliche Weltanschauung“, d. h. für eine säkulare und materialistische Philosophie. Diese Vereinnahmung Humboldts spiegelte sich zum Beispiel in der symbolischen Semantik von örtlichen Koinzidenzen. So stand das zentrale Gebäude der Akademie der Wissenschaften der DDR auf dem Boden von Humboldts Geburtshaus; das Hauptgebäude des Henschelverlag Kunst und Gesellschaft (1945 in Ostberlin begründet) befand sich an der Stelle von Humboldts letzter Wohnung. Die 1959 von der Akademie der Wissenschaften gestiftete Humboldt-Medaille wurde prominenterweise als Erstes an den SED-Generalsekretär Walter Ulbricht verliehen. Im selben Jahr wurde der Comic Alexander von Humboldt. Ein deutscher Weltreisender und Naturforscher veröffentlicht, der so auch für Jugendliche das Bild eines vorbildlichen Mannes zeichnete, der mit der arbeitenden Bevölkerung und – gegen Ende seines Lebens – mit Russland sympathisierte. In der DDR wurde Humboldt aus marxistisch-leninistischer Perspektive gewissermaßen als ein säkularer Heiliger verehrt, wobei man über die Erbsünde seiner Zugehörigkeit zur aristokratischen Elite hinwegsah und stattdessen seine Rolle als „Lehrer der Massen“ (mit Bezug auf die Kosmos-Vorlesungen), als „spontaner Materialist“ sowie besonders auch seine Beeinflussung durch Georg Forster (im Sinne der Parallele von Jakobinismus und Wissenschaft) betonte.54 Diese offizielle Indienstnahme Humboldts spiegelt sich auch in der Tatsache, dass sich sein Konterfei auf dem Fünf-Mark-Schein sowie auf zahlreichen Briefmarken der DDR wiederfand.
Abb. 1: 5-Mark-Banknote der DDR (1964) [Bildnachweis]
Abb. 2: Humboldt und Simon Bolívar als Briefmarkenmotiv (1983) [Bildnachweis]
Im akademischen Betrieb der Bundesrepublik bzw. im wiedervereinigten Deutschland steht die Alexander von Humboldt-Stiftung im Zeichen des wissenschaftlichen Kulturtransfers zwischen Deutschland und einem globalen Netzwerk.55 Im Jahr 2004 hat sich maßgeblich Hans Magnus Enzensberger, gegen Ende seiner Herausgeberschaft der von ihm begründeten Anderen Bibliothek, mit einer von großem medialem Aufwand begleiteten Publikumsausgabe des Kosmos darum bemüht, Humboldt als eine repräsentative Figur des ‚guten Deutschen‘ zu inszenieren und sein Werk (wieder) einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, was dann noch durch den großen Erfolg von Daniel Kehlmanns Roman Die Vermessung der Welt (2005) verstärkt wurde. Enzensbergers Interesse an Humboldts Politik hat auch Niederschlag in seinem eigenen Werk gefunden. Dabei hat Enzensberger vor allem das Doppelbödige an Humboldts diplomatischen Interventionen und seiner politischen Haltung hervorgehoben – bezeichnender Weise nicht ohne gewisse autobiographische Anklänge: „Die Eindeutigkeit, die Revolutionäre wie Forster, Börne oder Marx auszeichnet, war Humboldts Sache nicht. Er vermied es, frontal gegen die politischen Verhältnisse anzugehen.“56 Bereits in seinem Gedicht „A.v.H. (1769–1859)“ aus der Sammlung Mausoleum (1975), die historisch belegte Zitate mit poetisch verdichteter Biographie vermengt, hatte Enzensberger Humboldts Nähe zu demokratischen und liberalen Tendenzen in einer Dialektik des Fortschritts verortet, wonach er „ein uneigennütziger Bote der Plünderung“ war, der sich schließlich nach den Pariser Jahren mit den reaktionären Kräften in Preußen arrangieren musste: „Dann siegte die Reaktion. Zurück in die deutsche Misere. Kammerherr, Vorleser, also Lakai am Potsdamer Hof“.57 Diese Zuspitzung geht allerdings über Humboldts politisches Engagement der 1840/1850er Jahre hinweg, wie etwa sein Eintreten für die Abschaffung des Sklaven-Status auf preußischem Boden (siehe oben). Das allerjüngste und zweifellos bedeutendste Beispiel der kulturpolitischen Indienstnahme bzw. der intendierten Wiederbelebung des Geistes der Brüder Humboldt ist die Gründung des Humboldt-Forums im Rahmen des Wiederaufbaus des Schlosses in Berlin (auf dem sich von 1973–2008 das Gebäude des Palasts der Republik der DDR befand). Für das Leitungsteam des Humboldt-Forums verkörpern die Brüder Humboldt geradezu die kosmopolitische Essenz der Stadt Berlin: „Berlin und das Humboldt-Forum – das passt zusammen. Nicht nur, weil wenige Meter vom heutigen Bauplatz entfernt, in der Humboldt-Universität, die Gebrüder Humboldt schon Anfang des 19. Jahrhunderts die Neugier auf die Welt lehrten. Sondern auch, weil das, was das Humboldt-Forum sein will, in Berlin längst Realität ist. Menschen aus aller Welt leben hier, nehmen teil am hiesigen urbanen Leben, bereichern und diversifizieren es mit ihren Kulturen, Lebensweisen und Forschungen. Berlin, das ist längst die internationale Metropole, die Humboldts Geist ins Heute weiterträgt.“58 Von Anfang an, seit dem Abriss des Palastes der Republik im Jahr 2006, wurde die Idee des Humboldt-Forums kontrovers diskutiert; die Diskussionen sind bis heute nicht abgeschlossen und berühren zum Beispiel Fragen der kolonialen Provenienz der Ausstellungsgegenstände. Die Initiative „No Humboldt 21!“ hat in einem „Moratorium für das Humboldt-Forum im Berliner Schloß“, erst veröffentlicht am 7. Juli 2015, polemisch von einem „Museum für Raubkunst“ und von Humboldt als einem „Repräsentant[en] des europäischen Kolonialismus“ gesprochen.59 Im Rahmen selbstkritischer Reflektionen haben die Direktoren des Forums unterdessen das Stichwort von der „Wiedergewinnung der Idee“ lanciert bzw. Humboldt gegen den kategorischen Vorwurf der Partizipation an kolonialen Unterwerfungspraktiken verteidigt.60 Die Koexistenz von kolonialem Erbe und aufklärerischem Anspruch bildet somit gewissermaßen noch einmal in institutionell-musealer Form die politischen Ambivalenzen der Humboldt-Rezeption ab.

Forschungsstand

Da die politischen Dimensionen von Humboldts Werk nicht immer explizit und die Formen seines politischen Engagements kategorial sehr unterschiedlich sind, sind sie bisher auch kaum zusammenhängend, sondern eher in Einzelstudien untersucht worden. So wird zum Beispiel die unvollendete Besteigung des Chimborazo von der neueren Forschung als Abbruch einer „potentiell koloniale[n] Bewegung“, beziehungsweise als „Dekonstruktion“ des Eroberungs-Mythos gedeutet.61 Laura Dassow Walls hat die Popularität von Humboldt bei den Vertretern der sozialen und politischen Elite der USA in gründlichen Studien nachgezeichnet (1990; 2006).62 Ein Kondensat dieser Analysen findet sich in Andrea Wulfs populärwissenschaftlicher Darstellung (2015).63 Konzise Übersichten über das Spektrum von Humboldts politischer Publizistik finden sich in Oliver Lubrich (2010) und Michael Strobl (2018).64 Die Anthologie von Rex Clark und Oliver Lubrich (2012) und die Meta-Biographie von Nicolaas A. Rupke (2005) belegen die historischen, nationalen und ideologischen Variationen in der kulturgeschichtlichen Aneignung von Humboldt.65 Neuere Forschungen haben den zentralen Einfluss untersucht, den Humboldt bei der Entstehung der iberoamerikanischen Historiographie (Jorge Cañizares-Esguerra 2001) oder bei der politischen Entwicklung der lateinamerikanischen Staaten (Mexico, Venezuela, Peru) hatte (Segondo E. Moreno Yánez 2011).66 Eine ausführliche, kommentierte Bibliographie zu Humboldts Einfluss in Nord- und Südamerika sowie zur Globalisierungsthematik bietet Jobst Welge (2018).67

Perspektiven

Humboldts oft den Umständen geschuldete politische Flexibilität wird durch eine Ambivalenz ergänzt, wie sie vor allem die Humboldt-Forschung des 20. Jahrhunderts geprägt und das öffentliche Bewusstsein bestimmt hat. Zum einen wurde Humboldt als Vorkämpfer universalistischer Menschen- und Freiheitsrechte gefeiert, zum anderen hat ihm eine frühe postkoloniale Kritik etwa eine „Entmenschlichung“ und „Dehistorisierung“ der amerikanischen Landschaften vorgeworfen, deren ökonomischer und imperialer Zurichtung er letztlich zugearbeitet habe.68 Solche eindeutigen Festlegungen und Dichotomien sind in der Humboldt-Rezeption immer wieder vorgekommen. Das eigentlich ‚Politische‘ bei Humboldt sind jedoch vielleicht eher seine kosmopolitischen Grenzüberschreitungen sowie seine konkreten (wissenschafts-)politischen Interventionen, die über die Veröffentlichungen und Übersetzungen in internationalen Organen Verbreitung und Wirkung anstrebten. Neuere Forschungen haben dabei den demokratisierenden Impuls seiner Veröffentlichungen vor allem zu Lateinamerika, die Unabhängigkeit von kolonialen Utilitarismen sowie Humboldts Betonung des inneren Zusammenhangs von Naturlandschaft und der Geschichte menschlicher Gesellschaften herausgestellt.69 In Zeiten neu erstarkender Nationalismen bleibt die sprachliche, räumliche und disziplinäre Grenzen überwindende und in die Öffentlichkeit hinein vermittelnde Wissenspraxis Humboldts immens politisch. Dabei sollten zukünftige Forschungen allzu eindeutige Zuordnungen und Generalisierungen vermeiden und stattdessen Humboldts politische Positionierungen jeweils konkret in ihrer Zeit situieren.

Abbildungen

  • Abb. 1: 5-Mark-Banknote der DDR (1964). © Foto public domain via Wikimedia Commons. Online unter commons.wikimedia.org (03.05.2021).
  • Abb. 2: Humboldt und Simon Bolívar als Briefmarkenmotiv (1983). © Foto public domain via Wikimedia Commons. Online unter de.wikipedia.org (03.05.2021).

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