Digitale Ausgabe – Transversalkommentar

Transversalkommentar 2

Formen und Stile

Seiner Expedition nach Amerika widmete Alexander von Humboldt die Voyage aux régions équinoxiales du Nouveau Continent in 29 Bänden. Seine Expedition nach Russland und Sibirien brachte in Asie centrale 1.800 Seiten hervor. Im Kosmos beschrieb er ‚die ganze Welt in einem Buch‘. Humboldt gilt als Autor großangelegter Werke und als Denker globaler Zusammenhänge. Die Berner Ausgabe hingegen zeigt ihn als einen Meister der kleinen Formen.1 Und als einen Publizisten, der gerade durch seine Aufsätze und Artikel eine weltweite Resonanz erfuhr.2 Humboldts formenreiches, essayistisches, oft fragmentarisches Schreiben wurde lange Zeit als Mangel angesehen. Schon sein Freund François Arago scherzte: „Humboldt, tu ne sais pas comment se compose un livre; tu écris sans fin; mais ce n’est pas là un livre, c’est un portrait sans cadre.“ („Humboldt, Du weißt nicht, wie man ein Buch verfasst; Du schreibst ohne Ende, aber das ergibt kein Buch, das wird ein Bild ohne Rahmen.“)3 Hartmut Böhme bezeichnete Humboldts Versuch, ästhetische Naturbeschreibung und exakte Wissenschaft miteinander zu verbinden, als zum Scheitern verurteilt, die Ansichten der Natur, zum Beispiel, seien ein „textlicher Unfall“.4 Immer wieder jedoch gab Humboldt zu verstehen, wie formbewusst er seine Werke gestaltete. „Composition und Gliederung in der Anordnung des Ganzen“, schrieb er im Kosmos, seien „fast noch wichtiger als die Reichhaltigkeit des Inhalts“.5 In der Relation historique erklärte er gleich zu Beginn, wie sehr es ihm widerstrebte, das Genre des Reiseberichts zu bedienen („mon extrême répugnance à écrire la relation de mon voyage“).6 Die darstellerische Ambiguität dieses Genres zwischen Autobiographie und Wissenschaft hat er prägnant zusammengefasst: „Une relation historique embrasse deux objets très-distincts: les événemens plus ou moins importans qui ont rapport au but du voyageur, et les observations qu’il a faites pendants ses courses. Aussi l’unité de composition qui distingue les bons ouvrages d’avec ceux dont le plan est mal conçu, ne peut y être strictement conservée […].“ („Ein Reisebericht umfasst zwei sehr verschiedene Gegenstände: die mehr oder weniger bedeutenden Ereignisse, die im Zusammenhang mit dem Ziel des Reisenden stehen, und die Beobachtungen, die er auf seinen Fahrten gemacht hat. Deshalb kann die Einheit der Gestaltung, welche die guten Werke von denen unterscheidet, deren Plan schlecht angelegt ist, nicht streng gewahrt bleiben […]“).7 Solche Belege für Humboldts Form- und Gestaltungsbewusstsein8 widersprechen kritischen Pauschalurteilen über seine angebliche Konzept- und Kunstlosigkeit. So wurde Humboldts eigenwillige Poetik durchaus auch positiv beurteilt: Friedrich Nietzsche erkannte, dass vermeintliche Verstöße bei Humboldt einen ästhetischen Effekt haben können: „Die Mängel des Stils geben ihm bisweilen seinen Reiz.“9 Louis Agassiz schien zu erfassen, dass Humboldts Darstellung mit seiner Naturauffassung zu tun haben könnte: „He has aimed to present to others what nature presented to him, – combinations interlocked in such a complicated way as hardly to be distinguishable, and his writings present something of the kind.“10 Hans Blumenberg schließlich formulierte – mit Blick auf den Kosmos – die These, dass Humboldts gleichsam organisch wucherndes Schreiben kunstvoll die Natur abbilde.11 Er nahm damit eine programmatische Aussage des Autors selbst ernst: „Ein Buch von der Natur muß den Eindruck wie die Natur selbst hervorbringen.“12 Humboldts Prosa wäre in diesem Sinne auf originelle Weise mimetisch und ihrem Gegenstand angemessen. Eine erste neuere Studie zur literarischen Dimension von Humboldts Werken hat 1971 Robert Van Dusen veröffentlicht.13 Aber erst seit den 1990er Jahren wurde Humboldt durch die Literaturwissenschaften nachhaltig (wieder-)entdeckt.14 Auch diese jüngste Forschung jedoch hat sich vor allem auf die Buchwerke konzentriert. Die Berner Ausgabe legt nun die Grundlage für die Erforschung des Humboldtschen Schreibens anhand seiner gesammelten Schriften.
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Abb. 1–6: Die Hand des Schriftstellers in Gemälden (1812–1859) [Bildnachweis]

Gesamtwerk

Von einem Buch zum anderen veränderte Humboldt die literarische Konzeption. Wie erzählt man von einer Reise? Wie beschreibt man ein unbekanntes Land? Und wie verbindet man beides? Welche Rolle spielt die eigene Erfahrung beim Verständnis fremder Natur und Kultur? Wie kann man von einer Reise berichten und dabei die bereiste Wirklichkeit möglichst angemessen zur Geltung bringen? Diese Fragen durchziehen Humboldts Gesamtwerk wie ein roter Faden. Immer wieder hat er ver­sucht, sie neu zu beantworten. Dabei hat er experimentelle Verfahren erprobt und innovative Lösungen gefunden.15 Je nach Anlass, Gegenstand und Veröffentlichungsstrategie hat er eine Reihe unterschiedlicher, oft hybrider Poetiken des Reisens geschaffen, deren Entwicklung sich von einem Werk zum anderen nachvollziehen lässt: vom Reisetagebuch bis zum Kosmos.16 (Dabei ist auch zu beobachten, wie bestimmte Episoden oder Beobachtungen von einer Form in die andere wandern und jeweils umgearbeitet werden.) 1. Die auf seinen Expeditionen vor Ort angefertigten Aufzeichnungen bilden chronologische Notizen entlang des Reiseverlaufs, in die bereits Keime wissen­schaftlicher Studien eingelagert sind und denen nachträglich Kommentare und Verweise hinzugesetzt werden. Das Tagebuch von Humboldts England-Reise (1790) blieb zeitlebens privat;17 die Feldaufzeichnungen von der ersten außereuropäischen Reise hingegen (1799–1804) bilden, obschon selbst nicht veröffentlicht, die Grundlage für das umfangreiche Amerika-Werk.18 2. Die Relation historique (1814–1831) berichtet insgesamt entlang des Reise­weges, sie verzweigt sich jedoch immer wieder in Exkurse zu einzelnen Themen der Naturgeschichte, der Geographie oder der Sozialwissenschaften und entwickelt sich so zu einem Mischwerk zwischen Reisebericht und multidisziplinärer Feldforschung. (Nach einem Drittel der Route bricht das Projekt mit dem dritten Band ab.) 3. Die wissenschaftlichen Bände der Voyage (1805–1838), deren botanische, zoologische, astronomische Teile, fassen die Ergebnisse der während der Reise und danach unternommenen Forschungen in einzelnen Disziplinen zusammen. 4. Die Ansichten der Natur (1808, 1826, 1849) präsentieren Schilderungen charakteristischer Landschaften – Urwald, Steppe, Gebirge – und unterlegen deren ästhetische Inszenierung mit einem Apparat wissenschaftlicher Anmerkungen. 5. Die Ansichten der Kordilleren (1810–1813) kombinieren als prächtiger Bildband 69 Illustrationen mit Essays, so dass insgesamt die Form einer Ausstellung entsteht. 6. Die Essais politiques über Mexiko (1808–1811) und über Kuba (1826) konzentrieren sich monographisch auf jeweils ein Land, das sie möglichst umfassend aus den Perspektiven von Geographie, Naturkunde und Volkswirtschaft beschreiben. 7. Im Examen critique de l’histoire de la géographie du Nouveau Continent (1834–1838) rekonstruiert Humboldt – als Vorgeschichte seines eigenen Unter­nehmens – die Geschichte der Erschließung der ‚Neuen Welt‘. 8. In Asie centrale (1843) – und zuvor bereits in den Fragmens asiatiques (1831) – hat er die Konzeption der politischen Essays auf die Darstellung eines Kontinents erweitert und sich dabei in einer planvollen Überblicksdarstellung von den Zufälligkeiten der eigenen Reiseroute noch weiter entfernt. 9. Im Kosmos (1845–1862) schließlich, seinem letzten Werk, hat er dieses Pro­gramm der wissenschaftlichen und künstlerischen Raumkonzeption in äußerster Konsequenz auf das gesamte Universum ausgedehnt und dabei in gewisser Weise zur Form der Reisebeschreibung zurückgefunden: Indem er eine imaginäre Reise schildert, die in den entferntesten Regionen des Weltalls ihren Ausgang nimmt und auf der Erde, beim Menschen, ihr Ende findet, unternimmt er – so der Untertitel dieses opus maximum – den „Entwurf einer physischen Weltbeschreibung“. Die Tendenz, die sich über den Verlauf der Buchveröffentlichungen abzeichnet, ist eine fortschreitende Abstraktion. Der Focus verlagert sich immer mehr vom Reisenden zum Bereisten, vom Reiseverlauf auf das Reiseziel. Die biographische und itinerarische Linearität löst sich auf. Die Poetiken wandeln sich von der diaristischen und epistolaren Gebundenheit an einen Ort über den Bericht einer Route zu Ansichten von Landschaften oder Einzelphänomenen und zur Konzentration auf Themen und Zustände, bis hin zur umfassenden Darstellung eines Landes, eines Kontinents, der Erde und des Universums. Der Blickwinkel weitet sich von der lebensgeschichtlichen über die länderkundliche zur kontinentalen und schließlich zur globalen und sogar kosmischen Perspektive. Worin besteht, bei aller Variabilität, das Charakteristische des ‚Humboldtschen Schreibens‘ in seinen Büchern? Es ist das „Essayistische“, das im doppelten Sinne ‚Versuchshafte‘: als literarisch offene Form und als naturwissenschaftliche Experimentalität.19 Mehrere Bücher tragen den Begriff „Essay“ bzw. „Versuch“ oder auch „Entwurf“ bereits in ihrem Titel, und zwar fast immer an erster Stelle: Essai sur la géographie des plantes (1807), Essai politique sur le royaume de la Nouvelle-Espagne (1808–1811), Essai politique sur l’île de Cuba (1826), Essai géognostique sur le gisement des roches dans les deux hémisphères (1823); Versuche über die gereizte Muskel- und Nervenfaser (1797), Versuche über die chemische Zerlegung des Luftkreises (1799) – und selbst noch in Humboldts letztem Buchwerk: Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung (1845–1862). Ein zweites Merkmal, das mit dem Essayistischen zusammenhängt, ist das Fragmentarische. Sehr häufig sind Humboldts Werke unabgeschlossen. Das erste Buch zu seiner Asien-Reise hat er sogar entsprechend betitelt: Fragmens de géologie et de climatologie asiatiques (1831). Andere Werke weist er aus als bloße Zusammenstellung von „Beobachtungen“, denen er mehrfach durch den Begriff Recueil zusätzlich den Charakter einer prinzipiell erweiterbaren Sammlung gibt (Mineralogische Beobachtungen über einige Basalte am Rhein, 1790; Recueil d’observations astronomiques, d’opérations trigonométriques, et de mesures barométriques, 1808–1811; Recueil d’observations de zoologie et d’anatomie comparée, 1811–1833), als „Ansichten“ (Ansichten der Natur, 1808, 1826, 1849; Vues des Cordillères et monumens des peuples indigènes de l’Amérique, 1810–1813) oder als „Aphorismen“ (Aphorismi ex doctrina physiologiae chemicae plantarum, 1793). Durch solche paratextuellen Signale verwahrt sich Humboldt von vornherein gegen den Anspruch auf Systematik und Totalität. Hinzu kommt ein spielerischer Zug, der nicht selten von ironischem, sarkastischem Humor zeugt. So fand Humboldt bereits in seinem Tagebuch einen eigen­willigen Kunstgriff, um mit der berühmtesten Episode seiner Amerikareise umzugehen. An der Stelle, wo die Besteigung des Chimborazo, kurz vor dem Gipfel, an einer Spalte abgebrochen werden muss, trennt er das Wort „Spalte“, „crevasse“, und erzeugt so einen fast buchstäblichen Cliffhanger. „Il nous vint une lueur d’espérance de parvenir à la Cime. Mais une grande Cre-…“ („Es kam uns ein Schimmer der Hoffnung, dass wir den Gipfel erreichen könnten. Aber eine große Spal-“).20 Statt die spannende Episode auf der nächsten Seite fortzusetzen, kündigt Humboldt ihre spätere Fortsetzung an – auf Seite 45 („v. la Continuation p. 45“). Es folgen zunächst, als Einschub, mehrere Seiten mit den Ergebnissen seiner Forschung und das Interview mit einem indigenen Häuptling, die das Scheitern der Bergbesteigung gewisser­maßen ausgleichen, indem sie die „Spalte“ ausfüllen. Erst dann nimmt er seine Schilderung wieder auf: als „Fortsetzung der Reise vom Chimborazo“ („Continuation du Voyage de Chimborazo“): „…-vasse mit fin à nos tentatives.“ („…-te setzte unseren Versuchen ein Ende.“) Der Entstehungskontext schlägt sich in der Faktur der Texte nieder: Feldnotate oder Aufzeichnungen von Experimenten weisen eine größere Offenheit und geringere Kohärenz auf als wohlkomponierte Abhandlungen und stringent an einer Fragestellung ausgerichtete Aufsätze. Archivbefunde und Dokumentationen vorangegangener Forschung lassen Humboldts Persönlichkeit weniger stark durchscheinen als Briefe und Reiseberichte. Die Schreibsituation der Niederschrift prägt den Stil der Schriften ebenso wie ihr publizistischer Zweck: Öffentliche Parteinahmen und Erwiderungen auf fachliche Kritik sind engagierter und emotionaler gehalten als die Wiedergabe von Messergebnissen; Akademiereden und Danksagungen sind festlicher und kunstvoller ausgeschmückt als nüchterne Berichte und Beschreibungen; unter staatlicher Beobachtung, Zensur und Selbstzensur entstandene Texte, etwa von der russischen Reise oder während Humboldts Zeit am preußischen Hof, formulieren ihre Kritik subtiler als solche, in denen weniger politische Rücksichten zu nehmen waren, etwa Humboldts Berichte aus den spanischen Kolonien, die im revolutionären Paris erschienen, oder sein Protest gegen die Sklaverei, den er in den Metropolen der USA publizierte. Andere Texte, wie die Korrespondenz mit Varnhagen von Ense oder das sibirische Tagebuch, hat Humboldt nicht von ungefähr nie veröffentlicht. Begreifen lässt sich Humboldts Schreiben vor allem aus der Situation der Feld­forschung, aus seinen Vorträgen und Vorlesungen sowie aus der Kommunikativität des Briefschreibers und Salonteilnehmers. Bildliche Darstellungen zeigen Humboldt noch im hohen Alter und sogar am eigenen Schreibtisch mit einem Notizbuch auf seinen Knien, als befände er sich lebenslang im Feld.21 Die Rhetorik seiner Akademie-Reden und Kosmos-Vorträge prägt entsprechende Kapitel der Ansichten der Natur und die „Einleitende[n] Betrachtungen“ des Kosmos, in die sie eingegangen sind. Gerade der Kosmos oder auch die Asie centrale wird an vielen Stellen zu einer polyphonen Collage von Beiträgen verschiedener Autoren, deren Expertise Humboldt in seiner weitgespannten Korrespondenz erbeten hatte und stets freimütig ausweist.22 Zeitgenössische Schriftsteller wie Heinrich Laube, Karl Gutzkow, Karoline Bauer, Honoré de Balzac oder Hans Christian Andersen beschrieben Humboldts Auf­tritte in urbanen Salons, bei denen er Performances seiner Reiseberichte und Forschungsergebnisse gab, deren episodische und improvisierte Form dem fragmentari­schen und essayistischen Charakter seiner Schriften zu entsprechen scheinen.23 Literaturgeschichtlich steht Humboldt zwischen Aufklärung und Romantik sowie zwischen Weimarer Klassik und Vormärz.24 Er verkehrte von seiner Jugend bis ins hohe Alter in literarischen Salons, insbesondere in Berlin und Paris. Und er stand im Austausch mit zahlreichen Literaten seiner Zeit, zunächst vor allem mit Georg Forster, mit dem er 1790 eine Reise über den Rhein nach England und in das Frankreich der Revolution unternahm, mit Adelbert von Chamisso, wie er selbst Reiseschriftsteller und Botaniker,25 mit Georg Christoph Lichtenberg und August Wilhelm Schlegel.26 In Paris war er bekannt mit Schriftstellern wie François-René de Chateaubriand und Madame de Staël.27 Mit Goethe verband ihn eine langjährige Freundschaft, und er veröffentlichte in Schillers Zeitschrift Die Horen.28 Die Faszination vieler zeitgenössischer Schriftsteller für geologische Fragen prägte er durch seine Forschungen mit, sie verband ihn mit Romantikern wie Novalis, der wie er in Freiberg bei Abraham Gottlob Werner studiert hatte, und mit E. T. A. Hoffmann.29 Ab den 1830er Jahren beriet sich Humboldt mit seinem engen Freund Karl August Varnhagen von Ense bei der Redaktion seiner Buchwerke.30 Nach dem Tod seines Bruders Wilhelm gab er u. a. dessen Sonette heraus. Eine besondere Affinität scheint Humboldt zur Frühromantik gehabt zu haben, etwa zu Friedrich Schlegels avantgardistischen Experimenten. Schlegels „Fragmente“ im Athenäum (1798) und der Roman Lucinde (1799) erschienen bzw. entstanden exakt zu der Zeit, als Humboldt zu seiner großen Reise aufbrach. Das Fragmentarische, Hybride, Prozesshafte der Schriften und das Grenzüberschreitende der Interessen beider Autoren hat zahlreiche Analogien. Biographisch wie intellektuell gibt es vielfältige Berührungen: das Milieu der Berliner Aufklärung, das Studium in Göttingen, die Begegnung mit Goethe und Schiller in Jena – sogar die schwierige Beziehung zu diesem und das Einvernehmen mit jenem und das jeweilige Verhältnis zum älteren Bruder; die Bekanntschaft bzw. Beschäftigung mit dem Südseereisenden Georg Forster; die Faszination der Französischen Revolution und später der Einsatz als Diplomat während der Restauration; das Interesse für die griechische Antike und für orientalische Sprachen.

Corpus

In ihren historischen, geographischen, nationalen, sprachlichen, generischen, disziplinären, auktorialen, publizistischen und typographischen Eigenschaften sind Humboldts Schriften ebenso vielfältig wie in ihren Themen, Adressaten, Absichten, Voraussetzungen und Stilen. Der Analyse des Humboldtschen Schreibens muss daher die vollständige Sichtung seines überaus heterogenen Corpus vorausgehen, der Buchwerke ebenso wie der kleineren Schriften. Trotz der Unterschiede des Umfangs lassen sich durchaus Kontinuitäten in Humboldts Schreiben zwischen den großen Buchwerken und den kleineren Schriften feststellen, etwa die fächerübergreifenden Fragestellungen, die raschen Registerwechsel, die stilistische Flexibilität, das generische Spektrum und die kollaborative Arbeitsweise. Das überlieferte handschriftliche Archivmaterial (vor allem im Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin und der Biblioteka Jagiellońska in Krakau) vermittelt einen Eindruck von den Schreibverfahren, die Humboldts Textproduktion ausmachten: Notieren, Exzerpieren, Sammeln, Ergänzen, Korrigieren, Annotieren, Ausschneiden, Einkleben, Collagieren, Montieren.31 Aus den in thematischen Kladden organisierten handschriftlichen Materialien entstanden sowohl Bücher als auch Aufsätze.32 Ohnehin handelt es sich bei zahlreichen der unselbständig erschienenen Schriften um Vorarbeiten oder Bearbeitungen, um Vorabdrucke oder Auszüge aus den Buchwerken. Sie deuten an, in welchem Maß auch die ‚selbständigen‘ Werke eigentlich kompiliert sind und aus mikroessayistischen Elementen bestehen. Regelmäßige Unterschiede zwischen Texten, die Humboldt als Aufsatz konzipierte, und jenen, die er als Buch verfasste, bestehen indes in der Anmerkungsdichte, der Frequenz fremd-, zumal altsprachlicher Quellenzitate und der paratextuellen Komplexität, die in den Monographien ungleich höher sind. Das Corpus der Schriften Alexander von Humboldts besteht aus rund 800 Texten in knapp 3600 Drucken aus sieben Jahrzehnten (1789–1859). Insgesamt haben die in der Berner Ausgabe verzeichneten Drucke ein Textvolumen von mehr als 30 Millionen Zeichen. Die einzelnen Texte reichen in ihrem Umfang von Zeitungsmeldungen von wenigen Zeilen Länge bis zu ausführlichen Studien, die mit mehreren Hundert Seiten das Ausmaß eigener Bücher erreichen.33 Sie erschienen zu Humboldts Lebzeiten in den unterschiedlichsten Publikationsmedien: in Fach- und Publikumszeitschriften, in den Werken anderer Autoren, in Schulbüchern, Nachschlagewerken, Alben und Anthologien sowie in Tageszeitungen. Ihre große Mehrzahl wurde in insgesamt mehr als 1240 Periodika veröffentlicht, die sich über den gesamten Globus verteilen.34 Viel genauer noch als anhand der Buchwerke lässt sich Humboldts (Werk-)Biographie anhand seiner kleineren Schriften rekonstruieren, mit durchschnittlich einer Veröffentlichung pro Monat: als Entwicklung seines Denkens und seines Schreibens, die zahlreiche biographische Informationen preisgibt. Hinsichtlich der behandelten Gegenstände und Wissensfelder unterscheiden sich die Schriften stark. Insgesamt trägt Humboldt in seinen Aufsätzen zu rund 30 Fächern bei, darunter Anatomie, Anthropologie, Archäologie, Astronomie, Botanik, Chemie, Demographie, Ethnologie, Geodäsie, Geologie, Geschichte, Kartographie, Klimatologie, Kunstgeschichte, Linguistik, Mathematik, Medizin, Metallurgie, Meteorologie, Mineralogie, Nationalökonomie, Nautik, Petrefaktenkunde, Pharmakologie, Philologie, Physik, Physiologie, Politologie, Staatswissenschaft, Statistik und Zoolo­gie. Während Humboldt in seinen Jugendjahren noch eher monodisziplinär arbeitet und zum Beispiel bergbaukundliche, geologische, mineralogische und botanische Forschungen tendenziell unabhängig voneinander in einschlägigen Fachjournalen publiziert, entwickelt er seit der Amerikareise zunehmend multi-, inter- und transdisziplinäre Verfahren zur Beantwortung von Forschungsfragen über Fächergrenzen hinweg. In ihrer disziplinären Vielfalt, in ihren entsprechend unterschiedlichen Sprachregistern und in ihrer Ausrichtung auf verschiedene Leserschaften bilden seine Schriften diese Entwicklungen von Humboldts Schreiben ab. Mit steigender internationaler Bekanntheit verschiebt sich besonders in seinem letzten Jahrzehnt der Schwerpunkt der Veröffentlichungen von wissenschaftlichen Aufsätzen und empirischen Forschungsberichten mehr und mehr zu öffentlichen Stellungnahmen, insbesondere zur Sklaverei, zum US-Wahlkampf von 1856, zur Judenemanzipation, zum Projekt eines Panama-Kanals und zur Wissenschaftspolitik. Schon eine Auswahl der mehr als 400 Publikationsorte veranschaulicht die geo­graphische Verteilung, die Plurizentralität, ja Globalität von Humboldts Publizistik. Humboldt kommunizierte nicht nur in verschiedenen Wissensgebieten, sondern auch sprachlich und kulturell mit sehr unterschiedlichen Publika. Seine Schriften erschienen in Deutschland (Berlin, Göttingen, Tübingen, Freiburg, Stuttgart, Frankfurt, Düsseldorf, Bonn, München, Nürnberg, Regensburg, Augsburg, Hamburg, Altona, Bremen, Hannover, Dresden, Leipzig, Jena, Erfurt, Weimar, Gotha, Halle, Freiberg, Ansbach, Helmstedt sowie damals auch Stettin, Posen, Breslau), Österreich (Innsbruck, Linz, Salzburg, Wien) und der Schweiz (Lausanne, Genf, Schaffhausen, Zürich), in Frankreich (Paris, Évreux, Hendaye), Belgien (Brüssel, Lüttich), den Niederlanden (Amsterdam, Haarlem, Zutphen), Tschechien (Prag), Großbritannien (Edinburgh, Dublin, Glasgow, Liverpool, London, Manchester), Italien (Mailand, Bologna, Pavia, Neapel), Spanien (Madrid), Russland (Moskau, Sankt Petersburg), Ungarn (Budapest), Finnland (Åbo, Helsinki), in Süd- und Nordamerika (Bogotá, Caracas, Curaçao, Havanna, México, Panama, Rio de Janeiro, Santiago de Chile; Boston, Chicago, Detroit, New York, Washington, San Francisco, Toronto), in Asien (Bombay, Calcutta, Shanghai), Australien (Melbourne, Sydney), Neuseeland (Auckland) und sogar in Südafrika (Pietermaritzburg).35 Humboldt adressierte bewusst Zielgruppen an bestimmten Orten, etwa um, wie erwähnt, die Sklaverei in den USA zu kritisieren. Darüber hinaus wurden seine Texte aufgenommen, wo sie in eigenen Diskursen relevant erschienen, etwa in Indien seine Kritik des Kolonialismus.36 Entsprechend der Vielfalt ihrer Erscheinungsorte und Erscheinungsorgane variiert die Publikationsweise der Schriften. Sie erschienen vollständig oder als Fragment, für sich allein oder in Fortsetzung, als Auszug aus Buchwerken, als Abdruck von Briefen oder als Zitat, mehr oder weniger freizügig bearbeitet, kompiliert mit anderen Texten von Humboldt oder kontextualisiert durch die Einleitungen von Herausgebern und sonstige Fremdtexte. Aufgrund der unterschiedlichen Organe und Zeitpunkte der Publikation sind die Drucke der Schriften auch unterschiedlich gestaltet. An ihnen lässt sich der Medien- und Technikwandel insbesondere der Zeitschriftendrucke der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ebenso nachvollziehen wie die regionalen und publizistischen Konventionen der Herstellung und schriftbildlichen Gestaltung periodischer Veröffentlichungen und die Herausbildung typographischer Dispositive.37 Nicht zuletzt sind Humboldts Schriften bestimmt durch die Sprachen, in denen er sie verfasste und sie ihren Lesern entgegentraten. Alexander von Humboldt war ein mehrsprachiger Autor, ein deutscher Schriftsteller genauso wie ein französischer. Während er seine Bücher vor allem in französischer Sprache (in Paris) veröffentlichte, schrieb er die Mehrzahl seiner Aufsätze, Artikel und Essays auf Deutsch (für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften zwischen Berlin, Prag, Wien und Zürich). Wie in den Buchwerken bleibt auch in seinen Schriften das Französische die Sprache der wissenschaftlichen Auswertung der großen Expeditionen; auf Deutsch hingegen publiziert Humboldt eher populäre, breitenwirksame, ästhetische oder politische Beiträge. Die Schreibstrategien unterscheiden sich in den verschiedenen Sprachen. Humboldts Französisch, die Sprache seiner hugenottischen Mutter, ist elegant und klar. Zumal sich das Deutsche seither stärker verändert hat als das Französische, wirkt seine deutsche Prosa heute poetischer, aber auch historisch weiter von uns entfernt. Die Veröffentlichungen in einem Dutzend weiterer Sprachen, die seine außerordentliche Präsenz und Reichweite ausmachten, sind Übersetzungen. Eine besondere Verbreitung erfuhren Humboldts Schriften auf Englisch.38 In den 1850er Jahren erscheinen v. a. in den USA zahlreiche politische Artikel, in denen Humboldt als engagierter Autor und public intellectual auftritt.39 Erst auf der Grundlage der Berner Ausgabe lässt sich zeigen, dass anglophone Nachdrucke in dieser Zeit sogar französische Veröffentlichungen deutlich überwiegen. Geht es allein nach der Anzahl der publizierten Drucke, war Humboldt in seinen letzten eineinhalb Lebensjahrzehnten fast vorrangig auf Englisch zu lesen, fast eher ein amerikanischer Autor als ein europäischer. Humboldts Texte zeigen unterschiedliche Grade der Bearbeitung durch Dritte. Textanteile von fremder Hand sind indes nicht zwangsläufig ein Ausweis von Textkorruptionen, im Gegenteil: Humboldts Schriften zeichnen sich von vornherein durch seine kollaborative Arbeitsweise aus. Viele Beiträge entstanden in Kooperation mit Weggefährten, Fachkollegen, Freunden und Korrespondenzpartnern aus seinem umfangreichen wissenschaftlichen Netzwerk. Zu den Autoren, zu deren Werken Humboldt durch Vorworte, Einleitungen und Aufsätze beitrug, gehören: François Arago, Carl Traugott Beilschmied, Johann Friedrich Benzenberg, Albert Berg, Heinrich Berghaus, Aylmer Bourke Lambert, Adrien-Hubert Brué, Leopold von Buch, Franz A. Cöllen, Zacharias Dase, Ernst Heinrich von Dechen, Heinrich Wilhelm Dove, Friedrich Wilhelm Ghillany, Karl Haltaus, Wilhelm Heine, Siegmund August Wolfgang von Herder, Wilhelm von Humboldt, Frederick M. Kelley, Louise Kotz, Alexandre de Laborde, Karl Caesar Ritter von Leonhard, Balduin Möllhausen, Carl Nebel, Adalbert von Preußen, Waldemar von Preußen, Andrés Manuel Del Río und Robert Hermann Schomburgk. Er veröffentlichte zahlreiche Texten zusammen mit Co-Autoren, darunter Jean-Baptiste Biot, Leopold von Buch, Jean-Claude Delamétherie, Antoine François de Fourcroy, Joseph Louis Gay-Lussac, Jean-Michel Provençal und Louis-Nicolas Vauquelin. Dass es sich bei Humboldts Mit-Autoren vorrangig um französische Naturwissenschaftler handelt, verdeutlicht seine Position in der frankophonen Gelehrtenrepublik. Humboldts Schreiben kann dennoch nicht angemessen erfasst werden, ohne in vielen Fällen die redaktionellen Eingriffe der Herausgeber, Bearbeiter und Übersetzer zu berücksichtigen, die er häufig nicht beeinflussen konnte, zumal bei internationalen Publikationen, weil sich seine Texte im öffentlichen Raum zusehends verselbständigten. Wie das Corpus der Berner Ausgabe zeigt, gilt diese publizistische Eigendynamik für die besonders mobilen kleineren Schriften noch in weit stärkerem Maß als für die Buchwerke.
Abb. 7: Briefliche Erörterungen Humboldts zu seinem Stil, daneben eine Frage bezüglich des Verbleibs der korrigierten Vorrede zu den Kleineren Schriften (1853), aus dem Nachlass [Bildnachweis]
Auch die Art, wie seine Urheberschaft an einem Text von Herausgebern kenntlich gemacht wurde, unterlag nicht immer Humboldts Kontrolle. Längst nicht alle seine Beiträge sind eindeutig ausgewiesen. Tatsächlich lassen sich diverse Grade der Autorschaft unterscheiden: eindeutige, namentliche Nennung (vor oder nach dem Text), verschlüsselte Autorschaft (Pseudonym, Antonomasie, Abkürzung, unvollständige Namensnennung), anonyme Autorschaft, geteilte Autorschaft (Kollaborationen), vermittelte Autorschaft (Berichte über Humboldts Arbeiten, Vortragsmitschriften, Protokolle), eingebettete bzw. gerahmte Autorschaft (umgeben vom Text eines anderen Autors, Beiträge zu Werken anderer Autoren), nicht-redaktionelle Beiträge zu Werken anderer Autoren, zum Beispiel Messdaten oder Sammlungsexemplare (Humboldts erster Bibliograph, Julius Löwenberg, nennt diese Beiträge „fremde Hülfsarbeiten“40). Humboldts Schriften stammen also nicht allein bzw. nicht durchweg von Humboldt. Die Identifikation von nicht-autorisierten Fassungen und Fremdeingriffen fällt indes nicht immer leicht. Selbst wenn ein Text über Humboldt in der dritten Person berichtet, ist dies kein Ausschlusskriterium, weil Humboldt mitunter aus strategischen Gründen von sich selbst in der dritten Person schreibt und seine Autorschaft oder seine Beteiligung an Publikationen verschleiert, obwohl er sie selbst initiiert hat. Das gilt bereits für den ersten zusammenhängenden Bericht von der amerikanischen Reise, der 1804 unter dem Namen Jean-Claude Delamétherie erschien und als dessen Verfasser Humboldt erst kürzlich identifiziert werden konnte.41 Bei der Veröffentlichung seines Aufsatzes zum Guano 1842 bittet Humboldt den Herausgeber, seinen langjährigen Freund und Verleger Samuel Heinrich Spiker, nicht zu erwähnen, dass er diesen Aufsatz selbst eingesandt hat: „Wenn Sie es gern drukken so schikken Sie mir, theurer Freund, eine Correctur. Auf jeden Fall bitte ich nicht zu sagen, dass ich es eingesandt. Man darf eitel sein, aber man muss sich dessen zu schämen wissen.“42 In der Tat erschien Humboldts Aufsatz wunschgemäß anonym.43 Und auch seine Akademiereden wurden gelegentlich – von fremder Hand – in der dritten Person wiedergegeben.44 Humboldts taktischer Umgang mit seiner eigenen Autorschaft lässt sich an einem besonders kuriosen Beispiel nachvollziehen: Im postum veröffentlichten Briefwechsel mit Heinrich Berghaus findet sich ein Text, in dem dieser Humboldts Autorschaftsdissimulation offenlegt. Berghaus schildert, wie ihm Humboldt, anlässlich der Veröffentlichung einer von General Aleksej von Bolotoff entworfenen Karte des Urals im Geographischen Jahrbuch, das Berghaus herausgab, einen Kommentar geschickt habe, den Berghaus Bolotoffs Karte voranstellte; der Text besteht aus einem Begleitwort, unterzeichnet von „B.“ (Berghaus), das wiederum einen Auszug aus der „Introduction“ für eine (nicht zustande gekommene) zweite Auflage der Asie centrale rahmt.45 In seiner späteren Erklärung zu dem Brief, den Humboldt ihm zusammen mit dem Text zu Bolotoffs Ural-Karte geschickt hat, offenbart Berghaus jedoch, dass das Begleitwort keineswegs aus seiner Feder stammt, sondern von Humboldt vorformuliert war: „Der deütsche Theil der Begleitworte, in welchem H. mich, als Herausgeber des Jahrbuchs, sprechen läßt, lautete also: […].“46 Diese Information erklärt, was Humboldt selbst in seinem Brief an Berghaus andeutet: „Hier mein theurer Professor, haben Sie den Text, ohne den das Croquis vom Ural nicht erscheinen darf.“47 Humboldt legte also offenbar Wert darauf, sich selbst zu Bolotoffs Karte zu äußern und sie ins Verhältnis zu seiner eigenen Karte aus der Asie centrale zu setzen, allerdings unter fremdem Namen, also in verschleierter Autorschaft. Auf Berghaus’ Angebot, Humboldts Text zur Asie centrale seinerseits einzuleiten, antwortet Humboldt explizit: „Nein, nein, ich will Ihnen diese Mühe abnehmen. Ich selbst werde ein Paar Begleitworte schreiben […]. [I]ch [werde] mich stellen, als wäre ich der Herausgeber des ‚Jahrbuchs‘; ich will sie in Ihrem Namen schreiben; ich meine, Ihre Ausdrucksweise schon treffen zu können.“48 Humboldt verabredet mit Berghaus also die Maskierung seiner eigenen und die Übernahme einer fremden Autorschaft. Angesichts dieser auktorialen Täuschung klingt insbesondere der erste Satz des veröffentlichten Begleitworts im Geographischen Jahrbuch beinahe aberwitzig: „Den freündschaftlichen Mittheilungen von Alexander v. Humboldt, von denen ich seit so vielen Jahren Gebrauch machen darf, verdanke ich die noch völlig unbekannte geographische Skizze des Theils von Asien […].“49 Und weiter: „Herr von Humboldt hat mir noch erlaubt, zur Erlaüterung […] selbst einige Stellen auszuziehen und hier nach dem Originaltexte folgen zu lassen.“50 Humboldts Schreibpraxis umfasst so auch die Kunst des Pastiche. Dass Berghaus diese Übernahme seines Autornamens nicht ehrenrührig, sondern im Gegenteil als Ehrerbietung auffasst, lässt vermuten, dass es sich hier nicht um den einzigen Fall eines Autorschaftstauschs handeln dürfte. In seinen unselbständig erschienenen Schriften bedient sich Humboldt zahlreicher Textsorten. Allein die deutschsprachigen Beiträge weisen in ihren Titeln diverse generische Bezeichnungen auf, die jeweils unterschiedliche gattungspoetologische und wissenschaftsprogrammatische Implikationen haben: „Abhandlung“, „Abriß“, „Analyse“, „Ankündigung“, „Anmerkungen“, „Ansichten“, „Antrittsrede“, „Antwort“, „Antwortschreiben“, „Anzeige“, „Arbeit“, „Aufforderung“, „Auszug“, „Beiträge“, „Bemerkungen“, „Beobachtungen“, „Bericht“, „Berichtigung“, „Beschreibung“, „Betrachtungen“, „Brief“, „Bruchstücke“, „Chronologie“, „Dankesworte“, „Darstellung“, „Einleitung“, „Entdeckung“, „Entwurf“, „Erklärung“, „Erläuterungen“, „Eröffnungsrede“, „Erzählung“, „Essay“, „Fragment“, „Gegenerklärung“, „Gemälde“, „Geschichte“, „Gutachten“, „Ideen“, „Karte“, „Korrespondenz-Nachrichten“, „Messungen“, „Mitteilung“, „Nachricht“, „Nachfrage“, „Nachtrag“, „Notizen“, „Rede“, „Reise“, „Resultate“, „Sammlung“, „Schilderung“, „Schreiben“, „Schriften“, „Skizze“, „Übersicht“, „Untersuchungen“, „Vergleich“ bzw. „Vergleichung“, „Versuch“, „Vorlesung“, „Vorwort“, „Zusätze“, „Zuschrift“. Hinzu kommen entsprechende und weitere Bezeichnungen in den französischen Artikeln und in den Übersetzungen in andere Sprachen: „Account“, „Analysis“, „Attempt“, „Carte“, „Collections“, „Communication“, „Considérations“, „Copie“, „Découverte“, „Description“, „Discours“, „Ébauche“, „Esquisse“, „Essai“, „Estatística“, „Étude“, „Évalutation“, „Expedition“, „Extrait“, „Expériences“, „Experiments“, „Facsimile“, „Fragment“, „Ideas“, „Illustrations“, „Inquiries“, „Introduction“, „Lecture“, „Lettre“, „Manuscrits“, „Map“, „Mémoire“, „Narrative“, „Note“, „Notice“, „Nouvelles“, „Observation“, „Présentation“, „Quadro físico“, „Rapport“, „Rapport verbal“, „Recherches“, „Remarks“, „Résultats“, „Séance“, „Sketch“, „Tableau“, „Travel“, „Tentatives“, „Voyage“. Humboldt veröffentlichte nur einen fiktionalen Text: „Die Lebenskraft oder der Rhodische Genius“.51 Er erschien 1795 in Die Horen. Die Gattungsangabe weist ihn aus als „Erzählung“. Dabei handelt es sich zugleich um eine philosophische und kunsttheoretische Allegorie. Humboldt nahm diesen Text später in die zweite Ausgabe seiner Ansichten der Natur (1826) auf, wodurch er ihn auch generisch neu kontextualisierte, als Kapitel eines Buches nämlich, das nicht aus ‚Erzählungen‘ besteht, sondern aus ‚Ansichten‘, aus Reiseschilderungen und naturwissenschaftlichen Essays. Stand die „Lebenskraft“ als fiktionaler, literarischer Text in den Horen noch im Gegensatz zu Humboldts gleichzeitig erscheinenden Fachaufsätzen zum Galvanismus, in denen er das Phänomen der Vitalität in wissenschaftlichen Selbstversuchen entzauberte,52 so findet sie sich 30 Jahre später nahtlos eingereiht in die ästhetischen Naturbeschreibungen eines populären Bestsellers. Dies ist nur eines der zahlreichen Beispiele für die Vielfalt und Fluidität der Genres in Humboldts Schreiben. Die Vielfalt der Genres, die allein paratextuell angezeigt werden, ist also enorm. Hinzu kommt jedoch, dass viele Texte ihre generischen Merkmale auch intern verändern. Die Register-, Stil-, Fach- und Genrewechsel, die mit Humboldts fächerübergreifender, flexibler Arbeitsweise einhergehen, lassen sich an einzelnen Beiträgen in zum Teil hoher Frequenz ablesen. So wechselt der Bericht von „Jagd und Kampf der electrischen Aale mit Pferden“ (1807) vom erzählenden Reisebericht in die Modi ethnographischer, etymologischer, botanischer und vor allem zoologischer Forschung, von dramatischer Erzählung (narratio) zu ästhetischer Beschreibung (ekphrasis), zwischen emotionalen und reflexiven, pathetischen und nüchternen Passagen.53 Die Affektdramaturgie dieses Reiseberichts ist beispielhaft abwechslungsreich: Der Feldforscher spricht von „Gefahr“ und „Furcht“, „Liebe“ und „Verwunderung“, „Geschrei“ und „Schauspiel“.54 Alexander von Humboldt zeigt sich bis ins hohe Alter als ein sehr formbewusster Schriftsteller, der zu eigenwilligen Experimenten neigte.55 Noch sein letzter Text, der schrullige „Ruf um Hülfe“ (1859), ist stilistisch auffällig, weil er nur aus zwei Sätzen besteht, einem sehr langen und einem sehr kurzen (109 und 18 Wörter). Auf barocke Hypotaxe folgt aufgeklärte Lakonie, als sollten zwei Epochen und zwei weit ausein­anderliegende Lebensphasen hier noch einmal rhetorisch miteinander verbunden werden.

Forschung und Rezeption

Immer wieder zitiert Humboldt Schriftsteller, die ihn beeinflusst haben: Jacques-Henri Bernardin de Saint-Pierre, Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe.56 In einem Kapitel des Kosmos entwirft er sogar eine literaturgeschichtliche Abhandlung, in der er literarische Landschaftsdarstellungen – von hebräischen Psalmen und der Odyssee bis in seine Gegenwart – als „Anregungsmittel zum Naturstudium“ betrachtet.57 Humboldts Darstellungen der amerikanischen Natur inspirierten ihrerseits zahlreiche Schriftsteller.58 Seine Werke enthalten diverse Episoden, die von anderen Autoren aufgenommen wurden: die Verfolgung der Guahiba-Mutter von Adelbert von Chamisso und William Herbert, der Abstieg in die Höhle des Guácharo von Jules Verne und Erich Fried, die Besteigung des Chimborazo von Simón Bolívar und Tankred Dorst, der Papagei der Aturer von Mário de Andrade.59 Vor allem die Inszenierung identitätsstiftender Räume hat Humboldt maßgeblich beeinflusst: Orinoco, Chimborazo, Pampa, Sertão, Anáhuac.60 David Hernández bezeichnete ihn als „Vorboten des lateinamerikanischen Romans“.61 Er ist ein Vorläufer der „wunderbaren Wirklichkeit“ (lo real-maravilloso) und des Magischen Realismus (realismo mágico), indem er die ästhetische Wunderbarkeit der lateinamerikanischen Wirklichkeit gerade durch deren realistische Beschreibung evoziert. Alejo Carpentier, der das Konzept des real-maravilloso in einem Manifest geprägt hat (1949),62 konzipierte seinen Roman Los pasos perdidos (1953) nach dem Muster von Humboldts Reise durch Venezuela.63 Humboldt hat zahlreiche Schriftsteller angeregt, bevor ihn Literaturwissenschaftler selbst als Schriftsteller ernst nahmen. Erst in jüngerer Zeit wird er als literarischer Autor wahrgenommen – aber noch kaum anhand seiner kleineren Schriften.

Perspektiven

Wie verhalten sich Humboldts literarische Darstellungspraktiken zu seinem inhaltlichen Anspruch bzw. zu seiner wissenschaftlichen Methode? Korrespondiert die Präzision der Messungen mit jener der Sprache, die Vielfalt der Forschungsinteressen mit den Formen seiner Wissenschaftsprosa? Susan Faye Cannon prägte den Begriff der „Humboldtian Science“. 64 Bildet Humboldts Stil ein wissenschaftsliterarisches Paradigma? Gibt es ein ‚Humboldtsches Schreiben‘, ein Humboldtian Writing?65 Wie entspricht dieses seinem Forschungsstil, der empirischen und multidisziplinären ‚Humboldtschen Wissenschaft‘? Verbinden sich Wissenschaft und Dichtung in Humboldts Schreiben zu einer eigenen Wissenspoetik? Und lässt sich ein solches Humboldtian Writing auch bei anderen Autoren und Forschungsreisenden finden (zum Beispiel bei Chamisso oder bei Darwin)? Wie verhält sich die Form des Schreibens zum Gegenstand der Reiseliteratur? Die Writing Culture-Debatte hat das Bewusstsein geschärft für die Poetik der Ethnographie. Humboldt scheint die konventionelle Form des Reiseberichts um jeden Preis vermeiden zu wollen. Je egozentrischer, d. h. zentralperspektivischer, linearer, homogener, ein Reisebericht erzählt, desto eurozentrischer ist in der Regel seine Perspektive. Humboldts Schriften zeugen von dem fortgesetzten Versuch, dieser Logik zu entgehen. 66 Welche Rolle spielen – zuletzt – Sprachbilder, Tropen und Figuren, rhetorische Verfahren in Humboldts Schreiben? Zum Beispiel geologische Metaphern der Revolution, botanische Metaphern des Kolonialismus? Wie wären Humboldts Schriften stilometrisch zu erforschen und zu visualisieren? Ziel solcher Fragen wäre eine stilistische, rhetorische, gattungspoetische Kartierung seines Gesamtwerks. Die Erschließung der Aufsätze, Artikel und Essays, die in der Berner Ausgabe erstmals umfassend zusammengestellt werden, befindet sich noch in ihren Anfängen. Das gilt erst recht für ihre literaturwissenschaftliche Erforschung.

Abbildungen

Abb. 1–6: Die Hand des Schriftstellers in Gemälden von Carl von Steuben 1812, Joseph Karl Stieler 1843, Eduard Hildebrandt 1848, Eduard Ender ca. 1850, Eduard Hildebrandt 1856 und Julius Schrader 1859, © Photographien public domain via Wikimedia Commons. Abb. 7: Briefliche Erörterungen Humboldts zu seinem Stil; daneben eine Frage bezüglich des Verbleibs der korrigierten Vorrede zu den Kleineren Schriften (1853), BJ Krakau Nachlass Alexander von Humboldt Bd. 14/2 Bl. 192–193, jbc.bj.uj.edu.pl (03.05.2021).

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