Digitale Ausgabe – Transversalkommentar

Transversalkommentar 14

Feldforschung und Ethnographie

Auf seiner Forschungsreise durch die spanischen Kolonien in Amerika (1799–1804) begegnete Alexander von Humboldt diversen Völkern, Kulturen und sozialen Gruppen: missionierten Indianern im venezolanischen Regenwald, afrikanischen Sklaven auf Kubas Zuckerplantagen und einer kreolischen Oberschicht in der Hauptstadt von Mexiko. Auf seiner zweiten Weltreise, der Expedition durch Russland und Sibirien, die ihn bis zu den Außenposten des ‚Himmlischen Reiches‘ führte (1829), traf er auf Kosaken, Leibeigene und Deportierte, Tataren, Kalmücken und Kirgisen, bucharische Kaufleute, mongolische Soldaten und chinesische Grenzwächter. Durch Humboldts „vielbewegte[s]“ Leben,1 seine jahrzehntelange Forschung und sein umfangreiches Werk zieht sich als ein roter Faden die Frage nach der „Einheit des Menschengeschlechtes“ in dessen Vielfalt.2 Als Ethnograph beschreibt er fremde Lebenswelten, und er stellt seine Beobachtungen in den Zusammenhang einer philosophischen und fächerübergreifenden Anthropologie.

Interdisziplinäre Anthropologie

Humboldt beschreibt indigene Praktiken (die Jagd mit Pfeilgift, die ‚Ernte‘ von Vogelfett). Er studiert Rituale (Menschenopfer, Geister-Beschwörungen), Religionen (Todes- und Jenseits-Vorstellungen), Mythen (von einer Sintflut, weißhaarigen Gesetzgebern oder der Quelle ewiger Jugend) und geographische Legenden (die Grotte von Caripe als Eingang zur Unterwelt, das sagenhafte El Dorado als phantastischen Goldsee). Fragmente vorspanischer Bilderhandschriften bewahrt er vor der Vernichtung (als ‚Codex Humboldt‘). Er interessiert sich für Kunstwerke (Steingravuren, Bildhauerei, Statuen, Ornamente), Architektur (Tempel, Pyramiden, Festungen, Straßen) und Alltagskultur (Märkte, Handelswaren, Postverkehr). Er deutet Zeichen (als „Malereien“, „Hieroglyphen“, „Tonzeichen“ oder „Lettern3), Zahlen (als „Maaßstab für den sogenannten Cultur-Zustand“4) und Kalender (Sternbilder und Zeitrechnung). Er beschäftigt sich mit der Ernährung der ‚Eingeborenen‘ (Ameisenpastete, Affenschinken, Erde) und mit ihrer Medizin (Curare als Gift oder als Heilmittel). Er erforscht ihre Sprachen als Spuren einer verlorenen Geschichte und als Material für die linguistischen Studien seines Bruders Wilhelm, in dessen Sinn er „den Einfluß der Sprache auf die geistige Entwickelung der Menschheit“ und „in dem Organismus der Sprache gleichsam das geistige Geschick der Völker deuten“ kann.5 Die ethnographischen und anthropologischen Schriften Alexander von Humboldts entstanden vor dem Hintergrund diverser Diskurse: Winckelmanns Klassizis­mus, Herders Kulturtheorie, Kants Anthropologie, Rousseaus Konzept des ‚Naturzustandes‘, Forsters Reiseliteratur, Schlegels Orientstudien, Blumenbachs Schädel­kunde, Lavaters Physiognomik und Champollions Hieroglyphendeutung. In seine völkerkundlichen Beiträge gehen Erkenntnisse aus zahlreichen Feldern ein: Sprach­forschung, Philologie, Zeichentheorie, Archäologie, Architektur, Geschichte, Kunst­geschichte, Kulturwissenschaft, Mythologie, Religionswissenschaft, Geographie, Ökonomie, Demographie, Psychologie und sogar Befunde aus den Sciences: Humboldt betreibt eine auch naturwissenschaftliche Ethnographie. So nähert er sich seinen Gegenständen mitunter von der Geologie (so dass ein kulturgeschichtlicher Mythos auch als „geologischer Traum“6 lesbar wird), als Zoologe (der die Jagd auf Fettvögel beobachtet), als Chemiker, Mediziner und Pharmakologe (im Hinblick auf Curare, indianische Drogen oder den Guácharo-Samen), als Physiologe, Anatom und Nutritionswissenschaftler (der Kalk als Nahrungsmittel untersucht oder die Bedeutung von Milch und Mehl in verschiedenen Zivilisationen vergleicht), als Klimatologe (der die Einflüsse der Umwelt auf die Menschen und deren Kulturen berücksichtigt) oder mit Hilfe der Mathematik (indem er die Zahlzeichen verschiedener Völker betrachtet).

Gesamtwerk

Humboldts Reisetagebücher aus Amerika (1799–1804)7 und aus Asien (1829)8 sind auch ethnographische Feldnotizen; seine Reisebriefe9 Berichte aus der Feldforschung. Ausgearbeitet hat er seine Beobachtungen in der Relation historique du Voyage aux régions équinoxiales du Nouveau Continent (1814–1831)10 beziehungsweise in Asie centrale (1843).11 Während das amerikanische Reisewerk Erzählungen von Erstkontakten und Feldstudien enthält, ist das asiatische nur punktuell mit einschlägigen Beobachtungen durchsetzt. Anstelle einer zusammenhängenden Ethnographie handelt es sich um verstreute Ethnographeme.12 Die Politischen Essays über Mexiko (Essai politique sur le royaume de la Nouvelle-Espagne, 1808–1811) und über Kuba (Essai politique sur l’île de Cuba, 1826) hingegen beschreiben die Gesellschaften dieser Kolonien monographisch – als Kritik ihrer politischen Ökonomie. Die Ansichten der Natur (1808, 1826, 1849) enthalten zahlreiche ethnologische Beobachtungen und durchaus zusammenhängende Ethnographien, die auch separat publiziert wurden, etwa über Völker, die Erde essen, in „Über die Steppen und Wüsten“,13 über die Grabstätte in der Höhle von Ataruipe in „Über die Wasserfälle des Orinoco bei Atures und Maypures“14 oder über die Interaktion mit Indigenen in „Das nächtliche Thierleben im Urwalde“.15 Die Vues des Cordillères et monumens des peuples indigènes de l’Amérique (1810–1813) sind als Archiv und Museum indigener Lebenswelten konzipiert. Ihre Zeichnungen und Stiche von Werkzeugen und Kultobjekten, Alltagsszenen und Stadtansichten aus Süd- und Mittelamerika erfüllten eine Funktion, die in der visuellen Anthropologie später der Fotografie und dem Film zukommen wird: fremde Kulturen nicht nur sprachlich und statistisch, durch Worte und Zahlen, sondern auch bildlich zu dokumentieren und erforschbar zu machen. Anhand eines kuriosen Gegenstandes, den er auf zwei Tafeln abbildet und im dazugehörenden Kommentar erläutert, deutet Humboldt die Schwierigkeit ethnologischer Übersetzung an: Figuren aus Michoacán, „Costumes des Indiens de Méchoacan“ (Vues des Cordillères, Tafeln 52 und 53).16 Indigene Kunsthandwerker haben hölzerne Puppen geschnitzt und mit Stoffen aus dem Mark einer Wasserpflanze bekleidet. Diese Kostüme vereinen prä-cortesianische und spanisch-kreolische Elemente in einer hybriden „Mischung“ („mélange bizarre“). Mehrere solcher Puppen brachte Humboldt nach Europa, um sie der preußischen Königin Luise zu schenken, doch sie wurden während des Transports beschädigt. Die am besten erhaltenen ließ die Königin zeichnen. Diese Zeichnungen wurden gestochen, gedruckt und koloriert – und schließlich von Humboldt kommentiert und in sein Reisewerk aufgenommen. Es handelt sich um eine mehrfache Vermittlung, eine umwegige Zirkulation, in deren Verlauf Manches verlorengehen oder missverstanden werden konnte. Humboldt präsentiert die Objekte als Ergebnis komplexer interkultureller Austauschprozesse. Die Kunst- und Kostümhistorikerin Georgia de Havenon hat die Abbildungen der Puppen in die Tradition sogenannter casta paintings gestellt: einer populären Praxis ethnischer Klassifizierung anhand von Paaren verschiedener Herkunft (criollo und mulata, negro und india etc.),17 von der sich Humboldt politisch distanzierte, deren Form er hier gleichwohl aufnahm.
Abb. 1 [Bildnachweis]
Abb. 2 [Bildnachweis]
Abb. 1 und 2: Die Puppen aus Michoacán („Costumes des Indiens de Méchoacan“), Vues des Cordillères, Tafeln 52 und 53

Corpus

Nicht nur in seinen großen Reisewerken, sondern auch in vielen seiner separat publizierten Artikel setzte sich Humboldt mit Völkern in Amerika, in Asien und in Europa auseinander, mit ihren Sitten, Bräuchen und Künsten und ihrer Anpassung an ihre natürlichen Lebensräume.18
Abb. 3 [Bildnachweis]
Abb. 4 [Bildnachweis]
Abb. 5 [Bildnachweis]
Abb. 6 [Bildnachweis]
Abb. 3–6: Artefakte und Alltagsgegenstände aus den Vues des Cordillères: eine Axt („Hache aztèque“, Tafel 28) und eine Götzenfigur („Idole aztèque en basalte“, Tafel 40), eine Vase („Vases de granite“, Tafel 39), eine Kopfskulptur und ein Armreif („Tête gravée en pierre dure par les Indiens Muyscas. Bracelet d’obsidienne“, Tafel 66)
Einige Schriften stehen in Zusammenhang mit den Hauptwerken, zu denen sie Zugänge eröffnen. In vielen Fällen konnte ihr Verfasser auf seine Tagebücher und Feldnotizen zurückgreifen. Sein Vortrag über die „Urvölker von Amerika“ (1806) ist eine Vorarbeit für die Vues des Cordillères et monumens des peuples indigènes de l’Amérique (1810–1813). (Auf mehrere der damals bereits in Ausführung befindlichen Bildtafeln nimmt der Beitrag Bezug.) Der Bericht von den „Völkern, die Erde essen“ ist den Ansichten der Natur mit wissenschaftlichen Erläuterungen (1808) entnommen. Die Episoden vom Abstieg in die „Höhle des Guácharo“ und vom „Kriegergift Curare“ stammen aus dem Reisebericht, der Relation historique (1814–1831). Die Untersuchung der unterirdischen Vegetation in der berühmten Grotte erinnert an eine Jugendarbeit in lateinischer Sprache, die während des Studiums an der Bergakademie im sächsischen Freiberg entstanden war: Florae Fribergensis specimen (1793). Die Abhandlung über die „Hochebene von Bogota“ (1838) wurde später in den Band Kleinere Schriften (1853) aufgenommen. Und das Bekenntnis zur „Einheit des Menschengeschlechtes“ findet sich im letztem Werk, nämlich im ersten Band des Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung (1845–1862). Humboldts anthropologische und ethnographische Schriften lassen sich in vier Gruppen unterteilen, die gleichwohl ineinander übergehen: (1.) narrative Berichte von seiner Feldforschung, (2.) wissenschaftliche Studien zu fremden Kulturen, (3.) Dokumentationen von Datenmaterial und (4.) Besprechungen oder Einführungen von Werken anderer Autoren.

Berichte

– diverse Reisebriefe als Feldforschungsberichte aus Amerika (1799–1804) – „Ueber die alten Aturer am Orinoco“ (1806) 1. Ueber die alten Aturer am Orinoco / 2. Ein Mexicanischer Riese, 1806. – „Auszüge aus einigen Briefen des Frhrn. Alex. v. Humboldt an den Herausgeber“ samt „Nächtliche Scene am Orinoco“ (1807) Auszüge aus einigen Briefen des Frhrn. Alex. v. Humboldt an den Herausgeber (Hierzu gehört die Skizze einer nächtlichen Scene am Orinoko), 1807. – „Jagd und Kampf der electrischen Aale mit Pferden“ (1807) Jagd und Kampf der electrischen Aale mit Pferden, 1807. – „Ueber die erdefressenden Otomaken“ (1807) Ueber die erdefressenden Otomaken, 1807. – „Fragment d’un ouvrage ayant pour titre“ (1811) Fragment d’un ouvrage ayant pour titre: Essais politiques sur le Mexique, 1811. – „Cavern of Guacharo“ (1818) Cavern of Guacharo, 1818. – „War Poison of the Indians“ (1821) War Poison of the Indians, 1821.

Studien

– „Ueber die Urvölker von Amerika, und die Denkmähler welche von ihnen übrig geblieben sind“ (1806) Ueber die Urvölker von Amerika, und die Denkmähler welche von ihnen übrig geblieben sind. Vorgelesen in der Philomathischen Gesellschaft. Erstes Fragment, 1806. – „Was sind Barbaren?“ (1817) Was sind Barbaren?, 1817. – „South America – Missions in the Interior“ (1824) South America – missions in the interior, 1824. – „Über die bei verschiedenen Völkern üblichen Systeme von Zahlzeichen und über den Ursprung des Stellenwerthes in den indischen Zahlen“ (1829) Über die bei verschiedenen Völkern üblichen Systeme von Zahlzeichen und über den Ursprung des Stellenwerthes in den indischen Zahlen, 1829. – „Sur quelques points importans de la géographie de la Guyane“ (1837) Sur quelques points importans de la géographie de la Guyane, 1837. – „Alex. v. Humboldt über das Menschengeschlecht“ (1845) Alex. v. Humboldt über das Menschengeschlecht, 1845.

Besprechungen und Einführungen

– „Introduction“ zu Leopold von Buchs Voyage en Norvège et en Laponie (1816) Introduction, 1816. – „Mexicanische Alterthümer“ (1835) (zu Zeichnungen des Architekten Carl Nebel) Mexicanische Alterthümer, 1835. – „Vorwort“ zu Wilhelm von Humboldts Werk Über die Kawi-Sprache auf der Insel Java (1836) Vorwort, 1836. – „Vorwort“ zu Robert Hermann Schomburgks Reisen in Guiana und am Orinoko (1841) Vorwort, 1841. – „Vorwort“ zu Balduin Möllhausens Tagebuch einer Reise vom Mississippi nach den Küsten der Südsee (1858) Alexander v. Humboldt über Möllhausens Reise nach der Südsee, 1857.

Methoden

Humboldts ethnologische Praxis lässt sich nicht auf eine einzige Methode reduzieren. Er bediente sich verschiedener Ansätze, Denkfiguren und Modelle, die zum Teil erst später konzeptualisiert wurden (von Bronisław Malinowski, Clifford Geertz oder Claude Lévi-Strauss) und somit über gängige Vorstellungen seiner Zeit hinausweisen. Während seiner Expedition in Amerika unternahm Humboldt – unter schwierigen Bedingungen – eine fünfjährige Feldforschung, die er in Tagebüchern und Notizheften ausführlich dokumentierte. Als ‚teilnehmender Beobachter‘ avant la lettre bewegte er sich zusammen mit Einheimischen durch den venezolanischen Regenwald, im Fluss-System des Orinoco und über die Anden. Er befragte ‚Informanten‘ (Indianer, Missionare, Kolonisten) und protokollierte deren Auskünfte.
Abb. 7: Der schwimmende Postbote („Poste aux lettres de la province de Jaën de Bracamoros“, Vues des Cordillères, Tafel 31) [Bildnachweis]
Einige seiner völkerkundlichen Berichte sind Zeugnisse ‚dichter Beschreibung‘. Humboldt hat Gebäude vermessen, Verzierungen abgezeichnet und indianische Codices kopiert. Als Archäologe sorgte er dafür, dass verscharrte Skulpturen ausgegraben und öffentlich ausgestellt wurden. In Selbstversuchen probierte er Pfeilgift und verschiedene Rauschmittel. Er betrieb Archiv-Studien vor Ort und recherchierte nachträglich in europäischen Sammlungen, Museen und Bibliotheken. Humboldts Schriften zeugen von einer intensiven Beschäftigung mit Primärquellen und Forschungsbeiträgen aus der neueren Literatur. Er publizierte in einschlägigen Fachzeitschriften (zum Beispiel in Hertha. Zeitschrift für Erd-, Völker- und Staatenkunde). Als großer Kommunikator korrespondierte er mit Adressaten in aller Welt: Er konsultierte die spanische Kolonialverwaltung, andere Reisende und anerkannte Experten. Ausdrücklich brachte er indigene Quellen zur Geltung: prähispanische Urkunden (als Zeugnisse von Mythen, Riten und Wanderungen), historische Autoren (wie Garcilaso „el Inca“, 1539–1616) und junge mexikanische Gelehrte (denen er in der Hauptstadt des Vizekönigreichs begegnete). Humboldts Völker- und Menschenkunde ist wesentlich komparatistisch. Eines seiner wichtigsten Verfahren ist der Vergleich. Er betreibt eine vergleichende Kulturwissenschaft, eine vergleichende Mythologie, ein vergleichendes Sprachstudium. Kulturen werden jeweils für sich betrachtet – und weltweit miteinander in Beziehung gesetzt: aztekische Tempel mit den Monumenten der Ägypter, die Legenden vom Orinoco mit solchen aus Griechenland, die Kunststraßen der Inka mit denen des Römischen Reiches und Kalender aus dem südlichen Amerika mit Systemen der Zeitrechnung aus dem östlichen Asien. Wo Ähnlichkeiten auffallen, stellt sich die Frage nach deren Status. Handelt es sich um „zufällige[] Uebereinstimmungen“19 oder um direkte Zusammenhänge? Wann lassen sich aus Analogien allgemeine Modelle menschlicher Kulturentwicklung ableiten? Und wann dagegen Erkenntnisse über konkrete historische Kontakte? Eine Variante des Ähnlichkeitsdenkens ist, avant la lettre, die ‚strukturale Anthropologie‘: das vergleichende Studium von Mythen und Riten. Übereinstimmungen müssen nicht von Einflüssen zeugen. Sie können eine gemeinsame Veranlagung zur kulturellen Entwicklung belegen und zu universellen Erkenntnissen über deren Gesetzmäßigkeit führen. „Ueberall“, schreibt Humboldt zum Mythos des Kulturstifters Bochica, „hat sich die symbolisirende Menschheit Personificirungen, Repräsentanten der Gesittung, große historische Gestalten gedacht, um ihnen, einfach und bequem, als plötzliche Erfindung, Fortschritte der Cultur, geistliche und bürgerliche Einrichtungen, technische Künste und Verbesserung der Mondjahre zuzuschreiben. Was sich allmälig entwickelt hat, wird gedacht als simultan, wie durch fremde Wundermänner oder Ankömmlinge hervorgerufen.“20 Im Sinne aufklärerischer Anthropologie und eines ‚evolutionistischen Prinzips‘ wären strukturelle Übereinstimmungen auf eine universelle „Einförmigkeit des Ganges“ menschlichen Fortschritts zurückzuführen.21 Bestimmte Formen bildeten sich unabhängig voneinander bei verschiedenen Völkern heraus: aufgrund gemeinsamer Anlagen, „aus psychischen Gründen“.22 Bei grundsätzlicher Parallelität der Entwicklung wären lediglich die Geschwindigkeiten der „Menschengeschichte“23 zu unterscheiden: Fortschritte, Rückschritte und Stagnationen – arrested development. Eine andere Variante, Ähnlichkeiten zu denken, ist der ‚Diffusionismus‘, die Annahme einer kulturellen Ausbreitung über direkten Kontakt. Im Kulturvergleich ermittelte Ähnlichkeiten können als Zeugnisse verstanden werden, die es gestatten, tatsächliche Berührungen nachzuvollziehen: Handelsbeziehungen, Expeditionen, Kriegszüge, Eroberungen, Völkerwanderungen. Sind zum Beispiel, fragt Humboldt, übereinstimmende Tierdarstellungen oder analoge Zeitrechnungen zuverlässige Indizien für eine prähistorische Einwanderung, die aus Asien über die Beringstraße nach Amerika führte?24 Aber auch wo Humboldt historische Einflüsse nachzeichnet, denkt er diese jedenfalls im Plural. Entgegen der Vorstellung von einer einzigen „Wiege“25 der Menschheit und einer Zentralverbreitung der Zivilisation, ist sein Kulturmodell polyzentrisch. Es bildeten sich „in den entferntesten Punkten zugleich“, schreibt Humboldt, „mehrere[] Centralpuncte aufkeimender Civilisation“.26 Immer wieder wendet der Verfasser des Kosmos den Blick aus Amerika zurück nach Europa. Mit sarkastischem Unterton vergleicht er die verödete Stadt Mansiche in Peru mit seinem Geburtsort, wenn er von ihren „Ruinen“ spricht, „die einen Flächenraum einnehmen der nicht viel geringer als der von Berlin ist“.27 Nicht selten korrigiert er Vorurteile, indem er sie umkehrt: „Reisende […] behaupten, daß viele Nationen nicht über 5 oder 20 zählen. Eben so könnte man behaupten, daß die Europäer nicht über 10 zählen, da siebenzehn aus 10 und 7 Einheiten zusammengesetzt ist.“28 Eine besondere Bedeutung kommt in Humboldts Kulturkomparatistik dem Norden Europas zu. Wie in der ‚Neuen Welt‘ reichen auch hier die historischen Erinnerungen nicht sehr lange zurück. Weite Räume sind gänzlich ohne Zeugnisse. Im Vergleich mit dem mexikanischen Feudalstaat waren sie zur gleichen Zeit weniger entwickelt. Die indigenen Minderheiten in diesem Teil der ‚Alten Welt‘ sind nah und doch exotisch. Die ethnische, kulturelle und sprachliche Andersheit der sogenannten Lappen, Eskimos und Samojeden bietet sich an für eine Ethnologie des Eigenen. Die Einführung in Leopold von Buchs Reise durch Norwegen und Lappland (1816) erlaubt Humboldt einen solchen Vergleich zwischen den Tropen und den unerforschten Regionen des heimischen Kontinents. Der Weltreisende gelangt zu der Erkenntnis, dass das scheinbar Fremde bisweilen auf unheimliche Weise vertraut ist. So schreibt er, da die Indianer von Caripe durch die Missionare um den Ertrag ihrer Arbeit gebracht werden: Das Recht des Stärkeren gelte „in den Wäldern der Neuen Welt ebenso wie im Zentrum europäischer Zivilisation“.29 Und sogar in der vermeintlich drastischsten Andersheit, die bei den meisten Autoren nur Abscheu und Ablehnung hervorrief, sieht er das Gemeinsame: Denn „christlicher Fanatismus“ hat „oft ähnlichen Blutdurst“ gezeigt wie die Azteken mit ihren furchtbaren Menschenopfern.30

Ethnos und Ethos

Humboldts Ethnographien deuten jedoch auch die Problematik der Ethnologie an. Eine Mikrostudie der kolonialen Praxis des Reisens beschreibt, zum Beispiel, den Umgang mit den indianischen Führern und Trägern in der Grotte von Caripe. Aus seinem Ärger über die „Hasenfüßigkeit“ seiner Reisebegleiter („pusillanimity of our guides“) macht der Forscher hier keinen Hehl.31 Die abergläubischen indios sollen zunächst „überredet“ werden, sich in die Tiefe vorzuwagen. Als dies nicht hilft, bedient man sich der Autorität der Padres. Aber der Glaube der Fremden erweist sich als stärker. Denn die Expedition hat am Ort der toten Seelen ein Tabu berührt. Dass in ihrem Verlauf ein Vogel getötet wird, erinnert nicht von ungefähr an Samuel Taylor Coleridges Rime of the Ancient Mariner (1798) und den verhängnisvollen Schuss auf den Albatros. War die Katábasis in den indianischen Tartaros also ein Frevel? Wie Odysseus gibt auch der moderne Aufklärer vor Mitgefühl, Scham und Pietät im Zweifelsfall seiner Neugier den Vorrang. In einer anderen Höhle geht Humboldt später sogar noch weiter, nämlich in jener von Ataruipe, der Grabstätte des ausgestorbenen Volkes der Aturer. Hier stiehlt er Schädel und Skelette. Der Anthropologe sammelt nicht mehr nur kulturelle Objekte, sondern auch human remains – zum vermeintlichen Fortschritt der Kraniologie und zum Entsetzen seiner indigenen Begleiter.32 Die Ahnung, dass die Ethik der Ethnologie anspruchsvoll ist, dass Wissenschaft maßlos sein kann, dass sie die Grenze zur Hybris überschreitet, hat Humboldt allerdings selbst zur Sprache gebracht – so in der Darstellung der Episode vom Grabraub in den Ansichten der Natur. Hier berichtet er, dass eine Sendung mit den unheilvollen Knochen, als wäre sie tatsächlich fluchbeladen, in einem „Schiffbruch“ unterging.33 Und er bringt dieses Unbehagen Jahre später auf den Punkt, als er den Versuch seines Nachfolgers Robert Hermann Schomburgk erwähnt, prähistorische Steinzeichnungen abzuschlagen und nach Europa zu bringen. Wenn er die Worte eines englischen Mahners zitiert, weiß er, dass er dessen Kritik auch auf sich selbst beziehen darf: „Es ist zu hoffen, daß andere Reisende nicht glücklicher sein werden, als Herr Schomburgk und daß kein Reisender, der einer civilisirten Nation angehört, an jene Monumente der ungebildeten Indianer (untutored Indian) die Hand der Zerstörung legen wird.“34 Aber bei allen Schwächen und Widersprüchen – Humboldts Ethnologie und Anthropologie sind geleitet von einem humanistischen Ethos. Dies zeigt sich bereits in einer sprachlichen Sensibilität, im vorsichtigen Gebrauch problematischer Begriffe, beispielsweise des Wortes „Wilde“ („welche man so unbestimmt und oft so unpassend Wilde […] nennt“35). In der „Uebersicht der Indierstämme“ (aus dem Jahr 1826) werden die indigenen Völker und ihre Sprachen nicht nur sorgfältig unterschieden („ähnlich“, „verwandt“, „verwechselt“36). Inmitten des nur scheinbar nüchternen Datenmaterials finden sich Hinweise auf ihr schreckliches Schicksal der Vertreibung und Vernichtung, das sie durch die europäischen Kolonisten erlitten haben. Viele Nationen wurden „zerstreut“37 von manchen erhielten sich nur „Ueber­bleibsel“,38 andere sind gänzlich „erloschen“.39 Wenn diese Tabelle eine Notiz enthält, bestimmte Völker seien in ihre gegenwärtigen Siedlungsgebiete „von der Ostseite“ des Mississippi „eingewandert“,40 dann handelt es sich kaum um eine friedliche Migration. Der Vermerk, zahlreiche Stämme „waren im 17ten Jahrhundert östlich des Mississippi-Stroms“,41 lässt erahnen, dass sie durch die Europäer inzwischen verdrängt worden sind. Und worauf soll sich die Erwähnung der „letzten Verträge“42 beziehen, wenn nicht auf Abkommen der bedrängten Indigenen mit der Regierung der USA? Dass die Vertreibung sich fortsetzen und der Völkermord fast vollständig sein würde, deutet der letzte Satz dieses eigentümlich bewegenden Dokuments an: „die meisten sind indessen außerhalb des Gebiets der vereinigten Staaten.“43 Als Kolonialismus-Kritiker scheut sich Humboldt nicht, den Genozid an den Ureinwohnern öffentlich anzuklagen. Die indigenen Völker wurden nicht nur unterdrückt, schreibt er in größter Deutlichkeit, sondern „dem gänzlichen Untergange nahe gebracht“ (in einem Text aus dem Jahr 1835).44 Aus eigener Beobachtung weiß er (noch im Jahr 1857) zu berichten: „Die Nähe nordamerikanischer und europäischer Ansiedler gereicht den unabhängigen Stämmen, wie eine traurige Erfahrung fast in allen Zonen lehrt, zum Verderben.“45
Abb. 8: Das Früchtefloß von Guayaquil („Radeau de la rivière de Guayaquil“, Vues des Cordillères, Tafel 63) [Bildnachweis]

Rezeption

Die wohl unheimlichste anthropologische Darstellung in Humboldts Corpus, die ein nicht weniger unheimliches Nachleben haben sollte, ist eine „nächtliche Scene am Orinoco“ (1807), auf die sich sein Bericht in einer Zeitschrift bezieht. Dem Künstler, Gottlieb Schick, bescheinigt der Reisende hier, „sehr treu“ gearbeitet zu haben. „Ich zeigte ihm kleine Skizzen, welche ich selbst an Ort und Stelle mit wenigen Linien entworfen. Nach diesen und nach meiner Erzählung entstand jene Zeichnung, welche in der That im Detail so genau ist, als man es von Darstellungen einer so großen Natur verlangen kann.“46 Von links bewegen sich zwei Reisende ins Bild. Sie treten auf in europäischer Kleidung, mit Hut und Spazierstock. In der Urwaldlandschaft am Ufer des Flusses sind etliche Eingeborene zu erkennen (insgesamt 18), deren Körper lediglich ein Lendenschurz bedeckt. Die Europäer stehen, die meisten indios hingegen sitzen oder knien. Am rechten Rand spielt einer von ihnen, hockend, mit einem kleinen Affen. Daneben, ganz außen, sind zwei weitere Äffchen zu sehen. So ergibt sich im Bildaufbau von links nach rechts das irritierende Szenario einer ‚Degeneration‘: von aufrechten Europäern über zuerst stehende und dann gebeugte Eingeborene bis hin zu Affen auf allen Vieren. Diese Abfolge verhält sich spiegelverkehrt zur ikonischen Darstellung der Evolution vom vierfüßigen Primaten bis zum aufrechten Gang des Menschen, wie sie Rudolph Zallinger anderthalb Jahrhunderte später in seinem bekannten „March of Progress“ (1965) entworfen hat. Im Zentrum des Bildes wird ein Affe gegrillt. Aber er sieht aus wie ein kleiner Mensch. Das Gespenst des Kannibalismus taucht auf, auch wenn es nicht ausdrücklich erwähnt wird. Im Text zu dieser Darstellung vom ‚Affenmahl‘ beschreibt Humboldt bloß, „wie ein Affe gebraten wird, um ihn zu essen“,47 denn „Affenschinken sind ein Leckerbissen dieser Welt.“48 In der Relation historique jedoch führt Humboldt aus, was hier verdrängt wird.49 Als er sich auf Schicks „Scene“ bezieht, gesteht er sein Entsetzen angesichts des Verzehrs so menschenähnlicher Tiere. Und er erzählt, wie ausgerechnet ein ‚Indianer‘, der sich als besonders sanft, hilfsbereit und scharfsinnig, mit einem Wort: als „zivilisiert“ erwiesen hatte („douceur“, „intelligence“, „calme“, „affectueux“, „civilisé“), den Geschmack von Affen mit dem von Menschenfleisch („le goût de la chair humaine“) verglich. In seinem Stamm, gestand der junge Mann mit „wildem Vergnügen“ („joie sauvage“), bevorzuge man beim Menschen die Handinnenflächen. Ihm deshalb allerdings einen Vorwurf zu machen, erklärt Humboldt in einer kulturrelativistischen Wendung, wäre gerade so, „als würde ein Brahmane vom Ganges, der Europa bereist, uns vorwerfen, daß wir Tiere essen.“50 Robert Musil verwandelte Humboldts Episode in ein Gleichnis für die Dialektik der Aufklärung. Im Essay „Der deutsche Mensch als Symptom“ (1923) bezog er den Kannibalismus des zivilisierten ‚Barbaren‘ auf die barbarischen ‚Zivilisierten‘. „In der Tat sind ja auch in uns grausam und zärtlich […] kaum sicher voneinander zu unterscheiden.“51 Mitten in Europa hatte der Erste Weltkrieg aufs Neue bewiesen, dass unter der Oberfläche der Kultivierung jederzeit die Gewalt ausbrechen kann. „Welcher Ausschreitungen […] auch gute Durchschnittsmenschen fähig sind, haben uns allen, wie ich glaube, die letzten 9 Jahre unseres Lebens gelehrt.“52 Humboldts Miniatur wird so zu einem Vorzeichen europäischer Katastrophen – zu einem Menetekel des Krieges und sogar des Faschismus. Humboldts ethnographische und anthropologische Versuche haben – neben Robert Musil – viele europäische und amerikanische Schriftsteller angeregt.53 William Herbert und Adelbert von Chamisso haben in ihren Gedichten The Guahiba (1822) und „Der Stein der Mutter oder der Guahiba-Indianerin“ (1828) eine Episode aus der Relation historique adaptiert, die an einem ergreifenden Fall die Grausamkeiten der Kolonisierung und Missionierung schildert. Joaquim de Sousândrades brasilianisches Versepos O Guesa (1884)54 nimmt seinen Ausgangspunkt in einem sechzigzeiligen Zitat aus den Vues des Cordillères, das ein Opferritual der Muyscas-Indianer beschreibt. („Auf eher wissenschaftliche Weise erzählt Humboldt die Geschichte wie folgt.“) Jules Verne, der in mehreren seiner Abenteuerromane Humboldtsche Motive verwendet, gestaltet in Le superbe Orénoque (1898)55 sogar den indianischen Brauch des Sammelns von Schildkröteneiern zu einem dramatischen Szenario aus: Tausende Tiere nähern sich als „kriechende Masse“ und drohen ein Dorf wie eine „lebendige Flutwelle“ zu zerstören – ehe sie gerade noch ihre Richtung ändern und „in den Wassern des Orinoco verschwinden“. Alejo Carpentiers Roman Los pasos perdidos (1953) schildert das Eindringen eines zeitgenössischen Wissenschaftlers in das Innere von Venezuela nach dem Modell der Reise in die Aequinoctial-Gegenden, wobei, unter anderem, die von Humboldt beschriebenen indigenen Felsmalereien eine wichtige Rolle spielen. Erich Fried macht im Gedicht „Der Guacharo“ (1969) den von den Eingeborenen ausgebeuteten „Ölvogel“ zu einem ökologischen Symbol: „Er stirbt jetzt aus“.56 Mário de Andrade setzte die Anekdote vom ‚Atures-Papagei‘, der als letztes Lebewesen die Sprache des ausgelöschten Volkes spricht, an den Schluss von Macunaíma (1926).57 Die US-amerikanische Künstlerin Rachel Berwick schuf sogar eine Installation mit lebenden Papageien, denen sie beigebracht habe, Maypure zu sprechen: may-por-é (1997).58 Eduardo Galeanos poetische Geschichte Lateinamerikas, Memoria del fuego (1985), enthält eine Reihe von Miniaturen, die Humboldts Interaktion mit der einheimischen Bevölkerung darstellen.59 Sie handeln von den Erdessern („welche die Erde verschlingen, bevor diese sie verschlingen wird“),60 vom Schatz im Goldsee („das verlockendste unter Amerikas Delirien“)61 und vom Meister des Curare. „Allem, was ihr macht“, lässt er vor Humboldt und Bonpland den alten Mann prahlen, sei sein Produkt „überlegen“. „Ihr habt das Schwarzpulver erfunden“, sagt der Indianer. „Aber dieses Pulver ist nichts wert.“ Denn es ist nicht imstande, „geräuschlos zu töten“.62 Der britische Reiseschriftsteller Redmond O’Hanlon bewegt sich Mitte der 1980er Jahre auf Humboldts und Schomburgks Spuren, während er ihre Berichte liest, zwischen Orinoco und Amazonas („genau, wie Humboldt es beschrieben hat!“). O’Hanlon betrachtet die gleichen Petroglyphen, und er erinnert ebenfalls an die Leiden der Guahiba-Mutter. Das Buch hat den Titel: In Trouble Again: A Journey Between the Orinoco and the Amazon (1988).63 Auch Spielfilme haben Humboldt als Feldforscher und Ethnographen in Szene gesetzt. Sie erzählen von der Auseinandersetzung des Europäers mit den Indigenen– in den Anden beziehungsweise in Venezuela. Rainer Simon illustriert Die Besteigung des Chimborazo (1989) als multi-nationales Projekt: Ein deutscher und ein französischer Forscher unternehmen den Aufstieg mit einem kreolischen Rebellen, Carlos Montúfar, und mit Assistenten aus der lokalen Bevölkerung. Diese werden von Laiendarstellern gespielt. In einigen Passagen nähert sich der DEFA-Film, der kurz vor der Maueröffnung in die Kinos kam und die Freiheit des Reisens verlangte, dem Stil einer ethnologischen Dokumentation. Die schwierige Verständigung seines Helden (gespielt von Jan Josef Liefers) mit den Ekuadorianern zeigt Rainer Simon in einer zentralen Szene am Berg als einen improvisierten Austausch von Vokabular. Der Venezolaner Luis Armando Roche hat Humboldt ‚lateinamerikanisiert‘. In der ebenfalls mehrsprachig gedrehten Produktion Aire Libre (1996) lässt er Humboldt und Bonpland (gespielt von Christian Vadim und Roy Dupuis) ihre Reise zusammen mit einem venezolanischen Lehrer unternehmen, Pedro Montañar, auf den sie bereits bei ihrer Landung am Strand von Cumaná getroffen sind, so dass die Europäer die ‚Neue Welt‘ nicht so sehr ‚entdecken‘ (oder ‚wiederentdecken‘), sondern vielmehr von deren Bewohnern gezeigt und erklärt bekommen. Der symbolreiche Film steuert zu auf eine ‚Urszene‘ der Ethnologie. Hier kommen zahlreiche Motive zusammen, die teils aus Humboldts Schriften belegt und teils fiktiv sind, in jedem Fall jedoch seine Rolle als Ethnograph im kollektiven Gedächtnis bestätigen: In Begleitung eines fieberkranken Missionars und eines erzbösen spanischen Militärs gelangt die Expedition zu einer bananenbewachsenen Siedlung im Regenwald. Die nackten Einwohner verhalten sich zunächst argwöhnisch und bedrohen die Fremden mit Pfeil und Bogen. In einem besonnenen Erstkontakt gelingt es jedoch, die anfängliche Spannung zu lösen. Humboldt und Bonpland machen sich ans Werk: an die Vermessung des fremden Körpers. Sie traktieren die indios mit verschiedenen Instrumenten, mit Messstab und Waage. Eine nackte Frau taucht auf. Die europäischen Besucher lassen sich die Haut mit Körperfarbe bemalen. Ein Krieger packt Humboldt und trägt ihn aus Spaß auf den Schultern durchs Dorf – laut Drehbuch „wie einen Kartoffelsack“ („como un saco de papas“).64 Und der Ethnologe revanchiert sich. Dieser Rollentausch, diese Metapher, die Doppel-Figur von Träger und Getragenem, macht aus dem Paradies eine Utopie. Aber der Padre schickt sich an, die indios zu taufen, ihnen willkürlich Namen zu geben, in lateinischem Ritus. Als der Lehrer widerspricht, weist ihn der Offizier zurecht. Die Szene endet mit seinem Ausruf, der den Umschlag von Anthropologie in Herrschaft pointiert: „¡Civilización… o muerte!“

Forschung

Mary Louise Pratt stellte die These auf, Humboldt habe Amerika ‚naturalisiert‘ und ‚archäologisiert‘, das heißt: die indigenen Völker entweder gänzlich ausgeblendet oder allenfalls als erloschene Kulturen abgebildet und so eigentlich „abgetötet“.65 In der Tat taucht in mehreren Schriften das Motiv einer „menschenleeren Wildniss“66 auf – allerdings in Bezug auf unbesiedelte Regionen und zwischen ethnographischen Abhandlungen, deren Interesse ja gerade den Indígenas gilt: ihrer traurigen Vergangenheit und ihrer leidvollen Gegenwart. Als Ethnograph und Anthropologe hatte Humboldt international eine große Wirkung. Er gab der modernen Archäologie und Altamerikanistik wichtige Impulse, besonders in Mexiko und in den Andenländern.67 Sein Portrait wurde im Eingang des ersten Raumes der Ausstellung des Museo Templo Mayor plaziert, der Ausgrabungsstätte des Haupttempels von Tenochtitlan im heutigen México D. F. Er repräsentiert so den Beginn der mexikanischen Altertumsforschung. Humboldt wertete indigene Zeugnisse auf und bezog sie als Quellen in die Wissenschaft ein – was Jorge Cañizares-Esguerra in einer Monographie zur Geschichtsschreibung Amerikas würdigte.68 Die indigenen Amerikaner sind bei ihm nicht nur Objekte einer differenzierten Ethnographie, sondern auch Subjekte ihrer eigenen Historie. Der kubanische Anthropologe Fernando Ortiz bezog sich in seiner bekannten Studie über Tabak und Zucker, Contrapunteo Cubano del Tabaco y el Azúcar (1940), auf Humboldts Mitteilungen über südamerikanische Drogen,69 insbesondere über das Niopo-Pulver, das die Otomaken aus den Hülsen eines Baums gewannen und mit gabelförmigen Vogelknochen inhalierten – und von dessen Wirkung sich der Berliner Reisende selbst überzeugen konnte. Nicht zuletzt entwickelte Humboldt eine soziale Ökologie, die es erlaubte, Mensch und Umwelt in komplexen Zusammenhängen zu denken und die amerikanischen Völker in ihrem eigenen Umfeld zu verstehen. Sie wurde – wie Aaron Sachs in The Humboldt Current gezeigt hat70 – von zahlreichen Nachfolgern weiterentwickelt.

Perspektiven

Alexander von Humboldts Ethnologie und Anthropologie sind auf fruchtbare Weise multimethodal und interdisziplinär, in der Weite des Blicks komparatistisch, in ihrer Gestaltung poetisch, ethisch motiviert, engagiert und kritisch, aber durchaus nicht unproblematisch – und dabei gleichwohl selbstreflexiv. Aktuell anschlussfähig sind sie für die Postkolonialen Studien und für Forschungen zum Kulturtransfer sowie für Theorie und Praxis der Sozialanthropologie. In Humboldts Schriften findet sich insbesondere der Ansatz zu einer Theorie der Affekte der Forscher, die nicht nur die Datenerhebung im Feld, sondern auch deren Auswertung und Veröffentlichung bedingen, aber selbst nach der methodologischen Selbstkritik der Disziplin in der sogenannten Writing-Culture-Debatte der 1980er Jahre epistemologisch nicht integriert wurden und noch immer als Störung verstanden und regelmäßig ausgeblendet werden.71 Wenn Humboldt die Leistungen anderer Reisender würdigt, erlaubt er sich, auf die Affekte hinzuweisen, die unausweichlich die Arbeit im Feld bestimmen. So kommt er in einer Passage seines Vorworts zu Robert Hermann Schomburgks Reisen in Guiana und am Orinoko gleich auf eine ganze Reihe von Forscheremotionen zu sprechen: auf „Interesse“, „Geduld“, „Muth“, „Leiden“, „Heiterkeit“, „Liebe“ und „Genuss“: „Muth bei der augenblicklichen Ausführung einer gewagten Handlung ist leichter zu finden und setzt weniger innere Kraft voraus, als die lange Geduld, physische Leiden zu ertragen, von einem geistigen Interesse tief angeregt, vorwärts zu gehen, unbekümmert über die Gewissheit, mit geschwächteren Kräften auf dem Rückwege dieselben Entbehrungen wieder zu finden. Heiterkeit des Gemüths, fast das erste Erforderniss für ein Unternehmen in unwirthbaren Regionen, leidenschaftliche Liebe zu irgend einer Classe wissenschaftlicher Arbeiten (seien sie naturhistorischer, astronomischer, hypsometrischer oder magnetischer Art), reiner Sinn für den Genuss, den die freie Natur gewährt, das sind die Elemente, die, wo sie in einem Individuum zusammentreffen, den Erfolg einer grossen und wichtigen Reise sichern.“72 Welche Rolle spielen diese und andere Emotionen (zum Beispiel auch Bewunderung, Ekel oder Langeweile) in der ethnologischen Feldforschung und in der Ethnographie – von der teilnehmenden Beobachtung bis zur Niederschrift? Was haben sie jeweils zu bedeuten – ideologisch, politisch, kulturell und psychologisch? Inwiefern beeinflussen sie die Beobachtung? Wie lassen sie sich wissenschaftlich auswerten? Und wie wären sie sinnvoll aufzuzeichnen? Alexander von Humboldt kann eine kritische Selbstreflexion der Disziplin anregen: ein Nachdenken über die Emotionen der Forscher, deren kognitives und ästhetisches Potenzial bis heute unterschätzt wird, als ein Nachdenken über die Bedingungen der Feldforschung und der Ethnographie.

Abbildungen

(alle aus Vues des Cordillères, fotografiert von Hans Grunert, Universitätsbibliothek Bern)
  • Abb. 1: Tafel 52, „Costumes des Indiens de Méchoacan“.
  • Abb. 2: Tafel 53, „Costumes des Indiens de Méchoacan“.
  • Abb. 3: Tafel 28, „Hache aztèque“.
  • Abb. 4: Tafel 40, „Idole aztèque en basalte“.
  • Abb. 5: Tafel 39, „Vases de granite“.
  • Abb. 6: Tafel 66, „Tête gravée en pierre dure par les Indiens Muyscas. Bracelet d’obsidienne“.
  • Abb. 7: Tafel 31, „Poste aux lettres de la province de Jaën de Bracamoros“.
  • Abb. 8: Tafel 63, „Radeau de la rivière de Guayaquil“.

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